Ein Leben im Lichte Liras - - Der Weg eines jungen Bretonen -
Kindheit und Jugend
Es war ein lauer Frühlingsmorgen, als Bruder Dietrich einen seiner Ausflüge ins wildreiche Umland seines geliebten Lirasklosters machte, auf der Suche nach wilden Kräutern und Beeren.
So streifte der über das jugendliche Alter weit hinausgeschrittene Mönch durch Wald und Flur, als er plötzlich ein ungewohntes Geräusch vernahm. Vor einer Höhle, die ein toter und hohler Baum bildete, fand Bruder Dietrich ein paar Wolfsjunge.
Erst erschrocken, sich ängstigend nach der Mutter umschauend, glaubte er beim zweiten Hinsehen seinen Augen nicht mehr trauen zu dürfen. Dort saß, mitten zwischen den herumtollenden Wolfsjungen, ein Menschenkind, das selber nicht viel älter sein mochte, als jene Welpen. Das Kind schien auch keineswegs die Beute der Mutter für die Jungen zu sein, denn es spielte mit herzerweichendem Kinderlachen, griff tapsig nach den Wolfsbabys und tollte mit ihnen umher, als wär es eines von ihnen.
Völlig eingenommen und gebannt von jenem seltsamen Bilde, vergaß Bruder Dietrich beinahe die Mutter. Beinahe. denn als plötzlich die Jungen ruhig wurden, und zu fiepen anfingen, besann er sich, und entfernte sich, mit dem Wind, soweit wie er es für nötig hielt, zwar noch das Schauspiel sehen, aber nicht mehr von der mit den Jungen beschäftigten Mutter gewittert zu werden.
Da kam sie, begleitet von freudiger und liebevoller Begrüßung durch ihre Jungen, und das Kuckucksjunge, das sie behandelte wie ihr eigenes, ja sogar säugte.
Es wurde spät, und Bruder Dietrich wollte wieder zurück ins Kloster, doch war er mit sich im Hader, was er mit dem Jungen tun sollte. Es hier lassen, verwildert bei der Wolfsmutter? Oder es in Menschenobhut bringen, den Weg Liras offenbaren, der sich anscheinend in seltsamer Form ohnehin hier schon zeigte, und damit das Leben des jungen Kindes in sichere Bahnen lenken?
Er mußte nicht lange überlegen, der gutmütige Mönch, und als die Wölfin mit ansteigender Dämmerung sich auf den Weg machte, für ihr Abendmahl zu sorgen, handelte der Mönch, griff sich das Kind vor den Augen der neugierig jaulenden Wolfsjungen, und beeilte sich, vor Einbruch der Nacht, und Heimkehr der Wölfin wieder im Kloster zu sein.
Siebzehn Jahre ist dies nun her. Der Junge, im Kloster bereits zu einem stattlichen und aufgeweckten Jüngling herangewachsen, erhielt damals den Namen jenes Bruders, der ihn fand, und den Zusatz der Umstände, wie man ihn fand.
Wolfdietrich
Jener Junge wurde im Glauben des Liras erzogen, er genoß die Bildung der Mönche, ihre Geschichten, ihr Wissen. Er wandelte frei innerhalb der Klostermauern, und heimlich des Nachts in der näheren Umgebung. Schon damals erkannten die Mönche seine innere Unruhe und bemühten sich darum ihm den erleuchteten Weg zu weisen, ganz besonders sein Ziehvater Dietrich, der den Jungen liebte, und ihm alles Gute zuteil werden ließ, das er von der Welt wußte.
Allerdings wußten die Brüder auch, dass er wohl niemals einer der ihren werden würde, sondern ihm vielmehr die wilde Natur seiner einstigen Ziehmutter, jener Wölfin, innewohnte. Also gaben sie ihm alles für sein Leben mit, daß seine Kraft und sein Energie nicht Gefahr liefen, durch Verblendung oder niedrige Gefühle und Instinkte vom lichten Wege abzukommen.
Nun stand er hier, hinter ihm die Pforten des Klosters, und ein alter trübseliger Ziehvater, der wehmütig seinen Erinnerungen nachhing, und vor ihm? Ja Vor ihm das große Land Bretonia, jenes leuchtende Reich, über das Liras seine Wärme und Liebe erstrahlen ließ. Aber auch jenes Land, über dem immerwieder der Schatten drohte, diesen Segen Liras zu verlieren.
Hier nun wollte der junge und kräftige Wolfdietrich seinen Weg finden, sein Leben dem Lichte weihen. Zügigen Schrittes entfernte er sich vom wohlbekannten und geliebten Kloster, doch größer noch als sein Heimweh, war die Kraft, die ihn hinaus in die weite größtenteils unbekannte Welt zog.
Es war ein lauer Frühlingsmorgen, als Bruder Dietrich einen seiner Ausflüge ins wildreiche Umland seines geliebten Lirasklosters machte, auf der Suche nach wilden Kräutern und Beeren.
So streifte der über das jugendliche Alter weit hinausgeschrittene Mönch durch Wald und Flur, als er plötzlich ein ungewohntes Geräusch vernahm. Vor einer Höhle, die ein toter und hohler Baum bildete, fand Bruder Dietrich ein paar Wolfsjunge.
Erst erschrocken, sich ängstigend nach der Mutter umschauend, glaubte er beim zweiten Hinsehen seinen Augen nicht mehr trauen zu dürfen. Dort saß, mitten zwischen den herumtollenden Wolfsjungen, ein Menschenkind, das selber nicht viel älter sein mochte, als jene Welpen. Das Kind schien auch keineswegs die Beute der Mutter für die Jungen zu sein, denn es spielte mit herzerweichendem Kinderlachen, griff tapsig nach den Wolfsbabys und tollte mit ihnen umher, als wär es eines von ihnen.
Völlig eingenommen und gebannt von jenem seltsamen Bilde, vergaß Bruder Dietrich beinahe die Mutter. Beinahe. denn als plötzlich die Jungen ruhig wurden, und zu fiepen anfingen, besann er sich, und entfernte sich, mit dem Wind, soweit wie er es für nötig hielt, zwar noch das Schauspiel sehen, aber nicht mehr von der mit den Jungen beschäftigten Mutter gewittert zu werden.
Da kam sie, begleitet von freudiger und liebevoller Begrüßung durch ihre Jungen, und das Kuckucksjunge, das sie behandelte wie ihr eigenes, ja sogar säugte.
Es wurde spät, und Bruder Dietrich wollte wieder zurück ins Kloster, doch war er mit sich im Hader, was er mit dem Jungen tun sollte. Es hier lassen, verwildert bei der Wolfsmutter? Oder es in Menschenobhut bringen, den Weg Liras offenbaren, der sich anscheinend in seltsamer Form ohnehin hier schon zeigte, und damit das Leben des jungen Kindes in sichere Bahnen lenken?
Er mußte nicht lange überlegen, der gutmütige Mönch, und als die Wölfin mit ansteigender Dämmerung sich auf den Weg machte, für ihr Abendmahl zu sorgen, handelte der Mönch, griff sich das Kind vor den Augen der neugierig jaulenden Wolfsjungen, und beeilte sich, vor Einbruch der Nacht, und Heimkehr der Wölfin wieder im Kloster zu sein.
Siebzehn Jahre ist dies nun her. Der Junge, im Kloster bereits zu einem stattlichen und aufgeweckten Jüngling herangewachsen, erhielt damals den Namen jenes Bruders, der ihn fand, und den Zusatz der Umstände, wie man ihn fand.
Wolfdietrich
Jener Junge wurde im Glauben des Liras erzogen, er genoß die Bildung der Mönche, ihre Geschichten, ihr Wissen. Er wandelte frei innerhalb der Klostermauern, und heimlich des Nachts in der näheren Umgebung. Schon damals erkannten die Mönche seine innere Unruhe und bemühten sich darum ihm den erleuchteten Weg zu weisen, ganz besonders sein Ziehvater Dietrich, der den Jungen liebte, und ihm alles Gute zuteil werden ließ, das er von der Welt wußte.
Allerdings wußten die Brüder auch, dass er wohl niemals einer der ihren werden würde, sondern ihm vielmehr die wilde Natur seiner einstigen Ziehmutter, jener Wölfin, innewohnte. Also gaben sie ihm alles für sein Leben mit, daß seine Kraft und sein Energie nicht Gefahr liefen, durch Verblendung oder niedrige Gefühle und Instinkte vom lichten Wege abzukommen.
Nun stand er hier, hinter ihm die Pforten des Klosters, und ein alter trübseliger Ziehvater, der wehmütig seinen Erinnerungen nachhing, und vor ihm? Ja Vor ihm das große Land Bretonia, jenes leuchtende Reich, über das Liras seine Wärme und Liebe erstrahlen ließ. Aber auch jenes Land, über dem immerwieder der Schatten drohte, diesen Segen Liras zu verlieren.
Hier nun wollte der junge und kräftige Wolfdietrich seinen Weg finden, sein Leben dem Lichte weihen. Zügigen Schrittes entfernte er sich vom wohlbekannten und geliebten Kloster, doch größer noch als sein Heimweh, war die Kraft, die ihn hinaus in die weite größtenteils unbekannte Welt zog.
Erste Erfahrungen im Umgang mit Fremden
Seltsam war es schon, so fand Wolfdietrich. Kaum hatte er die schützenden Mauern jenes verschlafenen kleinen Klosters verlassen, als sich die ersten Schatten der Welt bereits zeigten. Wenn auch nur im Kleinen.
Er traf weit in den südlichen Ebenen auf eine ungewöhnliche Gruppe von Bretonen, Nordmännern und sogar einem Elfen, ja einem richtigen Elfen. Allerdings warf der erste Eindruck den er erhielt einen Schatten über sein jugendhaftes Gemüt. Gerade von den Nordmännern, von denen er soviel gehört hatte, und um die sich viele Geschichten rankten, über stolze Krieger, unendliche Gastfreundschaft und enormes Ehrverständnis, war er doch eigenartig überrascht. So begegneten sie dem jugnen Wolfdietrich mit Spott, wegen seines Namens, dann beinahe mit Feindseligkeit, da er sich offensichtlich nicht verspotten lassen wollte. Ihm wurden Vorwürfe gemacht, bezüglich des Königs der Bretonen, mit dem er ja nun wahrlich absolut nichts zu tun haben konnte. Selbst als er in jugendlicher Unverfänglichkeit offen und ehrlich sagte, dass ihn die Feindseligkeit der Nordmannen, die er hier erfuhr sehr wundere, warfen sie ihm vor, jenen seltsamen Hetzschriften dieses verlogenen Lords Torbrin Glauben zu schenken, ohne anscheinend erkennen zu wollen, dass er nichts anderes wiedergab, als das was sie ihn gerade erleben ließen.
Kurz, es entstand eine eisige Stimmung in der Gruppe, die sich auch bis zum Abschied Wolfdetrichs nicht zu legen vermochte. Auch war dort ein Bretone, Eldorian, den Name vergaß Wolfdietrich nicht, genausowenig wie die der Nordmänner und des Elfen. Jedenfalls war jener Bretone ein erklärter Freund der Nordmänner, und schien Wolfdietrich ähnlich kühl gegenüberzutreten. Doch entspann sich bald ein Disput innerhalb der Gruppe, der wohl tief schwelende Vorwürfe zutage brachte.
Wolfdietrich beschloß, nicht länger unwillkommener Gast, und Störer des Friedens innerhalb jener Gruppe sein zu wollen und machte sich seltsam betroffen wieder davon.
Ganz anders erging es ihm Tags darauf. Wieder durchstreifte er den Süden, sogar noch viel weiter als zuvor, bis in jenen sagenumwobenen Tiefenwald. Gebannt von der stillen Kraft jenes Waldes verlor der junge Recke wohl ein wenig an Aufmerksamkeit, und wurde prompt gestraft, als ihn ein wütender Bär angriff, er mußte ihm wohl unbeabsichtigt zu nahe gekommen sein. Schon sah Wolfdietrich sich erschlagen und aufgefressen, als plötzlich aus dem Dickicht eine stattliche Gestalt hervorbrach, wild den Hammer schwingend und den Bären attackierend und in die Flucht schlagend.
Ganz sicher, das war ein Nordmann, so einer, wie Wolfdietrich sich ihn immer vorgestellt hatte während der Erzählungen seines Ziehvaters. Nicht kalt gegenüber Fremden, nicht zerrissen in Streitereien. Nein dieser Nordmann war warmherzig, freundlich, er rettete bei eigener Gefahr das Leben eines Fremden.
Wolfdietrich dankte Liras für jenen Helfer, und dankte Arvid, so nannte sich jener Nordmann, der wohl ein Heiler war, gar kein richtiger Krieger, für seinen selbstlosen Einsatz.
Arvid gab dem Jungen den gutgemeinten Hinweis vorsichtiger zu sein, sich nicht allein so weit in die Wildnis zu wagen. Und als Wolfdietrich sich und sein Wollen vorgestellt hatte, entstand ein unheimlich aufschlussreiches Gespräch, beide Seiten schienen einander zu begutachten, mit Fragen besser verstehen zu wollen. Neugierde und Offenheit schien beide zu beseelen.
Sie sprachen lange, über vieles, über die Welt, die Götter und die Himmel, weniger über ihr eigenes Leben, denn dem was ihre Augen sahen.
Freundschaft? Nein, dafür reichte dies eine Treffen gewiß nicht aus, aber Verständnis, Interesse, und irgend etwas, wie, ja was war es, Verwandtheit ? Zumindest tiefe Dankbarkeit!
Wolfdietrich beschloß, nachdem sich die beiden freundlich und offen voneinander verabschiedet hatten, sich jenen Nordmann immer im Gedächtnis zu behalten, vielleicht würde Liras sie eines Tages wieder zusammenführen.
Doch vorher hatte Wolfdietrich weiter seinem Ziel zu folgen. Noch hatte die Kirche nicht geantwortet, noch ist er nicht durch Zufall einem Ritter Liras´ begegnet. Er würde weitersuchen!
Seltsam war es schon, so fand Wolfdietrich. Kaum hatte er die schützenden Mauern jenes verschlafenen kleinen Klosters verlassen, als sich die ersten Schatten der Welt bereits zeigten. Wenn auch nur im Kleinen.
Er traf weit in den südlichen Ebenen auf eine ungewöhnliche Gruppe von Bretonen, Nordmännern und sogar einem Elfen, ja einem richtigen Elfen. Allerdings warf der erste Eindruck den er erhielt einen Schatten über sein jugendhaftes Gemüt. Gerade von den Nordmännern, von denen er soviel gehört hatte, und um die sich viele Geschichten rankten, über stolze Krieger, unendliche Gastfreundschaft und enormes Ehrverständnis, war er doch eigenartig überrascht. So begegneten sie dem jugnen Wolfdietrich mit Spott, wegen seines Namens, dann beinahe mit Feindseligkeit, da er sich offensichtlich nicht verspotten lassen wollte. Ihm wurden Vorwürfe gemacht, bezüglich des Königs der Bretonen, mit dem er ja nun wahrlich absolut nichts zu tun haben konnte. Selbst als er in jugendlicher Unverfänglichkeit offen und ehrlich sagte, dass ihn die Feindseligkeit der Nordmannen, die er hier erfuhr sehr wundere, warfen sie ihm vor, jenen seltsamen Hetzschriften dieses verlogenen Lords Torbrin Glauben zu schenken, ohne anscheinend erkennen zu wollen, dass er nichts anderes wiedergab, als das was sie ihn gerade erleben ließen.
Kurz, es entstand eine eisige Stimmung in der Gruppe, die sich auch bis zum Abschied Wolfdetrichs nicht zu legen vermochte. Auch war dort ein Bretone, Eldorian, den Name vergaß Wolfdietrich nicht, genausowenig wie die der Nordmänner und des Elfen. Jedenfalls war jener Bretone ein erklärter Freund der Nordmänner, und schien Wolfdietrich ähnlich kühl gegenüberzutreten. Doch entspann sich bald ein Disput innerhalb der Gruppe, der wohl tief schwelende Vorwürfe zutage brachte.
Wolfdietrich beschloß, nicht länger unwillkommener Gast, und Störer des Friedens innerhalb jener Gruppe sein zu wollen und machte sich seltsam betroffen wieder davon.
Ganz anders erging es ihm Tags darauf. Wieder durchstreifte er den Süden, sogar noch viel weiter als zuvor, bis in jenen sagenumwobenen Tiefenwald. Gebannt von der stillen Kraft jenes Waldes verlor der junge Recke wohl ein wenig an Aufmerksamkeit, und wurde prompt gestraft, als ihn ein wütender Bär angriff, er mußte ihm wohl unbeabsichtigt zu nahe gekommen sein. Schon sah Wolfdietrich sich erschlagen und aufgefressen, als plötzlich aus dem Dickicht eine stattliche Gestalt hervorbrach, wild den Hammer schwingend und den Bären attackierend und in die Flucht schlagend.
Ganz sicher, das war ein Nordmann, so einer, wie Wolfdietrich sich ihn immer vorgestellt hatte während der Erzählungen seines Ziehvaters. Nicht kalt gegenüber Fremden, nicht zerrissen in Streitereien. Nein dieser Nordmann war warmherzig, freundlich, er rettete bei eigener Gefahr das Leben eines Fremden.
Wolfdietrich dankte Liras für jenen Helfer, und dankte Arvid, so nannte sich jener Nordmann, der wohl ein Heiler war, gar kein richtiger Krieger, für seinen selbstlosen Einsatz.
Arvid gab dem Jungen den gutgemeinten Hinweis vorsichtiger zu sein, sich nicht allein so weit in die Wildnis zu wagen. Und als Wolfdietrich sich und sein Wollen vorgestellt hatte, entstand ein unheimlich aufschlussreiches Gespräch, beide Seiten schienen einander zu begutachten, mit Fragen besser verstehen zu wollen. Neugierde und Offenheit schien beide zu beseelen.
Sie sprachen lange, über vieles, über die Welt, die Götter und die Himmel, weniger über ihr eigenes Leben, denn dem was ihre Augen sahen.
Freundschaft? Nein, dafür reichte dies eine Treffen gewiß nicht aus, aber Verständnis, Interesse, und irgend etwas, wie, ja was war es, Verwandtheit ? Zumindest tiefe Dankbarkeit!
Wolfdietrich beschloß, nachdem sich die beiden freundlich und offen voneinander verabschiedet hatten, sich jenen Nordmann immer im Gedächtnis zu behalten, vielleicht würde Liras sie eines Tages wieder zusammenführen.
Doch vorher hatte Wolfdietrich weiter seinem Ziel zu folgen. Noch hatte die Kirche nicht geantwortet, noch ist er nicht durch Zufall einem Ritter Liras´ begegnet. Er würde weitersuchen!
Enttäuschung und Hoffnung
Vieles ereignete sich im Leben des jungen Wolfdietrich. Nicht alles so, wie er es sich wünschte, doch gewiß so, wie Liras es ihm vorbestimmt hatte, dessen war er sich sicher!
Ersteinmal traf er auf immer mehr wundersame Gestalten in der großen Welt Bretonias. Auf Elfen, Zwerge, Nordmannen, sogar einen Ork sah er, als er zusammen mit einer Elfe einem eigenartigen Katzenwesen half, das sich den Knöchel verletzt hatte.
Allerdings wurde sein sehnlichster Wunsch bisher noch nicht erfüllt. Die Kirche hatte ihm absagen müssen, sich seine Fähigkeiten als Knappe dienstbar zu machen. Keiner der ohnehin wenigen Paladine konnte einen weiteren Knappen aufnehmen. Für das Kloster war er nicht geschaffen, denn der Lehrstuhl, und das kalte Schreibpult drückten doch arg auf sein lebhaftes Wesen.
Also hatte er begonnen, sich selbst zu schulen, so gut es ging, er lernte den Umgang mit der Waffe allerdings mehr schlecht als Recht, er streifte durch das Land, die Lehre und Liebe Liras zu verbreiten, zu helfen, wem die Hilfe Not tat.
Dann kam ein Abend, an dem er in Eisendorf einer größeren Gruppe begegnete, dort waren Tharon, ein Zwerg, zwei Elfen, später kam auch die Elfin aus dem Wald Alelile, und man lud ihn ein, am Feuer Platz zu nehmen. Dort saß er nun, neben einem großen, und wenig redseligen Nordmann, den die anderen Donar nannten.
Der erste der sich über Wolfdietrichs Namen nicht lustig zu machen schien, nach Arvid. Allerdings starrte jener Mann nur abwesend in die Flammen, sich den wunden Arm reibend.
Das war allerdings bei weitem noch nicht alles. Ein Mann namens Eldorian, Wolfdietrich war ihm einst in den Ebenen begegnet, gründete kurze Zeit darauf den Orden der Drachenritter, unter dem Schutze Marachs, eines riesigen Drachens. Die Brüder des Lirasklosters sandten Wolfdietrich als Boten des Glückwunsches und des Segens zu jener Gründungsfeier, nördlich der schwerbewachten Brücke. Das war nicht nur eine große Ehre für Wolfdietrich, sondern auch ein überragendes Ereignis.
Zumindest bis zu jenem Punkt, an dem die Anhänger der Drachen zu Rittern oder Knappen geschlagen wurden. Da betrübte den Jungen sein eigenes Schicksal, das ihm jene Gabe nicht gestatten wollte.
So saß er denn nach der offiziellen Gratulation, die der Drachenritter Eldorian dankbar entgegennahm, mit dem Wunsch, auf gute künftige Zusammenarbeit mit der Liraskirche, ein wenig abseits, und hing seinen Gedanken nach.
In jenem Augenblick setzte sich der Nordmann Donar zu ihm, den der Junge vorher gar nicht bemerkt hatte, und schien wohl dessen Gedanken lesen zu können als er leise aber ernsthaft sagte:
"Auch Deine Zeit wird kommen, junger Wolfdietrich. Wenn nur Deine Geduld so stark ist, wie Dein Glaube scheint, und Du dem Pfad Deines Gottes folgen magst, Dann wird auch Dich eines Tages der Ritterschlag erwarten."
Das war es, was der schweigsame Nordmann dem erstaunten Jungen beinahe väterlich sagte, mehr nicht.
Doch es reichte Wolfdietrich, ein wenig zuversichtlicher dem Morgen entgegenzublicken. Kraft zu finden, dem Wege Liras und seiner Bestimmung weiter aufrecht zu folgen.
Vieles ereignete sich im Leben des jungen Wolfdietrich. Nicht alles so, wie er es sich wünschte, doch gewiß so, wie Liras es ihm vorbestimmt hatte, dessen war er sich sicher!
Ersteinmal traf er auf immer mehr wundersame Gestalten in der großen Welt Bretonias. Auf Elfen, Zwerge, Nordmannen, sogar einen Ork sah er, als er zusammen mit einer Elfe einem eigenartigen Katzenwesen half, das sich den Knöchel verletzt hatte.
Allerdings wurde sein sehnlichster Wunsch bisher noch nicht erfüllt. Die Kirche hatte ihm absagen müssen, sich seine Fähigkeiten als Knappe dienstbar zu machen. Keiner der ohnehin wenigen Paladine konnte einen weiteren Knappen aufnehmen. Für das Kloster war er nicht geschaffen, denn der Lehrstuhl, und das kalte Schreibpult drückten doch arg auf sein lebhaftes Wesen.
Also hatte er begonnen, sich selbst zu schulen, so gut es ging, er lernte den Umgang mit der Waffe allerdings mehr schlecht als Recht, er streifte durch das Land, die Lehre und Liebe Liras zu verbreiten, zu helfen, wem die Hilfe Not tat.
Dann kam ein Abend, an dem er in Eisendorf einer größeren Gruppe begegnete, dort waren Tharon, ein Zwerg, zwei Elfen, später kam auch die Elfin aus dem Wald Alelile, und man lud ihn ein, am Feuer Platz zu nehmen. Dort saß er nun, neben einem großen, und wenig redseligen Nordmann, den die anderen Donar nannten.
Der erste der sich über Wolfdietrichs Namen nicht lustig zu machen schien, nach Arvid. Allerdings starrte jener Mann nur abwesend in die Flammen, sich den wunden Arm reibend.
Das war allerdings bei weitem noch nicht alles. Ein Mann namens Eldorian, Wolfdietrich war ihm einst in den Ebenen begegnet, gründete kurze Zeit darauf den Orden der Drachenritter, unter dem Schutze Marachs, eines riesigen Drachens. Die Brüder des Lirasklosters sandten Wolfdietrich als Boten des Glückwunsches und des Segens zu jener Gründungsfeier, nördlich der schwerbewachten Brücke. Das war nicht nur eine große Ehre für Wolfdietrich, sondern auch ein überragendes Ereignis.
Zumindest bis zu jenem Punkt, an dem die Anhänger der Drachen zu Rittern oder Knappen geschlagen wurden. Da betrübte den Jungen sein eigenes Schicksal, das ihm jene Gabe nicht gestatten wollte.
So saß er denn nach der offiziellen Gratulation, die der Drachenritter Eldorian dankbar entgegennahm, mit dem Wunsch, auf gute künftige Zusammenarbeit mit der Liraskirche, ein wenig abseits, und hing seinen Gedanken nach.
In jenem Augenblick setzte sich der Nordmann Donar zu ihm, den der Junge vorher gar nicht bemerkt hatte, und schien wohl dessen Gedanken lesen zu können als er leise aber ernsthaft sagte:
"Auch Deine Zeit wird kommen, junger Wolfdietrich. Wenn nur Deine Geduld so stark ist, wie Dein Glaube scheint, und Du dem Pfad Deines Gottes folgen magst, Dann wird auch Dich eines Tages der Ritterschlag erwarten."
Das war es, was der schweigsame Nordmann dem erstaunten Jungen beinahe väterlich sagte, mehr nicht.
Doch es reichte Wolfdietrich, ein wenig zuversichtlicher dem Morgen entgegenzublicken. Kraft zu finden, dem Wege Liras und seiner Bestimmung weiter aufrecht zu folgen.
Beginn der Ausbildung
Wolfdietrich konnte es noch immer nicht fassen, er steckte bis zum Hals in Arbeit. Roan sah er nur selten und wenn, auch nur flüchtig, aber das spielte keine Rolle, er hatte genug mit sich selbst zu tun. Er half mit einigen anderen Knappen in den Ställen des Hauses Carmon, die Pferde füttern, bürsten und die Ställe ausmisten, er unterstützte die Mönche im Hospital, pflegte die Kranken und spendete ihnen Trost, verteilte Essen und Almosen in den Armenhäusern, putzte Waffen und Rüstungen der Paladine, hielt die Ordnung in den Unterkünften, und wenn das Licht der Sonne bereits die Oberfläche verlassen hatte, dann saß er noch Stunden in der kleinen Kammer und lernte, studierte die Schriften der Kirche, las die Gesetze Bretonias, den Kodex der Liraspaladine. Und einmal in der Woche, am letzten Tag, da gab es das Waffentraining, harte aber lehrreiche Unterweisungen , von einem Paladin geleitet.
So erschöpft die Jungen auch waren, so sehr fieberten sie jenem Tag entgegen. Das Waffentraining ließ die Anstrengungen der vergangenen Woche förmlich von ihnen abfallen.
Das Leben als Knappe und vielleicht künftiger Diener der Kirche als Paladin war nicht einfach, im Gegenteil, es forderte Wolfdietrich ungemein, es zehrte an seinen Kräften, aber seinen Glauben stärkte es mehr und mehr, der Junge liebte die Arbeiten, er ging in ihnen auf, sein ganzes Wesen wurde beansprucht, doch je mehr er zu tun hatte, je anstrengender es wurde, umso eifriger erfüllte er seine Pflichten, das mochte auch seinen Ausblidern nicht entgangen sein.
Er wußte, daß er helfen konnte, gutes zu tun, daß es an ihm war, die Kirche des Liras und das Hause Carmon dereinst um einen weiteren stolzen Paladin zu bereichern. Aber der Weg war noch sehr lang ...
Wolfdietrich konnte es noch immer nicht fassen, er steckte bis zum Hals in Arbeit. Roan sah er nur selten und wenn, auch nur flüchtig, aber das spielte keine Rolle, er hatte genug mit sich selbst zu tun. Er half mit einigen anderen Knappen in den Ställen des Hauses Carmon, die Pferde füttern, bürsten und die Ställe ausmisten, er unterstützte die Mönche im Hospital, pflegte die Kranken und spendete ihnen Trost, verteilte Essen und Almosen in den Armenhäusern, putzte Waffen und Rüstungen der Paladine, hielt die Ordnung in den Unterkünften, und wenn das Licht der Sonne bereits die Oberfläche verlassen hatte, dann saß er noch Stunden in der kleinen Kammer und lernte, studierte die Schriften der Kirche, las die Gesetze Bretonias, den Kodex der Liraspaladine. Und einmal in der Woche, am letzten Tag, da gab es das Waffentraining, harte aber lehrreiche Unterweisungen , von einem Paladin geleitet.
So erschöpft die Jungen auch waren, so sehr fieberten sie jenem Tag entgegen. Das Waffentraining ließ die Anstrengungen der vergangenen Woche förmlich von ihnen abfallen.
Das Leben als Knappe und vielleicht künftiger Diener der Kirche als Paladin war nicht einfach, im Gegenteil, es forderte Wolfdietrich ungemein, es zehrte an seinen Kräften, aber seinen Glauben stärkte es mehr und mehr, der Junge liebte die Arbeiten, er ging in ihnen auf, sein ganzes Wesen wurde beansprucht, doch je mehr er zu tun hatte, je anstrengender es wurde, umso eifriger erfüllte er seine Pflichten, das mochte auch seinen Ausblidern nicht entgangen sein.
Er wußte, daß er helfen konnte, gutes zu tun, daß es an ihm war, die Kirche des Liras und das Hause Carmon dereinst um einen weiteren stolzen Paladin zu bereichern. Aber der Weg war noch sehr lang ...
Knappe Roans von Carmon
Lange schon währt die Ausbildung, viel gelernt hatte Wolfdietrich nun schon, sein Körper war gestählt durch die harten Lehrstunden, sein Geist und Verstand wurde durch langes und intensives Studium geschult.
Wolfdietrich begann sich durch diese Ausbildung zu verändern, er wurde geformt, war nicht mehr der ungestüme Jüngling, sondern wurde ernsthafter, noch schweigsamer.
Mochte es diese Veränderung sein, oder die Gunst Liras, Roan von Carmon schien den jungen Knappen Wolfdietrich mehr und mehr wahrzunehmen. Sei es nur ein freundliches Wort beim Essen, ein gutgemeinter Rat bei den Kampfesübungen, oder eine schwere Frage, die er Wolfdietrich zu lösen aufgab.
Doch was gestern geschah übertraf selbst Wolfdietrichs kühnste Vorstellungen. Sie waren in der Abtei verabredet, er sollte Rüstung und Schwert mitführen.
Die Rüstung? Nicht das Kettenhemd für die Übungen, sondern die Rüstung, die ihm als Knappe zu tragen noch gar nicht zusteht, dann das edle Zweihandschwert. Wolfdietrich war innerlich aufgewühlt, wenn auch äußerlich beherrscht.
In der Abtei begegnete er vorher noch dem Mönch Zardan, und dem Huskarl Rodod, ja das war wirklich eigenartig, keine zwei Kilometer weiter standen große Truppenteile der Bretonen, die allgemeine Lage war zum Zerreissen gespannt, und mitten in Bretonia ging der Huskarl umher, bewaffnet und gerüstet.
Roan erschien, ebenso überrascht den Nordmann zu sehen, wünschte ihm aber höflich gutes Geleit. Roan forderte Wolfdietrich, der noch immer in seiner Lehrlingsrobe dastand auf, seine Rüstung anzulegen, und ihn zu begleiten. Sie wollten einen Nordmannen treffen, Tharon Radulffson. Sie trafen ihn vor einem nahen Stall. Man grüßte einander höflich, doch irgendwie reserviert. Es war also bereits so gekommen, wie Wolfdietrich es dem wohl bekannten Nordmann am Tage des Flohmarktes erzählte - Jeder hätte seinen Platz treu einzunehmen, unabhängig davon welche persönlichen Bande und Gefühle ihn abzuhalten versuchten.
Roan und Tharon unterhielten sich lange, es diente wohl mehr dem Austausch, als einer Verhandlung. Man sicherte sich zu, diesen Krieg nicht zu wollen, und alles was noch möglich wäre, daran zu setzen die Gefahr des Krieges und das Damokles-Schwert das in Form des Hauses Torbrin über den Völkern hing zu beseitigen. Allerdings war es ein eher kühles, abwägendes Gespräch, an dem Wolfdietrich sich nicht beteiligte, denn er beobachtete die Umgebung, aber er nahm sowohl die Stimmung, als auch die Worte deutlich wahr.
Man verabschiedete sich förmlich voneinander.
Roan sprach noch einige Zeit mit Wolfdietrich darüber, fragte ihn nach seiner Meinung und hörte aufmerksam zu. Er fordete den jungen Knappen auf, ihm in die Stadt zu folgen, und Wolfdietrich wurde die Ehre zuteil, bei der Berichterstattung Roans von Carmon, vor dem König der Bretonen, Lerhon, anwesend sein zu dürfen.
Und darüber hinaus richtete Lerhon sogar höchstselbst das Wort an Wolfdietrich, und befragte ihn nach seinen Ansichten.
Unglaublich, zuerst ein wenig unsicher, sich aber doch schnell fassend, und selbstbewußt auftretend, stand er dem König Rede und Antwort, gleich seinem Herrn Roan.
Man unterhiet sich lange über die Möglichkeiten, Gefahren, des Konfliktes und drohenden Krieges.
Die Zukunft offenbarte sich als ungewiß und getragen von schwerwiegenden Entscheidungen.
Erschöpft vom Tag und seinen Ereignissen, aber hellwach lag Wolfdietrich noch tief in der Nacht auf seinem Lager - als wäre es ein Traum gewesen - er suchte nach Licht - und fand bald den Schlaf.
Lange schon währt die Ausbildung, viel gelernt hatte Wolfdietrich nun schon, sein Körper war gestählt durch die harten Lehrstunden, sein Geist und Verstand wurde durch langes und intensives Studium geschult.
Wolfdietrich begann sich durch diese Ausbildung zu verändern, er wurde geformt, war nicht mehr der ungestüme Jüngling, sondern wurde ernsthafter, noch schweigsamer.
Mochte es diese Veränderung sein, oder die Gunst Liras, Roan von Carmon schien den jungen Knappen Wolfdietrich mehr und mehr wahrzunehmen. Sei es nur ein freundliches Wort beim Essen, ein gutgemeinter Rat bei den Kampfesübungen, oder eine schwere Frage, die er Wolfdietrich zu lösen aufgab.
Doch was gestern geschah übertraf selbst Wolfdietrichs kühnste Vorstellungen. Sie waren in der Abtei verabredet, er sollte Rüstung und Schwert mitführen.
Die Rüstung? Nicht das Kettenhemd für die Übungen, sondern die Rüstung, die ihm als Knappe zu tragen noch gar nicht zusteht, dann das edle Zweihandschwert. Wolfdietrich war innerlich aufgewühlt, wenn auch äußerlich beherrscht.
In der Abtei begegnete er vorher noch dem Mönch Zardan, und dem Huskarl Rodod, ja das war wirklich eigenartig, keine zwei Kilometer weiter standen große Truppenteile der Bretonen, die allgemeine Lage war zum Zerreissen gespannt, und mitten in Bretonia ging der Huskarl umher, bewaffnet und gerüstet.
Roan erschien, ebenso überrascht den Nordmann zu sehen, wünschte ihm aber höflich gutes Geleit. Roan forderte Wolfdietrich, der noch immer in seiner Lehrlingsrobe dastand auf, seine Rüstung anzulegen, und ihn zu begleiten. Sie wollten einen Nordmannen treffen, Tharon Radulffson. Sie trafen ihn vor einem nahen Stall. Man grüßte einander höflich, doch irgendwie reserviert. Es war also bereits so gekommen, wie Wolfdietrich es dem wohl bekannten Nordmann am Tage des Flohmarktes erzählte - Jeder hätte seinen Platz treu einzunehmen, unabhängig davon welche persönlichen Bande und Gefühle ihn abzuhalten versuchten.
Roan und Tharon unterhielten sich lange, es diente wohl mehr dem Austausch, als einer Verhandlung. Man sicherte sich zu, diesen Krieg nicht zu wollen, und alles was noch möglich wäre, daran zu setzen die Gefahr des Krieges und das Damokles-Schwert das in Form des Hauses Torbrin über den Völkern hing zu beseitigen. Allerdings war es ein eher kühles, abwägendes Gespräch, an dem Wolfdietrich sich nicht beteiligte, denn er beobachtete die Umgebung, aber er nahm sowohl die Stimmung, als auch die Worte deutlich wahr.
Man verabschiedete sich förmlich voneinander.
Roan sprach noch einige Zeit mit Wolfdietrich darüber, fragte ihn nach seiner Meinung und hörte aufmerksam zu. Er fordete den jungen Knappen auf, ihm in die Stadt zu folgen, und Wolfdietrich wurde die Ehre zuteil, bei der Berichterstattung Roans von Carmon, vor dem König der Bretonen, Lerhon, anwesend sein zu dürfen.
Und darüber hinaus richtete Lerhon sogar höchstselbst das Wort an Wolfdietrich, und befragte ihn nach seinen Ansichten.
Unglaublich, zuerst ein wenig unsicher, sich aber doch schnell fassend, und selbstbewußt auftretend, stand er dem König Rede und Antwort, gleich seinem Herrn Roan.
Man unterhiet sich lange über die Möglichkeiten, Gefahren, des Konfliktes und drohenden Krieges.
Die Zukunft offenbarte sich als ungewiß und getragen von schwerwiegenden Entscheidungen.
Erschöpft vom Tag und seinen Ereignissen, aber hellwach lag Wolfdietrich noch tief in der Nacht auf seinem Lager - als wäre es ein Traum gewesen - er suchte nach Licht - und fand bald den Schlaf.
Düstere Zeiten
Wolfdietrich begann nun mehr und mehr zu begreifen, welch Schatten in der Welt lauerten, und welch Aufgabe es war, das Licht Liras in die Welt tragen zu wollen.
Nicht nur, daß die Zeit, in der er lebte gezeichnet war von Konflikten, drohenden Gefahren, zerfallenen Freundschaften. Nein, auch daß er das entsetzliche Bild sehen mußte, das die abgeschlachteten Soldaten boten, die er nördlich von Eidalech fand, und dass der einzige Überlebende, den er selbst in einem Gebüsch, unweit des Schlachtfeldes fand, bis zur Unkenntlichkeit zerschlagen, und was noch schlimmer war, seiner einst starken Seele beraubt, war.
Hätte Wolfdietrich nicht jenen starken Glauben an das Gute besessen, er würde sich leicht hinreißen lassen haben können, von der Angst und dem Grauen, das jenen fast genesenen jungen Mann beseelte.
Arend, so hieß der Mann, war einst Soldat, jung und stolz, hatte eine geliebte Frau in seinem Dorf und strotzte vor Kraft und Selbstbewußtsein. Das erfuhr Wolfdietrich in den langen Gesprächen im Klostergarten von dem jungen Arend, der nurmehr ein Schatten seiner früheren Persönlichkeit war.
Jene Erelbnisse mochten ihn völlig zerstört haben, doch Wolfdietrich vertraute auf die Kraft Liras´, den Glauben an das Gute, und so verbrachte er viel Zeit mit Arend, um helfen zu können, seine Kraft zurückzugewinnen.
Doch die Vergangenheit, das grausige Erleben auf der Straße nach Norden, schien den jungen Mann wieder einzuholen. Es begannen Leute nach ihm zu fragen, nachdem was er gesehen hatte. Sogar Nordmannen - die sich ohnehin seltsamerweise schwer gerüstet in einem neutralen Dorf der Zwerge blicken ließen.
Das Dorf mochte neutral sein, aber welcher bretonische Soldat würde jene bis an die Zähne bewaffneten Hünen in dieser Zeit arglos nach Süden marschieren lassen?
Wolfdietrich war sich in Bezug auf die Nordmannen nicht mehr so sicher, wie er es einst war, als sie nach anfänglichen Schwierigkeiten einander kennen- und achten lernten. Auch sie lauschten dem Gespräch, das eine junge Frau bezugnehmend auf Arend entfachte.
Auch die Nordmannen wußten von jenen Wesen, die Arend so sehr fürchtete.
Der junge Lirasnovize war von seinen Gefühlen hin und hergerissen - sollte er den Nordmannen und jener Frau erzählen, was er wußte? Sollte er ihnen helfen, bei ihren Nachforschungen? Oder war die Ungewißheit über Herkunft und Ziel jener Wesen zu gefährlich, um geheime Informationen mit jedermann zu teilen?
Wolfdietrichs kühler Verstand entschied für seine berechnende und schweigsame Haltung. Bretonia stand am Abgrund zu einem Krieg, mit seinen einstigen Freunden. Die Freundschaft war, für jedermann spürbar, deutlich erkaltet, und man traf die Nordmannen selbst auf neutralem Gebiet schwer gerüstet.
Liras war der lichte Gott der Bretonen - er liebte alle Menschen und Wesen, selbst die Bösen, doch würde er wohl seine Gunst nur jenen erweisen, die ihn nicht leugneten - so dachte der junge Novize.
Er wandte sich an Annieshe, denn er wollte ihr helfen. Auch wenn er sie kaum kannte, irgendetwas in ihm drängte ihn, ihr zu vertrauen. Anders als bei den Nordmannen, denen er seit ihrem vermummten Auftreten in Bretonia eher mit Vorsicht gegenübertrat, auch wenn er nicht wollte - er mußte.
Roan von Carmon war der einzige Mensch, dem er arglos vertraute, seit sein Ziehvater Dietrich verstorben war.
Er würde Rat wissen, und dem suchenden Wolfdietrich Trost und Zuversicht spenden können.
Und dann war da noch Amalia, die Frau Arends, das arme Geschöpf, das auf Wunsch ihres Mannes nichts von dessen Verbleib erfahren sollte, bis jener selbst bereit dafür war.
Wolfdietrich wußte, diesmal würde er einen Menschen belügen müssen, um das Wohl eines anderen.
Wolfdietrich begann nun mehr und mehr zu begreifen, welch Schatten in der Welt lauerten, und welch Aufgabe es war, das Licht Liras in die Welt tragen zu wollen.
Nicht nur, daß die Zeit, in der er lebte gezeichnet war von Konflikten, drohenden Gefahren, zerfallenen Freundschaften. Nein, auch daß er das entsetzliche Bild sehen mußte, das die abgeschlachteten Soldaten boten, die er nördlich von Eidalech fand, und dass der einzige Überlebende, den er selbst in einem Gebüsch, unweit des Schlachtfeldes fand, bis zur Unkenntlichkeit zerschlagen, und was noch schlimmer war, seiner einst starken Seele beraubt, war.
Hätte Wolfdietrich nicht jenen starken Glauben an das Gute besessen, er würde sich leicht hinreißen lassen haben können, von der Angst und dem Grauen, das jenen fast genesenen jungen Mann beseelte.
Arend, so hieß der Mann, war einst Soldat, jung und stolz, hatte eine geliebte Frau in seinem Dorf und strotzte vor Kraft und Selbstbewußtsein. Das erfuhr Wolfdietrich in den langen Gesprächen im Klostergarten von dem jungen Arend, der nurmehr ein Schatten seiner früheren Persönlichkeit war.
Jene Erelbnisse mochten ihn völlig zerstört haben, doch Wolfdietrich vertraute auf die Kraft Liras´, den Glauben an das Gute, und so verbrachte er viel Zeit mit Arend, um helfen zu können, seine Kraft zurückzugewinnen.
Doch die Vergangenheit, das grausige Erleben auf der Straße nach Norden, schien den jungen Mann wieder einzuholen. Es begannen Leute nach ihm zu fragen, nachdem was er gesehen hatte. Sogar Nordmannen - die sich ohnehin seltsamerweise schwer gerüstet in einem neutralen Dorf der Zwerge blicken ließen.
Das Dorf mochte neutral sein, aber welcher bretonische Soldat würde jene bis an die Zähne bewaffneten Hünen in dieser Zeit arglos nach Süden marschieren lassen?
Wolfdietrich war sich in Bezug auf die Nordmannen nicht mehr so sicher, wie er es einst war, als sie nach anfänglichen Schwierigkeiten einander kennen- und achten lernten. Auch sie lauschten dem Gespräch, das eine junge Frau bezugnehmend auf Arend entfachte.
Auch die Nordmannen wußten von jenen Wesen, die Arend so sehr fürchtete.
Der junge Lirasnovize war von seinen Gefühlen hin und hergerissen - sollte er den Nordmannen und jener Frau erzählen, was er wußte? Sollte er ihnen helfen, bei ihren Nachforschungen? Oder war die Ungewißheit über Herkunft und Ziel jener Wesen zu gefährlich, um geheime Informationen mit jedermann zu teilen?
Wolfdietrichs kühler Verstand entschied für seine berechnende und schweigsame Haltung. Bretonia stand am Abgrund zu einem Krieg, mit seinen einstigen Freunden. Die Freundschaft war, für jedermann spürbar, deutlich erkaltet, und man traf die Nordmannen selbst auf neutralem Gebiet schwer gerüstet.
Liras war der lichte Gott der Bretonen - er liebte alle Menschen und Wesen, selbst die Bösen, doch würde er wohl seine Gunst nur jenen erweisen, die ihn nicht leugneten - so dachte der junge Novize.
Er wandte sich an Annieshe, denn er wollte ihr helfen. Auch wenn er sie kaum kannte, irgendetwas in ihm drängte ihn, ihr zu vertrauen. Anders als bei den Nordmannen, denen er seit ihrem vermummten Auftreten in Bretonia eher mit Vorsicht gegenübertrat, auch wenn er nicht wollte - er mußte.
Roan von Carmon war der einzige Mensch, dem er arglos vertraute, seit sein Ziehvater Dietrich verstorben war.
Er würde Rat wissen, und dem suchenden Wolfdietrich Trost und Zuversicht spenden können.
Und dann war da noch Amalia, die Frau Arends, das arme Geschöpf, das auf Wunsch ihres Mannes nichts von dessen Verbleib erfahren sollte, bis jener selbst bereit dafür war.
Wolfdietrich wußte, diesmal würde er einen Menschen belügen müssen, um das Wohl eines anderen.
Seltsame Entwicklungen
Spät am Abend saß Wolfdietrich noch bei dämmerigem Kerzenschein über den Büchern. Tagsüber arbeitete er, nahm an Übngen teil, zog durchs Land, den Menschen helfend und Trost spendend, und am Abend bis spät in die Nacht beschäftigte er sich mit dem Studieren der Schriften des Klosters. Vieles stand darin, über den Glauben, das Gleichgewicht der Götter, die Geschichte Bretonias. Doch immerwieder nahmen seine Gedanken andere Wege, jene seiner Erlebnisse.
Viele Tage sind ins Land gezogen einiges hatte sich ereignet. Die Zeit bot keine Ruhe!
Der Konflikt zwischen den beiden benachbarten Völkern der Bretonen und der Nordmannen schien vorübergehend beigelegt zu sein, was wohl mit den Vorbereitungen der Nordmannen für eine lange Reise zusammenhing. Ja, Wolfdietrich hatte die Nordmannen kennengelernt, unter wechselndem Licht, guten und weniger guten Erfahrungen. Sie konnten gute Seelen sein, doch ihre Sturheit war stets ein Stein, auf dem Weg einer Verständigung. Der junge Lirasnovize war sich sicher, dass es gut war, dass ein Großteil der Nordmannen abzog. Zwar würde Bretonia ein verändertes Gesicht bekommen, doch würde dies ein Gesicht sein, über dem nicht der Schatten eines Krieges drohte, zumindest nicht von Lerhons einstigen Verbündeten ausgehend.
Seine Gedanken wandten sich anderen Themen zu. Da war Annieshe, dieses undurchsichtige Mädchen, mit der ungewöhnlichen Verbindung zu jenem Wolf. Fast erfroren fand er sie in der Hütte am Fluß, nahm sie mit ins Kloster. Sie hatten stundenlange Gespräche geführt. Annieshe war so eingenommen von dem Drang, jene Wolfswesen zu finden, dass sie dabei die Kräfte ihres Körpers zu überschätzen schien. Mit der Hilfe im Kloster hatte sie nun wohl wenigstens eine Aufgabe gefunden, die sie band, lange genug um sich wieder vollends zu erholen.
Wolfdietrich ertappte sich bei einem Lächeln. Ja, sie war rastlos, wie er selbst.
Und da waren sie wieder, jene Wolfswesen. Alle Wege schienen momentan zu ihnen zu führen. Wolfdietrich hatte mit Tharon gesprochen, nachdem sie die Leiche eines Schattenelfen gefunden, und bretonischen Wachen übergeben hatten. Über viele Umwege, und Ausschmückungen erfuhr der junge Novize, dass der impulsive Nordmann sich Einlaß in die Katakomben der Lebaner verschafft hatte, einem Hinweis Wolfdietrichs folgend, die Leiche zu betrachten.
Eines war nun klar, so gern etwas in Wolfdietrich diesem suchenden Nordmann helfen wollte, so sehr sträubte sich etwas anderes in ihm dagegen, Tharon mit Informationen zu versorgen, die den aufbrausenden und sturen Nordmann leicht in Gefahr bringen könnten.
Was tun? Ein Mittelweg, das Gleichgewicht der Götter. Das mußte der Weg sein. Jede von den beiden Empfindungen Wolfdietrichs hatte ihre Berechtigung, das wußte er, also mußte er beiden gleichermaßen nachgeben.
Die Kerze war bereits erloschen, Wolfdietrich saß nur noch im fahlen Schein der Sterne über sein Pult gebeugt, die Augen auf, nein durch die Wand vor ihm hindurch gerichtet.
Man jagt Schatten, und wird von Schatten gejagt. Wolfdietrich kennt das Leben nur aus der Betrachtung des Lichtes heraus, hat nur gelernt, im Licht zu sehen. Das war die Schwäche, die ihm nun bewußt wurde. Der Vorteil der Schatten gegenüber dem Suchenden.
Man mußte lernen im Dunkeln zu sehen!
Wolfdietrich schlief über das Schreibpult gebeugt ein. Sein Kopf war hart und unbequem gebettet auf ein Buch über die Geschichte der Wege Liras und Lebans. Sein Lager, nur einen Schritt neben ihm blieb auch diese Nacht leer.
Spät am Abend saß Wolfdietrich noch bei dämmerigem Kerzenschein über den Büchern. Tagsüber arbeitete er, nahm an Übngen teil, zog durchs Land, den Menschen helfend und Trost spendend, und am Abend bis spät in die Nacht beschäftigte er sich mit dem Studieren der Schriften des Klosters. Vieles stand darin, über den Glauben, das Gleichgewicht der Götter, die Geschichte Bretonias. Doch immerwieder nahmen seine Gedanken andere Wege, jene seiner Erlebnisse.
Viele Tage sind ins Land gezogen einiges hatte sich ereignet. Die Zeit bot keine Ruhe!
Der Konflikt zwischen den beiden benachbarten Völkern der Bretonen und der Nordmannen schien vorübergehend beigelegt zu sein, was wohl mit den Vorbereitungen der Nordmannen für eine lange Reise zusammenhing. Ja, Wolfdietrich hatte die Nordmannen kennengelernt, unter wechselndem Licht, guten und weniger guten Erfahrungen. Sie konnten gute Seelen sein, doch ihre Sturheit war stets ein Stein, auf dem Weg einer Verständigung. Der junge Lirasnovize war sich sicher, dass es gut war, dass ein Großteil der Nordmannen abzog. Zwar würde Bretonia ein verändertes Gesicht bekommen, doch würde dies ein Gesicht sein, über dem nicht der Schatten eines Krieges drohte, zumindest nicht von Lerhons einstigen Verbündeten ausgehend.
Seine Gedanken wandten sich anderen Themen zu. Da war Annieshe, dieses undurchsichtige Mädchen, mit der ungewöhnlichen Verbindung zu jenem Wolf. Fast erfroren fand er sie in der Hütte am Fluß, nahm sie mit ins Kloster. Sie hatten stundenlange Gespräche geführt. Annieshe war so eingenommen von dem Drang, jene Wolfswesen zu finden, dass sie dabei die Kräfte ihres Körpers zu überschätzen schien. Mit der Hilfe im Kloster hatte sie nun wohl wenigstens eine Aufgabe gefunden, die sie band, lange genug um sich wieder vollends zu erholen.
Wolfdietrich ertappte sich bei einem Lächeln. Ja, sie war rastlos, wie er selbst.
Und da waren sie wieder, jene Wolfswesen. Alle Wege schienen momentan zu ihnen zu führen. Wolfdietrich hatte mit Tharon gesprochen, nachdem sie die Leiche eines Schattenelfen gefunden, und bretonischen Wachen übergeben hatten. Über viele Umwege, und Ausschmückungen erfuhr der junge Novize, dass der impulsive Nordmann sich Einlaß in die Katakomben der Lebaner verschafft hatte, einem Hinweis Wolfdietrichs folgend, die Leiche zu betrachten.
Eines war nun klar, so gern etwas in Wolfdietrich diesem suchenden Nordmann helfen wollte, so sehr sträubte sich etwas anderes in ihm dagegen, Tharon mit Informationen zu versorgen, die den aufbrausenden und sturen Nordmann leicht in Gefahr bringen könnten.
Was tun? Ein Mittelweg, das Gleichgewicht der Götter. Das mußte der Weg sein. Jede von den beiden Empfindungen Wolfdietrichs hatte ihre Berechtigung, das wußte er, also mußte er beiden gleichermaßen nachgeben.
Die Kerze war bereits erloschen, Wolfdietrich saß nur noch im fahlen Schein der Sterne über sein Pult gebeugt, die Augen auf, nein durch die Wand vor ihm hindurch gerichtet.
Man jagt Schatten, und wird von Schatten gejagt. Wolfdietrich kennt das Leben nur aus der Betrachtung des Lichtes heraus, hat nur gelernt, im Licht zu sehen. Das war die Schwäche, die ihm nun bewußt wurde. Der Vorteil der Schatten gegenüber dem Suchenden.
Man mußte lernen im Dunkeln zu sehen!
Wolfdietrich schlief über das Schreibpult gebeugt ein. Sein Kopf war hart und unbequem gebettet auf ein Buch über die Geschichte der Wege Liras und Lebans. Sein Lager, nur einen Schritt neben ihm blieb auch diese Nacht leer.
Erste Versuche, im Dunkeln zu sehen
Wolfdietrich war sich zwar sicher, dass er es irgendwie versuchen mußte, doch so sicher, daß dies der richtige Weg sein sollte war er sich nicht mehr, als er vor der Quelle des Seins stand.
Von drinnen hörte man lautes Stimmengewirr, Gesang, und irgendwo eine verstimmte Laute spielen.
Nunja, er sah wahrscheinlich nicht passend gekleidet aus, in seiner, wenn auch abgetragenen, aber dennoch stets sauber gehaltenen, einfachen braunen Robe. Auch entsprach wohl sein Alter und sein Auftreten nicht jenem, das seinesgleichen Umgang in jener rauhen Taverne zu suchen pflegte.
Das zumindest entnahm er den vielen eindeutigen Reaktionen, die sein Eintreten den Gästen abverlangte.
Da stand er nun, hätte sich innerlich ohrfeigen können, versuchte die Offenbarung jenes inneren Gefühls jedoch zu überspielen, indem er sich mit seiner gewohnt ernsten Miene umsah.
Etliche Augenpaare starrten ihn an, einige raunten ihrem Nachbarn oder Gegenüber manches in einem Ton zu, welcher den Stimmungen auf den Gesichtern gleichkam. Mißfallen, Unwillkommenheit, ja, man fühlte sich wohl gar gestört, von jenem dreisten Jüngling, diesem Bettelmönch mit dieser seltsam aufrechten arglosen Ausstrahlung.
Zwielichtige Gestalten, wohin er blickte, nicht nur das, seltsame Wesen, die ihren menschlichen Trinkgefährten in üblem Aussehen und gefährlicher Ausstrahlung in nichts nachstanden.
Hier nun wolltest Du einen Weg in die Dunkelheit suchen, und fandest nur den faulen Gestank der Abwässer menschlichen Seins. Du Narr! Beiweitem kein Schritt nach vorn, nicht bei dem, wonach Du wirklich suchtest. Und vor allem nicht, indem Du Dich äußerlich schon so sehr von ihnen unterscheidest.
Er dachte, sich wenigstens nicht fliehend davon zu begeben, und bestellte so, von vielen Augenpaaren verfolgt, beim Wirt ein Getränk - natürlich keinen Alkohol. Noch während ihm der grobe Wirt mürrisch das schmutzige Glas hinstellte, trat jemand an Wolfdietrichs Seite, und stieß ihm gegen die Schulter.
Leute wie Dich wollen wir hier nicht, Bettelmönch! hatte jener gesagt. Scher Dich fort mit Deinen Predigten, und Deinem Gut-Gott-Glauben, Du frecher Bengel!
Was kam dann? Als Wolfdietrich sich umdrehte, dem Mann aus seinen tiefgrünen Augen offen ins Gesicht sah - der Mann war um anderthalb Köpfe größer, und um einiges breiter - gerade als Wolfdietrich höflich zu erfragen vorhatte, woran sich der Mann störte, schien diesem bereits die Geduld verloren gegangen zu sein, und er schlug dem Jungen ins Gesicht. Wolfdietrich taumelte ein paar Schritte zurück.
Gut, angreifen tust Du niemanden, aber wehren darfst Du Dich wohl! dachte er noch, bevor er von seinem Hintermann den nächsten Schlag erhielt.
Irgendwann hatte Wolfdietrich aufgehört zu zählen, sein Kopf schmerzte, das Bild das seine Augen erfaßten änderte sich zu häufig, um einzelne Details wahrzunehmen. Lichter flimmerten vor seinen Augen, auch seine Fäuste schmerzten. Gut, hatte auch er Treffer gelandet.
Doch als er sich nach einer Zeitspanne, deren Länge er nicht einzuschätzen vermochte vor der Taverne auf dem kalten Pflaster wiederfand, begannn jeden seiner Knochen einzeln zu spüren, da war ihm klar, dass er mehr eingesteckt als ausgeteilt, mehr aus ihm rausgeprügelt war, als er an Erfahrungen hätte mitnehmen können.
Dumpfer Schmerz breitete sich in ihm aus.
Wut? Nein. Schmach? Nein. Irgendetwas anderes. Vorwürfe! Das war es. Müde und zerschlagen schleppte er sich aus der Stadt, ging ziellos umher, wusch sich am Fluß. Geschwollen war das ganze Gesicht, die Rippen stachen in die Lungen, das Atmen tat weh, die Beine zitterten.
Dennoch, raffte er sich auf, ging weiter, kam am Friedhof vorbei. Dort machte er Halt. Er wußte zuerst nicht warum, doch dann wurde es ihm bewußt.
Wenn auch mit hartem Hinweis, der vielleicht auch glimpflicher hätte vermittelt werden können, führte es ihn an diesen Ort.
Spuken sollte es hier, das tat es doch auf jedem Friedhof. Es war die Einbildung der Menschen, die Angst vorm Tod.
Diesen Friedhof betrat er nun.
Wolfdietrich war sich zwar sicher, dass er es irgendwie versuchen mußte, doch so sicher, daß dies der richtige Weg sein sollte war er sich nicht mehr, als er vor der Quelle des Seins stand.
Von drinnen hörte man lautes Stimmengewirr, Gesang, und irgendwo eine verstimmte Laute spielen.
Nunja, er sah wahrscheinlich nicht passend gekleidet aus, in seiner, wenn auch abgetragenen, aber dennoch stets sauber gehaltenen, einfachen braunen Robe. Auch entsprach wohl sein Alter und sein Auftreten nicht jenem, das seinesgleichen Umgang in jener rauhen Taverne zu suchen pflegte.
Das zumindest entnahm er den vielen eindeutigen Reaktionen, die sein Eintreten den Gästen abverlangte.
Da stand er nun, hätte sich innerlich ohrfeigen können, versuchte die Offenbarung jenes inneren Gefühls jedoch zu überspielen, indem er sich mit seiner gewohnt ernsten Miene umsah.
Etliche Augenpaare starrten ihn an, einige raunten ihrem Nachbarn oder Gegenüber manches in einem Ton zu, welcher den Stimmungen auf den Gesichtern gleichkam. Mißfallen, Unwillkommenheit, ja, man fühlte sich wohl gar gestört, von jenem dreisten Jüngling, diesem Bettelmönch mit dieser seltsam aufrechten arglosen Ausstrahlung.
Zwielichtige Gestalten, wohin er blickte, nicht nur das, seltsame Wesen, die ihren menschlichen Trinkgefährten in üblem Aussehen und gefährlicher Ausstrahlung in nichts nachstanden.
Hier nun wolltest Du einen Weg in die Dunkelheit suchen, und fandest nur den faulen Gestank der Abwässer menschlichen Seins. Du Narr! Beiweitem kein Schritt nach vorn, nicht bei dem, wonach Du wirklich suchtest. Und vor allem nicht, indem Du Dich äußerlich schon so sehr von ihnen unterscheidest.
Er dachte, sich wenigstens nicht fliehend davon zu begeben, und bestellte so, von vielen Augenpaaren verfolgt, beim Wirt ein Getränk - natürlich keinen Alkohol. Noch während ihm der grobe Wirt mürrisch das schmutzige Glas hinstellte, trat jemand an Wolfdietrichs Seite, und stieß ihm gegen die Schulter.
Leute wie Dich wollen wir hier nicht, Bettelmönch! hatte jener gesagt. Scher Dich fort mit Deinen Predigten, und Deinem Gut-Gott-Glauben, Du frecher Bengel!
Was kam dann? Als Wolfdietrich sich umdrehte, dem Mann aus seinen tiefgrünen Augen offen ins Gesicht sah - der Mann war um anderthalb Köpfe größer, und um einiges breiter - gerade als Wolfdietrich höflich zu erfragen vorhatte, woran sich der Mann störte, schien diesem bereits die Geduld verloren gegangen zu sein, und er schlug dem Jungen ins Gesicht. Wolfdietrich taumelte ein paar Schritte zurück.
Gut, angreifen tust Du niemanden, aber wehren darfst Du Dich wohl! dachte er noch, bevor er von seinem Hintermann den nächsten Schlag erhielt.
Irgendwann hatte Wolfdietrich aufgehört zu zählen, sein Kopf schmerzte, das Bild das seine Augen erfaßten änderte sich zu häufig, um einzelne Details wahrzunehmen. Lichter flimmerten vor seinen Augen, auch seine Fäuste schmerzten. Gut, hatte auch er Treffer gelandet.
Doch als er sich nach einer Zeitspanne, deren Länge er nicht einzuschätzen vermochte vor der Taverne auf dem kalten Pflaster wiederfand, begannn jeden seiner Knochen einzeln zu spüren, da war ihm klar, dass er mehr eingesteckt als ausgeteilt, mehr aus ihm rausgeprügelt war, als er an Erfahrungen hätte mitnehmen können.
Dumpfer Schmerz breitete sich in ihm aus.
Wut? Nein. Schmach? Nein. Irgendetwas anderes. Vorwürfe! Das war es. Müde und zerschlagen schleppte er sich aus der Stadt, ging ziellos umher, wusch sich am Fluß. Geschwollen war das ganze Gesicht, die Rippen stachen in die Lungen, das Atmen tat weh, die Beine zitterten.
Dennoch, raffte er sich auf, ging weiter, kam am Friedhof vorbei. Dort machte er Halt. Er wußte zuerst nicht warum, doch dann wurde es ihm bewußt.
Wenn auch mit hartem Hinweis, der vielleicht auch glimpflicher hätte vermittelt werden können, führte es ihn an diesen Ort.
Spuken sollte es hier, das tat es doch auf jedem Friedhof. Es war die Einbildung der Menschen, die Angst vorm Tod.
Diesen Friedhof betrat er nun.
Stille und Einkehr
Seltsam diese Ruhe. Der Arbeit war viel, das Studium, die Trainingsstunden. Dennoch blieb Zeit für seine neue Suche, für die Stunden auf dem Friedhof. Schon gewöhnt hatte er sich an diese seltsame Umgebung, auf der es wirklich zu spuken schien, doch anders als man es aus den Geschichten und Erzählungen kannte. Des Nachts wandelten die Geister und Seelen über diesen Ort. Doch sie waren nicht feindlich gesonnen. Wolfdietrich jedenfalls taten sie nichts, wenn er ihnen schweigend Gesellschaft leistete.
So saß er oft bis zum Morgengrauen, wenn die Geister wieder verschwanden, beobachtete sie, suchte Ruhe, las die Inschriften der Steine, die er nun alle schon auswendig kannte.
Er dachte viel nach, über das, was er bisher erlebte, über diese seltsamen Wesen, seine Aufgaben im Dienste Roan von Carmons, über dieses seltsame Mädchen, Annieshe, zuletzt sah er sie, wie sie einem geistig verwirrten Manne, namens Amarth zu helfen versuchte. Annieshe, die über die Hilfe die sie andern bieten wollte ihr eigenes Wohl und ihre Sicherheit zu übersehen pflegte, trotz schlechter Erfahrungen.
Er mußte unwillkürlich an sich selbst denken, auch wenn es nicht das selbe war, sie war rastlos wie er, suchte Gutes zu tun, wie er, ungeachtet des eigenen Wohles, wie er. Doch hier trennten sich die Wege, wie er nach und nach begriff. Er wollte das dunkle kennenlernen, um dem Guten gerechter werden zu können. Er suchte nach seinen Abgründen, anstatt sie zu verdammen.
Es dämmerte, da hörte er plötzlich leichte Schritte und erschrak. Er war nicht allein, nicht allein mit den Seelen der Toten, auf diesem Friedhof. Eine Gestalt ging an ihm vorüber, wenige Schritt nur. Gehüllt in einfachen Umhang, eine derbe Robe, Kopf und Gesicht von einer Kapuze verborgen. Die Gestalt hätte Wolfdietrich nicht unbedingt sehen müssen, dafür war es noch zu dunkel, aber auf diese Entfernung spürt man einen Menschen.
Wolfdietrich hatte der Schreck die Sprache verschlagen, dann zwang ihn die Neugier zum Schweigen. Als die Gestalt ihn passiert hatte, war es Wolfdietrich als hätte sich ihr Kopf ein kleines Stück in seine Richtung bewegt, den Blick jedoch zu Boden gerichtet.
Aufgewühlt von dieser "Begegnung" stand er den ganzen Tag neben sich, war abwesend, vergaß sein Studium. Etwas fesselte seine Gedanken an jenes Erlebnis. So schritt er gedankenverloren direkt zur Taverne zu Bredorf.
Edited By Wolfdietrich on 1134857104
Seltsam diese Ruhe. Der Arbeit war viel, das Studium, die Trainingsstunden. Dennoch blieb Zeit für seine neue Suche, für die Stunden auf dem Friedhof. Schon gewöhnt hatte er sich an diese seltsame Umgebung, auf der es wirklich zu spuken schien, doch anders als man es aus den Geschichten und Erzählungen kannte. Des Nachts wandelten die Geister und Seelen über diesen Ort. Doch sie waren nicht feindlich gesonnen. Wolfdietrich jedenfalls taten sie nichts, wenn er ihnen schweigend Gesellschaft leistete.
So saß er oft bis zum Morgengrauen, wenn die Geister wieder verschwanden, beobachtete sie, suchte Ruhe, las die Inschriften der Steine, die er nun alle schon auswendig kannte.
Er dachte viel nach, über das, was er bisher erlebte, über diese seltsamen Wesen, seine Aufgaben im Dienste Roan von Carmons, über dieses seltsame Mädchen, Annieshe, zuletzt sah er sie, wie sie einem geistig verwirrten Manne, namens Amarth zu helfen versuchte. Annieshe, die über die Hilfe die sie andern bieten wollte ihr eigenes Wohl und ihre Sicherheit zu übersehen pflegte, trotz schlechter Erfahrungen.
Er mußte unwillkürlich an sich selbst denken, auch wenn es nicht das selbe war, sie war rastlos wie er, suchte Gutes zu tun, wie er, ungeachtet des eigenen Wohles, wie er. Doch hier trennten sich die Wege, wie er nach und nach begriff. Er wollte das dunkle kennenlernen, um dem Guten gerechter werden zu können. Er suchte nach seinen Abgründen, anstatt sie zu verdammen.
Es dämmerte, da hörte er plötzlich leichte Schritte und erschrak. Er war nicht allein, nicht allein mit den Seelen der Toten, auf diesem Friedhof. Eine Gestalt ging an ihm vorüber, wenige Schritt nur. Gehüllt in einfachen Umhang, eine derbe Robe, Kopf und Gesicht von einer Kapuze verborgen. Die Gestalt hätte Wolfdietrich nicht unbedingt sehen müssen, dafür war es noch zu dunkel, aber auf diese Entfernung spürt man einen Menschen.
Wolfdietrich hatte der Schreck die Sprache verschlagen, dann zwang ihn die Neugier zum Schweigen. Als die Gestalt ihn passiert hatte, war es Wolfdietrich als hätte sich ihr Kopf ein kleines Stück in seine Richtung bewegt, den Blick jedoch zu Boden gerichtet.
Aufgewühlt von dieser "Begegnung" stand er den ganzen Tag neben sich, war abwesend, vergaß sein Studium. Etwas fesselte seine Gedanken an jenes Erlebnis. So schritt er gedankenverloren direkt zur Taverne zu Bredorf.
Edited By Wolfdietrich on 1134857104
Glaube, Kampf und Friede
Ruhig lief das Rad der Zeit, und dennoch schnitten viele wichtige und weniger wichtige Ereignisse ihre Kerben in jenes Rad. Die Besuche Wolfdietrichs am Friedhof wurden nicht häufiger, doch seine Beobachtungen spezieller. So wie ihn vorher die Toten zu dulden schienen, nur scheinbar nicht wahrnahmen, so nahm ihn auch jene seltsame Gestalt nur scheinbar nicht wahr. Sie wußten voneinander, doch jeder ließ den anderen in seinem Tun und Walten unbehelligt, einzig ein verborgenes Interesse schien beide zu beseelen, jene seltsame vermummte Gestalt ebenso wie auch den jungen Lirasdiener. Die Begegnungen häuften sich, wurden zu so etwas wie einer Normalität.
Dann war da Wolfdietrichs Studium. Es mühte ihn nicht mehr sehr, er hatte gelernt, was Bücher zu vermitteln imstande waren, hatte von seinen Lehrern abgeschaut und gehört, was diese ihm beibringen konnten. Alle Zeit und Kraft des Studiums wurde auf die Prüfung konzentriert, das Fundament schuf er sich, für das Dasein eines Dieners der Kirche, und eines würdigen Künders von Liras Wort und Wesen.
Auch das Studium beengte Wolfdietrich nicht mehr. Von Taewyn, von jener guten und in ihrem Denken und Sehen oftmals so klaren und einfachen Frau, hatte er gelernt, dennoch Zeit zu finden, für etwas, von dem er sich unter Vorwänden befreit hatte. Zwei Stunden des Gebetes am Tag, diese gehörten nur Liras, es war der Sonnenaufgang und der Sonnenuntergang. Nie war er weniger Herr seiner selbst, durchfloß ihn das Licht seines Gottes mehr denn in diesen zwei Augenblicken!
Tagsüber war Wolfdietrich wie gewohnt im Land zu finden. Heute bei Bauern, morgen bei Händlern, da im Dorf, dort auf dem Feld, hier half er Kranken, dort pflegte er Alte. Doch mehr und mehr begann sein dereinst wildes jugendliches Wesen eine Form des Gebändigtseins zu erlangen. Nichtmehr zügellos und vor Eifer brennend kämpfte er, wenn das Schicksal ihn zwang, ob gegen Räuber, Plagegeister, oder Ungeziefer. Nein, mehr und mehr begann sein hitziges Gemüt, bisher nur im Kampfe zum Vorschein gekommen, sich zu verwandeln, in berechnendes Kalkül, nicht erfüllt mehr von Inbrunst, und Flamme, sondern von einem Leuchten, von Selbstbeherrschung und tiefer Frömmigkeit.
So fand er näher zu Taewyn, der er half, ihre praktischen Fähigkeiten zu verbessern. Im Kampf gegen Räuberbanden der Hügeloger, Sklavenhändler und Schurken, stritt er an ihrer Seite, und tat immer weniger zum Kampf, in der Hoffnung sie bemerke es nicht. Nach und nach trat er zurück in den Schatten des passiven Wächters über Taewyns Kampfkünste und ihr Heil.
Sie folgte nicht seinem Weg, nicht dem des Liras, und genau das machte sie interessant. Sie lebte für etwas, das mehr verband, als es die lichte Welt in den Augen der Lirasdiener. Gleichgewicht!
Und jenem zu größerer Kraft zu verhelfen, half er der jungen Frau, half wo er konnte, auf die Art und Weise die ihm einfiel.
Der Oger, er war Wolfdietrich auf den Leim gegangen, und Wolfdietrich, in überhöhtem Stolz, dem Oger. Der Treffer, den Wolfdietrich einzustecken beabsichtigt hatte, der zugleich das Ende des Ogers bedeutete, war von selbigem so rasch ausgeführt worden, dass die Wunde die er schlug, Wolfdietrich überwältigte. Verrechnet, nein überschätzt hatte er sich. Die Gelegenheit für Taewyn zum Gebrauch ihrer Kräfte bezahlte Wolfdietrich über Gebühr.
Sie verließen die Höhle. Zuerst mit der Absicht, Taewyn um ihre Kunst zu bitten, fand er nun nicht mehr den Mut, den Mut seinen Stolz zu überwinden. Bis sie von allein ihn aufforderte.
Ein guter Mensch war sie, und Wolfdietrich schämte sich, blickte sie unentwegt an, während sie versuchte seine Wunde zu schließen, was ihr nur teilweise gelang. Er hatte sich falsch verhalten, das wußte er, und konnte es ihr nicht offenbaren, teilte stattdessen eine Zeit mit ihr, die ihm mehr bedeutete als vieles andere. Das Erwachen Liras´.
Dies und vieles mehr ging dem jungen Kirchendiener durch den Kopf, als er am Abend nahe der Festung Nordstein verweilte, den Menschen bei ihrem Fest zusehen durfte. Es war ein großes Fest, und doch sittsam, heilig. Das Sonnwendfeuer, diese rauhen Menschen, andächtig, liebend und friedlich, er war wie gebannt von dem Erleben, von der Erfahrung. Die Ehre die ihm, als Fremdgläubigem zuteil wurde, jenem Fest als Gast beiwohnen zu dürfen, vergolt er so gut es in seiner Macht lag. Er erzählte in der gemeinschaftlichen Runde andächtig und zurückhaltend Geschichten, über Liras und die Bretonen, welche diese guten und beinahe kindlich neugierigen Menschen so gebannt aufnahmen, wie er ihre Riten. Er saß da, sprach mit dem, hörte jenem zu, tröstete dort.
Etwas war diesen Menschen verloren gegangen. Wolfdietrich konnte es nicht wiederbringen, doch er wollte helfen, es im Laufe der Zeit zu ersetzen. Ihm lag viel an diesen rauhen, bisweilen störrischen jedoch gottesfürchtigen und gutherzigen Menschen!
Ruhig lief das Rad der Zeit, und dennoch schnitten viele wichtige und weniger wichtige Ereignisse ihre Kerben in jenes Rad. Die Besuche Wolfdietrichs am Friedhof wurden nicht häufiger, doch seine Beobachtungen spezieller. So wie ihn vorher die Toten zu dulden schienen, nur scheinbar nicht wahrnahmen, so nahm ihn auch jene seltsame Gestalt nur scheinbar nicht wahr. Sie wußten voneinander, doch jeder ließ den anderen in seinem Tun und Walten unbehelligt, einzig ein verborgenes Interesse schien beide zu beseelen, jene seltsame vermummte Gestalt ebenso wie auch den jungen Lirasdiener. Die Begegnungen häuften sich, wurden zu so etwas wie einer Normalität.
Dann war da Wolfdietrichs Studium. Es mühte ihn nicht mehr sehr, er hatte gelernt, was Bücher zu vermitteln imstande waren, hatte von seinen Lehrern abgeschaut und gehört, was diese ihm beibringen konnten. Alle Zeit und Kraft des Studiums wurde auf die Prüfung konzentriert, das Fundament schuf er sich, für das Dasein eines Dieners der Kirche, und eines würdigen Künders von Liras Wort und Wesen.
Auch das Studium beengte Wolfdietrich nicht mehr. Von Taewyn, von jener guten und in ihrem Denken und Sehen oftmals so klaren und einfachen Frau, hatte er gelernt, dennoch Zeit zu finden, für etwas, von dem er sich unter Vorwänden befreit hatte. Zwei Stunden des Gebetes am Tag, diese gehörten nur Liras, es war der Sonnenaufgang und der Sonnenuntergang. Nie war er weniger Herr seiner selbst, durchfloß ihn das Licht seines Gottes mehr denn in diesen zwei Augenblicken!
Tagsüber war Wolfdietrich wie gewohnt im Land zu finden. Heute bei Bauern, morgen bei Händlern, da im Dorf, dort auf dem Feld, hier half er Kranken, dort pflegte er Alte. Doch mehr und mehr begann sein dereinst wildes jugendliches Wesen eine Form des Gebändigtseins zu erlangen. Nichtmehr zügellos und vor Eifer brennend kämpfte er, wenn das Schicksal ihn zwang, ob gegen Räuber, Plagegeister, oder Ungeziefer. Nein, mehr und mehr begann sein hitziges Gemüt, bisher nur im Kampfe zum Vorschein gekommen, sich zu verwandeln, in berechnendes Kalkül, nicht erfüllt mehr von Inbrunst, und Flamme, sondern von einem Leuchten, von Selbstbeherrschung und tiefer Frömmigkeit.
So fand er näher zu Taewyn, der er half, ihre praktischen Fähigkeiten zu verbessern. Im Kampf gegen Räuberbanden der Hügeloger, Sklavenhändler und Schurken, stritt er an ihrer Seite, und tat immer weniger zum Kampf, in der Hoffnung sie bemerke es nicht. Nach und nach trat er zurück in den Schatten des passiven Wächters über Taewyns Kampfkünste und ihr Heil.
Sie folgte nicht seinem Weg, nicht dem des Liras, und genau das machte sie interessant. Sie lebte für etwas, das mehr verband, als es die lichte Welt in den Augen der Lirasdiener. Gleichgewicht!
Und jenem zu größerer Kraft zu verhelfen, half er der jungen Frau, half wo er konnte, auf die Art und Weise die ihm einfiel.
Der Oger, er war Wolfdietrich auf den Leim gegangen, und Wolfdietrich, in überhöhtem Stolz, dem Oger. Der Treffer, den Wolfdietrich einzustecken beabsichtigt hatte, der zugleich das Ende des Ogers bedeutete, war von selbigem so rasch ausgeführt worden, dass die Wunde die er schlug, Wolfdietrich überwältigte. Verrechnet, nein überschätzt hatte er sich. Die Gelegenheit für Taewyn zum Gebrauch ihrer Kräfte bezahlte Wolfdietrich über Gebühr.
Sie verließen die Höhle. Zuerst mit der Absicht, Taewyn um ihre Kunst zu bitten, fand er nun nicht mehr den Mut, den Mut seinen Stolz zu überwinden. Bis sie von allein ihn aufforderte.
Ein guter Mensch war sie, und Wolfdietrich schämte sich, blickte sie unentwegt an, während sie versuchte seine Wunde zu schließen, was ihr nur teilweise gelang. Er hatte sich falsch verhalten, das wußte er, und konnte es ihr nicht offenbaren, teilte stattdessen eine Zeit mit ihr, die ihm mehr bedeutete als vieles andere. Das Erwachen Liras´.
Dies und vieles mehr ging dem jungen Kirchendiener durch den Kopf, als er am Abend nahe der Festung Nordstein verweilte, den Menschen bei ihrem Fest zusehen durfte. Es war ein großes Fest, und doch sittsam, heilig. Das Sonnwendfeuer, diese rauhen Menschen, andächtig, liebend und friedlich, er war wie gebannt von dem Erleben, von der Erfahrung. Die Ehre die ihm, als Fremdgläubigem zuteil wurde, jenem Fest als Gast beiwohnen zu dürfen, vergolt er so gut es in seiner Macht lag. Er erzählte in der gemeinschaftlichen Runde andächtig und zurückhaltend Geschichten, über Liras und die Bretonen, welche diese guten und beinahe kindlich neugierigen Menschen so gebannt aufnahmen, wie er ihre Riten. Er saß da, sprach mit dem, hörte jenem zu, tröstete dort.
Etwas war diesen Menschen verloren gegangen. Wolfdietrich konnte es nicht wiederbringen, doch er wollte helfen, es im Laufe der Zeit zu ersetzen. Ihm lag viel an diesen rauhen, bisweilen störrischen jedoch gottesfürchtigen und gutherzigen Menschen!
Erkenntnisse
Lange war es nun schon her, seit er Annieshe am großen See im Norden traf. Eigentlich war er nie dort oben gewesen, doch nun, da er das erste mal dort entlangschritt, den See umrundete, sollte er Annieshe treffen, die er schon Wochen nicht mehr gesehen hatte. Die Wege des Schicksals waren schier unergründlich, wie Wolfdietrich immer öfter feststellen mußte.
Anniehse hatte ihn bereits erkannt und bemerkt, bevor er auf sich aufmerksam hätte machen müssen, etwas schien sie mit ihrem vierbeinigen Gefährten zu verbinden, den Eindruck hatte Wolfdietrich immer öfter, ebenso die schmeichelnde Erkenntnis, dass Wolf ihn vollends duldete.
Da saßen sie nun, hatten sich einiges zu erzählen, und doch war das Gespräch wie immer sachlich, ernst und der Blick immer nur nach vorn gerichtet. Dennoch, eine Frau, ihre Gefühle beherrschten häufiger ihr Handeln und ihre Zunge, als Wolfdietrich es von sich selbst kannte oder gar bei sich für möglich gehalten hätte. Doch Annieshe sollte ihn eines besseren belehren. Sie sprach davon, sich zurückgezogen zu haben um jemandem einen Gefallen zu tun, jemanden zu schützen würde eher zu ihrem Wesen passen, dachte Wolfdietrich. Als sie jedoch mit ihren Worten eine Trostlosigkeit offenbarte, die ihm nicht nur fremd, sondern so gar nicht zu Annieshe zu passen schien, sie von "möglicherweise Unnötig" "einem unklaren Weg" reden hörte, als ihm plötzlich nicht nur beiläufig sondern bewußt ein Zusammenhang zwischen ihren verblassenden Gesichtszeichnungen offenbar wurde, da vergaß er seinen Ernst, seine Behrrschung. Es kam zu einer Auseinandersetzung, wie sie beide bisher noch keine erlebt hatten. Annieshe schien erst verblüfft, doch geriet dann selbst in Aufregung. Wolfdietrich bemerkte sein Ungestüm, seinen Fehl, entschuldigte sich ob der Vorwürfe, die tief aus seinem Inneren kamen, und verließ Annieshe, um Ruhe und Frieden Zeit zu geben.
Kurze Zeit darauf traf er sie wieder, es mochten nur ein paar Tage dazwischen gelegen haben. Wolfdietrich war nun viel im Norden, lernte vom Volk der Nordmannen einiges über ihren Glauben, ihre Geschichten, doch am meisten in all der Zeit, durch Beobachten und unter ihnen verweilen, begriff er mehr und mehr das Wesen dieses Volkes.
So jedenfalls, aus dem Norden zurückgekehrt, traf er Annieshe innerhalb des Klosters. Sie schien das letzte Treffen am See vergessen zu haben, zumindest gab sie den Anschein. Doch sie wollte jenen wunden Punkt nur nicht berühren, dessen war er sich sicher, und es war ihm auch Recht so.
Wieder sprachen sie viel, über den Kodex, über die rechte der Bretonen, und derer die keine waren. Annieshe bat Wolfdietrich einen Brief am Palast abzugeben, was er auch tat. Er half ihr, so es in seiner Macht stand, wo er nur konnte.
Da kam Coryn in den Saal. Der kräftige Mann in der Tracht eines Dieners der Bretonischen Kirche grüßte kurz, und begab sich zu seinem Mahl. Wolfdietrich lud ihn ein, Platz zu nehmen, nicht allein zu sitzen. Der Lebaner nahm dankend an, legte aber von Anfang an ein kühles, ja überhebliches Verhalten an den Tag. Es kam zu einem Wortgefecht, nicht feindselig, doch mit klar abgesteckt konträren Ansichten. Wolfdietrich lernte viel dasraus, erstens über diesen Mann, über die Art die Leban in den Reihen seiner Anhänger zu dulden schien, über seinen Herrn, Roan von Carmon, auch über Annieshe, die ihrem Drang fürs Gute und Gerechte zu streiten folgte, die Waffen des Gegners akzeptierte und mit ähnlich kecker Weise gegen ihn focht.
Am meisten lernte Wolfdietrich jedoch über Coryn selbst. Es stand ausser Frage wo er stand, wer er war und dennoch verlangte er und sein Verhalten dem jungen Lirasnovizen Achtung ab, auch wenn Wolfdietrich für seinen Herren und seinen Gott keinen Deut breit aus der Bresche trat, dem Gegner in diesem Wort- und vor allem Anschauungsgefecht keinen Fußbreit des Feldes überlassen wollte.
Schnell ward wenig gesprochen, und dennoch viel gesagt. Wolfdietrich war es zufrieden, der Schlagabtausch war sicher für beide ein Hinweis gewesen. Das genügte vorerst. So verabschiedete sich Wolfdietrich, nahm Annieshes Brief an sich, den er des Nachts noch am Palast abgab, einer Wache, die kurz vor der letzten Meldung vor Dienstschluß, bei ihrem Vorgesetzten stand.
So verließ er Coryn und Anniehse, und die Kapelle, das Kloster. Denn er wurde erwartet, und erwartete, und machte sich auf den Weg nach Süden, in Richtung Bredorf, und noch ein kleines Stück weiter.
Und traf dort wieder jene, die er in ihrer Ruhe nicht störte, und jenen, der wußte dass der Junge ihn beobachtete, während er seltsame Formeln sprach, ungewöhnliche Handlungen vollzog, und dem Schüler Einblick gewährte in sein Tun. Bis es diesen mehr zu wissen verlangen würde, als nur zu beobachten...
Lange war es nun schon her, seit er Annieshe am großen See im Norden traf. Eigentlich war er nie dort oben gewesen, doch nun, da er das erste mal dort entlangschritt, den See umrundete, sollte er Annieshe treffen, die er schon Wochen nicht mehr gesehen hatte. Die Wege des Schicksals waren schier unergründlich, wie Wolfdietrich immer öfter feststellen mußte.
Anniehse hatte ihn bereits erkannt und bemerkt, bevor er auf sich aufmerksam hätte machen müssen, etwas schien sie mit ihrem vierbeinigen Gefährten zu verbinden, den Eindruck hatte Wolfdietrich immer öfter, ebenso die schmeichelnde Erkenntnis, dass Wolf ihn vollends duldete.
Da saßen sie nun, hatten sich einiges zu erzählen, und doch war das Gespräch wie immer sachlich, ernst und der Blick immer nur nach vorn gerichtet. Dennoch, eine Frau, ihre Gefühle beherrschten häufiger ihr Handeln und ihre Zunge, als Wolfdietrich es von sich selbst kannte oder gar bei sich für möglich gehalten hätte. Doch Annieshe sollte ihn eines besseren belehren. Sie sprach davon, sich zurückgezogen zu haben um jemandem einen Gefallen zu tun, jemanden zu schützen würde eher zu ihrem Wesen passen, dachte Wolfdietrich. Als sie jedoch mit ihren Worten eine Trostlosigkeit offenbarte, die ihm nicht nur fremd, sondern so gar nicht zu Annieshe zu passen schien, sie von "möglicherweise Unnötig" "einem unklaren Weg" reden hörte, als ihm plötzlich nicht nur beiläufig sondern bewußt ein Zusammenhang zwischen ihren verblassenden Gesichtszeichnungen offenbar wurde, da vergaß er seinen Ernst, seine Behrrschung. Es kam zu einer Auseinandersetzung, wie sie beide bisher noch keine erlebt hatten. Annieshe schien erst verblüfft, doch geriet dann selbst in Aufregung. Wolfdietrich bemerkte sein Ungestüm, seinen Fehl, entschuldigte sich ob der Vorwürfe, die tief aus seinem Inneren kamen, und verließ Annieshe, um Ruhe und Frieden Zeit zu geben.
Kurze Zeit darauf traf er sie wieder, es mochten nur ein paar Tage dazwischen gelegen haben. Wolfdietrich war nun viel im Norden, lernte vom Volk der Nordmannen einiges über ihren Glauben, ihre Geschichten, doch am meisten in all der Zeit, durch Beobachten und unter ihnen verweilen, begriff er mehr und mehr das Wesen dieses Volkes.
So jedenfalls, aus dem Norden zurückgekehrt, traf er Annieshe innerhalb des Klosters. Sie schien das letzte Treffen am See vergessen zu haben, zumindest gab sie den Anschein. Doch sie wollte jenen wunden Punkt nur nicht berühren, dessen war er sich sicher, und es war ihm auch Recht so.
Wieder sprachen sie viel, über den Kodex, über die rechte der Bretonen, und derer die keine waren. Annieshe bat Wolfdietrich einen Brief am Palast abzugeben, was er auch tat. Er half ihr, so es in seiner Macht stand, wo er nur konnte.
Da kam Coryn in den Saal. Der kräftige Mann in der Tracht eines Dieners der Bretonischen Kirche grüßte kurz, und begab sich zu seinem Mahl. Wolfdietrich lud ihn ein, Platz zu nehmen, nicht allein zu sitzen. Der Lebaner nahm dankend an, legte aber von Anfang an ein kühles, ja überhebliches Verhalten an den Tag. Es kam zu einem Wortgefecht, nicht feindselig, doch mit klar abgesteckt konträren Ansichten. Wolfdietrich lernte viel dasraus, erstens über diesen Mann, über die Art die Leban in den Reihen seiner Anhänger zu dulden schien, über seinen Herrn, Roan von Carmon, auch über Annieshe, die ihrem Drang fürs Gute und Gerechte zu streiten folgte, die Waffen des Gegners akzeptierte und mit ähnlich kecker Weise gegen ihn focht.
Am meisten lernte Wolfdietrich jedoch über Coryn selbst. Es stand ausser Frage wo er stand, wer er war und dennoch verlangte er und sein Verhalten dem jungen Lirasnovizen Achtung ab, auch wenn Wolfdietrich für seinen Herren und seinen Gott keinen Deut breit aus der Bresche trat, dem Gegner in diesem Wort- und vor allem Anschauungsgefecht keinen Fußbreit des Feldes überlassen wollte.
Schnell ward wenig gesprochen, und dennoch viel gesagt. Wolfdietrich war es zufrieden, der Schlagabtausch war sicher für beide ein Hinweis gewesen. Das genügte vorerst. So verabschiedete sich Wolfdietrich, nahm Annieshes Brief an sich, den er des Nachts noch am Palast abgab, einer Wache, die kurz vor der letzten Meldung vor Dienstschluß, bei ihrem Vorgesetzten stand.
So verließ er Coryn und Anniehse, und die Kapelle, das Kloster. Denn er wurde erwartet, und erwartete, und machte sich auf den Weg nach Süden, in Richtung Bredorf, und noch ein kleines Stück weiter.
Und traf dort wieder jene, die er in ihrer Ruhe nicht störte, und jenen, der wußte dass der Junge ihn beobachtete, während er seltsame Formeln sprach, ungewöhnliche Handlungen vollzog, und dem Schüler Einblick gewährte in sein Tun. Bis es diesen mehr zu wissen verlangen würde, als nur zu beobachten...
Die Suche, der Auftrag
Früh stand Wolfdietrich auf. Draussen war es noch dunkel, der eisige Wind pfiff an den Fensterläden vorbei, heulte durch den Klosterhof, und brauste rauschend durch den Wald und durchs Tal. Die anderen schliefen noch, hier und da schnarchte einer, als würde er im Traum den ganzen Klosterwald allein abholzen. Still und andächtig kleidete sich der junge Lirasdiener an, die einfache Kettenrüstung, das alte Schwert, leichte, für diese Jahreszeit viel zu kalte Schuhe, als Wind- und Kälteschutz einzig die alte Robe und den abgetragenen Umhang, Stab in der Rechten, Säckel über die Schulter. So schritt er durch die Küche, den Gemeinschaftssaal, wo gestern noch der König saß, mit Annieshe, wo dieser Jael und dieser Nyariveen dazukamen.
Nun brach er auf, früher als nötig und später als ihm lieb war. Bruder Aldwyn stand bereits wach und angekleidet im Hof, fütterte die Sau, und die Hühner. Egal wann Wolfdietrich das Kloster betrat, Bruder Aldwyn war entweder immer der erste oder der letzte, den man sah. Er schien fast immer wach zu sein. Stumm blickte er zu Wolfdietrich, musterte ihn und seinen Aufzug nicht einmal, nickte nur freundlich, mit der selben Wärme wie Ziehvater Dietrich es früher getan hatte, wenn er wußte dass Wolfdietrich etwas vorhatte, von dem er durch nichts abzubringen sei.
Wolfdietrich war diesem Mann so unendlich dankbar. Für so vieles, für alles fast. Er begegnete jenen, die Wolfdietrich ins Kloster einlud stets warmherzig und offen, das tat Aldwyn nicht bei jedem. Doch ob Annieshe, ob Taewyn, sogar diesen seltsamen Nyariveen, Aldwyn brachte Wolfdietrich nie in Verlegenheit. Vielmehr fühlte es sich umgekehrt an. In Bruder Aldwyns Gegenwart fühlte Wolfdietrich sich immernoch wie der kleine Junge, der freundlich belächelt, und liebevoll in Schutz genommen wurde. Auch wenn er wußte dass diese Zeit bereits lange hinter ihm lag.
Lerhon hatte dies ebenfalls erkannt. Sie waren sich schoneinmal begegnet. Damals im Palast, mit Roan von Carmon, als es um die Nordmannen ging. Nun geht es wieder um die Nordmannen, oder besser um ihr Land. Er war nun schon einige Stunden unterwegs, die Füße waren längst durchgekühlt, das Kettenhemd unter der Robe fror an seiner Haut, doch er spürte das alles nicht. Die Brücke hatte er hinter sich gelassen, schon lange, nun wanderte er den bekannten Weg hinauf. Machte einen Abstecher zu den Steinen, die er einst Taewyn zeigte. Wie mochte es ihr wohl gehen, lange hatte er nichts von ihr gehört. Auf dem Hügel setzte Wolfdietrich sich in den Schnee. Hier oben lag er noch mehrere Fuß hoch.
Nur nicht einschlafen, hier finden Dich nur Wölfe. dachte er. Es wurde langsam hell. Liras erwachte, Wolfdietrich begrüßte ihn auch an diesem Morgen als erster, bewunderte seine glutrote Pracht. Ja, er liebte diesen Gott. Er achtete Leban, die Härte des Lebens, die Auswahl des Kräftigen. Doch diesen gnädigen, warmen Gott, der Leben schenkte, und nicht nahm, den liebte er mehr als alles was er sich vorstellen konnte.
Und deshalb brach er wieder auf. Seinem Ziel entgegen, hoch in den Norden, zur letzten Bastion der Nordmannen. Sie kannten den jungen Mann schon, vielleicht mochten sie ihn nicht besonders, doch sie duldeten ihn. Das bedeutete Wolfdietrich viel. Er empfand viel für dieses rauhe Volk. Nun mußte er es besuchen, um bösem Verdacht nachzugehen, vielleicht würden sie ihn töten, weil er sie mit seinen Fragen beleidigen würde, vielleicht würden die Wölfe ihn vorher töten. Doch Wolfdietrich zögerte dennoch nicht. Zuviel bedeutete ihm diese Sache, der Auftrag Lerhons, und die Hoffnung, es könnte sich herausstellen, dass die Nordmannen nichts damit zu tun hatten, dass sie wirklich Freunde Bretonias waren. Warum sollten sie sonst geblieben sein, jene, denen Bretonia soviel verdankte?
Würde dieser "Wolf" wirklich helfen können, war er nicht eine Gefahr? Wolfdietrich dachte an Annieshe, er dachte an... Er dachte an so vieles, und nichts von dem woran er dachte gefiel ihm.
Was hatte Leandros bei ihrem letzten Treffen gesagt?
Was Deinem Instinkt zu akzeptieren widerstrebt, versuche nicht Deinen Verstand zum Herren über dies Gefühl zu erheben, oder Du wirst ein Sklave der Blindheit.
Leandros.
Wolfdietrich wußte, dass dieser Mensch, dieser kleine, schwach anmutende Mensch mit den leuchtenden Augen auf einer, auf der, anderen Seite stand. Zu lange hatte er ihn beobachtet, hatte er sich von ihm beobachten lassen. Sie erkannten einander als Gegensätze, doch sie waren beide neugierig, wissensdurstig. Nur deshalb duldeten sie des anderen Gegenwart. Wolfdietrichs Suche war geglückt, er hatte Zugang zu dem, was er als Dunkel bezeichnete. Seltsam, da strebte er nach dem Licht, und verbarg einige Dinge in seinem Innern, im Dunkeln.
Früh stand Wolfdietrich auf. Draussen war es noch dunkel, der eisige Wind pfiff an den Fensterläden vorbei, heulte durch den Klosterhof, und brauste rauschend durch den Wald und durchs Tal. Die anderen schliefen noch, hier und da schnarchte einer, als würde er im Traum den ganzen Klosterwald allein abholzen. Still und andächtig kleidete sich der junge Lirasdiener an, die einfache Kettenrüstung, das alte Schwert, leichte, für diese Jahreszeit viel zu kalte Schuhe, als Wind- und Kälteschutz einzig die alte Robe und den abgetragenen Umhang, Stab in der Rechten, Säckel über die Schulter. So schritt er durch die Küche, den Gemeinschaftssaal, wo gestern noch der König saß, mit Annieshe, wo dieser Jael und dieser Nyariveen dazukamen.
Nun brach er auf, früher als nötig und später als ihm lieb war. Bruder Aldwyn stand bereits wach und angekleidet im Hof, fütterte die Sau, und die Hühner. Egal wann Wolfdietrich das Kloster betrat, Bruder Aldwyn war entweder immer der erste oder der letzte, den man sah. Er schien fast immer wach zu sein. Stumm blickte er zu Wolfdietrich, musterte ihn und seinen Aufzug nicht einmal, nickte nur freundlich, mit der selben Wärme wie Ziehvater Dietrich es früher getan hatte, wenn er wußte dass Wolfdietrich etwas vorhatte, von dem er durch nichts abzubringen sei.
Wolfdietrich war diesem Mann so unendlich dankbar. Für so vieles, für alles fast. Er begegnete jenen, die Wolfdietrich ins Kloster einlud stets warmherzig und offen, das tat Aldwyn nicht bei jedem. Doch ob Annieshe, ob Taewyn, sogar diesen seltsamen Nyariveen, Aldwyn brachte Wolfdietrich nie in Verlegenheit. Vielmehr fühlte es sich umgekehrt an. In Bruder Aldwyns Gegenwart fühlte Wolfdietrich sich immernoch wie der kleine Junge, der freundlich belächelt, und liebevoll in Schutz genommen wurde. Auch wenn er wußte dass diese Zeit bereits lange hinter ihm lag.
Lerhon hatte dies ebenfalls erkannt. Sie waren sich schoneinmal begegnet. Damals im Palast, mit Roan von Carmon, als es um die Nordmannen ging. Nun geht es wieder um die Nordmannen, oder besser um ihr Land. Er war nun schon einige Stunden unterwegs, die Füße waren längst durchgekühlt, das Kettenhemd unter der Robe fror an seiner Haut, doch er spürte das alles nicht. Die Brücke hatte er hinter sich gelassen, schon lange, nun wanderte er den bekannten Weg hinauf. Machte einen Abstecher zu den Steinen, die er einst Taewyn zeigte. Wie mochte es ihr wohl gehen, lange hatte er nichts von ihr gehört. Auf dem Hügel setzte Wolfdietrich sich in den Schnee. Hier oben lag er noch mehrere Fuß hoch.
Nur nicht einschlafen, hier finden Dich nur Wölfe. dachte er. Es wurde langsam hell. Liras erwachte, Wolfdietrich begrüßte ihn auch an diesem Morgen als erster, bewunderte seine glutrote Pracht. Ja, er liebte diesen Gott. Er achtete Leban, die Härte des Lebens, die Auswahl des Kräftigen. Doch diesen gnädigen, warmen Gott, der Leben schenkte, und nicht nahm, den liebte er mehr als alles was er sich vorstellen konnte.
Und deshalb brach er wieder auf. Seinem Ziel entgegen, hoch in den Norden, zur letzten Bastion der Nordmannen. Sie kannten den jungen Mann schon, vielleicht mochten sie ihn nicht besonders, doch sie duldeten ihn. Das bedeutete Wolfdietrich viel. Er empfand viel für dieses rauhe Volk. Nun mußte er es besuchen, um bösem Verdacht nachzugehen, vielleicht würden sie ihn töten, weil er sie mit seinen Fragen beleidigen würde, vielleicht würden die Wölfe ihn vorher töten. Doch Wolfdietrich zögerte dennoch nicht. Zuviel bedeutete ihm diese Sache, der Auftrag Lerhons, und die Hoffnung, es könnte sich herausstellen, dass die Nordmannen nichts damit zu tun hatten, dass sie wirklich Freunde Bretonias waren. Warum sollten sie sonst geblieben sein, jene, denen Bretonia soviel verdankte?
Würde dieser "Wolf" wirklich helfen können, war er nicht eine Gefahr? Wolfdietrich dachte an Annieshe, er dachte an... Er dachte an so vieles, und nichts von dem woran er dachte gefiel ihm.
Was hatte Leandros bei ihrem letzten Treffen gesagt?
Was Deinem Instinkt zu akzeptieren widerstrebt, versuche nicht Deinen Verstand zum Herren über dies Gefühl zu erheben, oder Du wirst ein Sklave der Blindheit.
Leandros.
Wolfdietrich wußte, dass dieser Mensch, dieser kleine, schwach anmutende Mensch mit den leuchtenden Augen auf einer, auf der, anderen Seite stand. Zu lange hatte er ihn beobachtet, hatte er sich von ihm beobachten lassen. Sie erkannten einander als Gegensätze, doch sie waren beide neugierig, wissensdurstig. Nur deshalb duldeten sie des anderen Gegenwart. Wolfdietrichs Suche war geglückt, er hatte Zugang zu dem, was er als Dunkel bezeichnete. Seltsam, da strebte er nach dem Licht, und verbarg einige Dinge in seinem Innern, im Dunkeln.
Der Weg
Wieviele Tage war es nun her? Spielte das überhaupt eine Rolle? Der Wind spielte mit den Fensterläden, klappte sie immerwieder gegen den kalten Stein. Davon muss er wachgeworden sein. Draußen war es wohl noch dunkel, hier drinnen schliefen sie alle.
Wolfdietrich saß aufrecht auf seinem Lager, ihn fror nicht mehr, der Körper schmerzte kaum noch, Annieshes Kräuter hatten wie erwartet gewirkt, auch die Mattigkeit ließ langsam nach. Ein paar Tage lag er nun schon hier, erholte sich, ging nur wenig, und wenn dann gefolgt von strengen Blicken Bruder Aldwyns, im Innern des Klosters umher.
Annieshe traf er in dieser Zeit nicht. Das war zwar verwunderlich, doch es war Wolfdietrich ganz recht. Er hatte so all die Tage noch mehr Zeit als sonst gehabt nachzudenken.
Worüber eigentlich? Der Bauernhof war leer, kaum noch Nachbarn so weit im Norden. Keine Spuren von den Wolfswesen, ausser den spärlichen Worten des Jägers. Die Wolfswesen. Was war mit ihnen, wo waren sie, wer waren sie. Jene die nach ihnen suchten drehten sich im Kreis, es war wie ein Phantom.
Doch das war es nicht worüber Wolfdietrich nachdachte. Etwas anderes beschäftigte ihn viel mehr. Sie hatte ihm wohl das Leben gerettet, sie würde es wieder tun, trotz ihres Versprechens, das wußte Wolfdietrich. Sie würde ihr eigenes Leben immer in die Waagschale werfen, um ein anderes zu retten. So war sie. Deshalb war sie so in Wolfdietrichs Leben getreten, wie sie nun darin stand. Doch ihm war bewußt, dass es so nicht sein durfte. Nie hätte sein dürfen. Ihr war etwas anderes bestimmt. Mochten die beiden sich so ähnlich sein, wie sie sich voneinander unterschieden, sie gingen zwei völlig unterschiedliche Wege. Sie mußten diese Wege gehen. Nichteinmal diese enge Freundschaft, diese bisherige Verbundenheit durfte sich dazwischenstellen. Er hatte nicht lange mit sich ringen müssen, Annieshe dieses Versprechen abzuverlangen. Sich selbst nicht mehr um seinetwillen in Lebensgefahr zu bringen, sich überhaupt nicht mehr leichtfertig um anderer Menschen Willen in Lebensgefahr zu begeben. Aber er hatte mit sich gerungen, lang gerungen, die Forderung dieses Verprechens nicht zu verurteilen. Er hatte lange mit sich gerungen seine Zuneigung zu Annieshe hinter der Notwendigkeit des Beschreitens ihrer beiden Wege anzustellen.
Ihr Weg schien ihm so klar wie das Licht des Liras. Und er würde mit niemandem darüber sprechen. Sein eigener Weg hingegen war nicht so klar. Zwar die Ausrichtung seines jungen Lebens, doch nicht das Ziel. Und dass allein der Weg das Ziel sein sollte, so wie Bruder Aldwyn es oft behauptete, das war Wolfdietrich zuwenig, zu einfach. Das klang zu sehr nach Schönreden, nach Herabspielen der Ungewißheit. Man konnte es einfach glauben, der Glauben versetzt ja Berge. Doch Wolfdietrich besaß einen starken Glauben, was ihm fehlte, das war das Wissen.
Seine Unruhe, die ständige Suche nach dem Wissen nagte an ihm, der Glaube half nur über kleine Sorgen hinweg, half dabei, anderen selbstlos helfen zu können. Doch er half nicht dabei, seine Wege klar von denen Annieshes zu trennen. Da half ihm nur das Wissen, das Wissen um ihren Weg. Doch bei der Suche nach dem seinen, da fehlte dieses Wissen.
Eine Stunde später, die Sonne war noch nicht aufgegangen, war Wolfdietrichs Lager leer. Die Decken waren zusammengerollt, das Lager ordentlich, seine wenigen Habseligkeiten waren in einer kleinen Kiste verschlossen. Die Rüstung, das Schwert, der Stab, seine Kutte und sein Umhang fehlten.
Das Kloster würde erwachen. Es war sehr gewachsen in letzter Zeit. Es würde erwachen und von der nächtlichen Ruhe würde nichts mehr da sein. Früher war es anders, da war das Kloster verschlafen, da zog man sich innerhalb seiner Mauern zurück, um Ruhe zu finden. Nun floh er aus der vergangenen Ruhe dieser Mauern, floh aus der vergangenen Ruhe seiner selbst. Die Suche trieb ihn, die Suche entlang seines Weges, nach seinem Ziel.
Sein Schatten hob sich noch nicht von der Dunkelheit ab. Erst als er bereits weit entfernt war, begann die Dämmerung, begann seine Gestalt Form anzunehmen. Hügel traten aus dem Dunst, die Sonne erhob sich glutrot zu seiner Rechten.
Wieviele Tage war es nun her? Spielte das überhaupt eine Rolle? Der Wind spielte mit den Fensterläden, klappte sie immerwieder gegen den kalten Stein. Davon muss er wachgeworden sein. Draußen war es wohl noch dunkel, hier drinnen schliefen sie alle.
Wolfdietrich saß aufrecht auf seinem Lager, ihn fror nicht mehr, der Körper schmerzte kaum noch, Annieshes Kräuter hatten wie erwartet gewirkt, auch die Mattigkeit ließ langsam nach. Ein paar Tage lag er nun schon hier, erholte sich, ging nur wenig, und wenn dann gefolgt von strengen Blicken Bruder Aldwyns, im Innern des Klosters umher.
Annieshe traf er in dieser Zeit nicht. Das war zwar verwunderlich, doch es war Wolfdietrich ganz recht. Er hatte so all die Tage noch mehr Zeit als sonst gehabt nachzudenken.
Worüber eigentlich? Der Bauernhof war leer, kaum noch Nachbarn so weit im Norden. Keine Spuren von den Wolfswesen, ausser den spärlichen Worten des Jägers. Die Wolfswesen. Was war mit ihnen, wo waren sie, wer waren sie. Jene die nach ihnen suchten drehten sich im Kreis, es war wie ein Phantom.
Doch das war es nicht worüber Wolfdietrich nachdachte. Etwas anderes beschäftigte ihn viel mehr. Sie hatte ihm wohl das Leben gerettet, sie würde es wieder tun, trotz ihres Versprechens, das wußte Wolfdietrich. Sie würde ihr eigenes Leben immer in die Waagschale werfen, um ein anderes zu retten. So war sie. Deshalb war sie so in Wolfdietrichs Leben getreten, wie sie nun darin stand. Doch ihm war bewußt, dass es so nicht sein durfte. Nie hätte sein dürfen. Ihr war etwas anderes bestimmt. Mochten die beiden sich so ähnlich sein, wie sie sich voneinander unterschieden, sie gingen zwei völlig unterschiedliche Wege. Sie mußten diese Wege gehen. Nichteinmal diese enge Freundschaft, diese bisherige Verbundenheit durfte sich dazwischenstellen. Er hatte nicht lange mit sich ringen müssen, Annieshe dieses Versprechen abzuverlangen. Sich selbst nicht mehr um seinetwillen in Lebensgefahr zu bringen, sich überhaupt nicht mehr leichtfertig um anderer Menschen Willen in Lebensgefahr zu begeben. Aber er hatte mit sich gerungen, lang gerungen, die Forderung dieses Verprechens nicht zu verurteilen. Er hatte lange mit sich gerungen seine Zuneigung zu Annieshe hinter der Notwendigkeit des Beschreitens ihrer beiden Wege anzustellen.
Ihr Weg schien ihm so klar wie das Licht des Liras. Und er würde mit niemandem darüber sprechen. Sein eigener Weg hingegen war nicht so klar. Zwar die Ausrichtung seines jungen Lebens, doch nicht das Ziel. Und dass allein der Weg das Ziel sein sollte, so wie Bruder Aldwyn es oft behauptete, das war Wolfdietrich zuwenig, zu einfach. Das klang zu sehr nach Schönreden, nach Herabspielen der Ungewißheit. Man konnte es einfach glauben, der Glauben versetzt ja Berge. Doch Wolfdietrich besaß einen starken Glauben, was ihm fehlte, das war das Wissen.
Seine Unruhe, die ständige Suche nach dem Wissen nagte an ihm, der Glaube half nur über kleine Sorgen hinweg, half dabei, anderen selbstlos helfen zu können. Doch er half nicht dabei, seine Wege klar von denen Annieshes zu trennen. Da half ihm nur das Wissen, das Wissen um ihren Weg. Doch bei der Suche nach dem seinen, da fehlte dieses Wissen.
Eine Stunde später, die Sonne war noch nicht aufgegangen, war Wolfdietrichs Lager leer. Die Decken waren zusammengerollt, das Lager ordentlich, seine wenigen Habseligkeiten waren in einer kleinen Kiste verschlossen. Die Rüstung, das Schwert, der Stab, seine Kutte und sein Umhang fehlten.
Das Kloster würde erwachen. Es war sehr gewachsen in letzter Zeit. Es würde erwachen und von der nächtlichen Ruhe würde nichts mehr da sein. Früher war es anders, da war das Kloster verschlafen, da zog man sich innerhalb seiner Mauern zurück, um Ruhe zu finden. Nun floh er aus der vergangenen Ruhe dieser Mauern, floh aus der vergangenen Ruhe seiner selbst. Die Suche trieb ihn, die Suche entlang seines Weges, nach seinem Ziel.
Sein Schatten hob sich noch nicht von der Dunkelheit ab. Erst als er bereits weit entfernt war, begann die Dämmerung, begann seine Gestalt Form anzunehmen. Hügel traten aus dem Dunst, die Sonne erhob sich glutrot zu seiner Rechten.
Wieder in der Abtei
Eine abgetrennte Hand, sie lag auf einer Karte - ein Elf war da - zwei Nordfrauen, eine kaum älter als er selbst - die andere jünger, als sie aussah - ein Mann namens Fhalk - nein, das war nicht sein Name - blutrot ging die Sonne über den Ebenen auf - doch er war nicht in den Ebenen - auch der Turm war nicht da - auch nicht die Wölfe - etwas stimmte nicht...
Wolfdietrich erwachte plötzlich, wollte sich jäh aufsetzen, doch stechender Schmerz riß ihn zurück aufs Lager, riß ihn aus dem Halbschlaf in die Wirklichkeit, öffnete ihm die Augen für das, was war. Mit klopfendem Herzen und vor Schmerz zusammengekniffenen Augen blickte er an die kalte steinerne Decke.
Es muss gerade die Sonne aufgegangen sein. In der Abtei herrschte der übliche verhaltene, aber dennoch geschäftige Betrieb. Er war wieder in der Abtei. Wie war er hierhergekommen? Fhink, das war sein Name, der Elf, das Mädchen aus dem Norden, sie hatten ihn hierhergebracht. Wo war die andere? Der Kampf, dann kam die Dunkelheit.
Langsam betrachtete Wolfdietrich seinen Körper. Der Schwertarm im Verband, der Hals und der Brustkorb, umwickelt von weißen Verbänden. Er spürte Schmerzen. Schnittwunden. Der Arm war völlig taub, der Hals brannte, der Brustkorb fühlte sich an, als stünde jemand darauf, in voller Rüstung, das Atmen fiel schwer. Die Rippen, durchfuhr es Wolfdietrich. Nichts zu machen, außer liegenzubleiben und nachzudenken.
Das Lager, was war es für ein trostloser Ort gewesen, die Leute voller Furcht, Scheu, Mißtrauen, kein Fünkchen Hoffnung. Er hatte der Gruppe kaum helfen können, weder die Karte zu finden, noch den Gesuchten zu retten, anstelle dessen hatte er sie noch damit belastet ihn hierherzubringen. Er scholt sich einen Narr. Und sie würde es auch tun. Bei Liras hellem Leuchten, sie würde ihn ansehen, nichts sagen, nur diesen schweigenden Blick auf ihn richten, während sie völlig ungeachtet an seinen Verbänden wirken würde. Ja es bestand für Wolfdietrich nicht einmal ein Zweifel daran, dass sie es gewesen, die ihn versorgt hatte. Und sie würde ihn schweigend ansehen. Eigentlich müßte sie ihn mit Vorwürfen überhäufen, und sie hätte Recht damit. Doch sie würde das nicht tun, aus Sorge und aus Mitgefühl um seines Zustands Willen. Wolfdietrich kämpfte die Tränen herunter, Schuldbewußtsein und große Trauer stiegen in ihm auf. Aus Sorge und Mitgefühl.
So war sie und kein Versprechen das sie gab, keine Bitte die er an sie richtete, keine Abmachung zwischen ihnen würde daran wohl etwas ändern.
Aber deshalb ging er doch fort, deshalb versuchte er das Band das zwischen ihnen war zu lockern. So schwer es ihm fiel und so unbedeutend dieses Band im Vergleich zu jenem war, das sie an IHN band. Wer war er denn, der junge Novize, dass er sich herausnahm ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, sie dazu zu bringen, ihren Weg aus den Augen zu verlieren, nur damit sie sich um ihn sorgte, ihm die Wunden pflegte? Schon seinem Ziehvater bereitete er ständig Kummer und Sorge. Der gute alte Bruder Dietrich war ständig damit beschäftigt auf den Knaben, der nie erwachsen werden wollte, Acht zu geben, dass er sich in seinem ungezügelten Übermut, seinem unbändigen Entdeckungsdrang und seinem selbstverachtendem Temperament nicht den Hals bräche.
Nun lag er wieder hier. Nicht einmal einen Monat ist es her, da er hier lag, gerettet und gepflegt von ihr.
Während seine Gefühle ihn schmerzten, sein Gewissen ihn plagte, drehten sich seine Gedanken um Wiedergutmachung, um Vergebung - um jene Siedlung.
Eine abgetrennte Hand, sie lag auf einer Karte - ein Elf war da - zwei Nordfrauen, eine kaum älter als er selbst - die andere jünger, als sie aussah - ein Mann namens Fhalk - nein, das war nicht sein Name - blutrot ging die Sonne über den Ebenen auf - doch er war nicht in den Ebenen - auch der Turm war nicht da - auch nicht die Wölfe - etwas stimmte nicht...
Wolfdietrich erwachte plötzlich, wollte sich jäh aufsetzen, doch stechender Schmerz riß ihn zurück aufs Lager, riß ihn aus dem Halbschlaf in die Wirklichkeit, öffnete ihm die Augen für das, was war. Mit klopfendem Herzen und vor Schmerz zusammengekniffenen Augen blickte er an die kalte steinerne Decke.
Es muss gerade die Sonne aufgegangen sein. In der Abtei herrschte der übliche verhaltene, aber dennoch geschäftige Betrieb. Er war wieder in der Abtei. Wie war er hierhergekommen? Fhink, das war sein Name, der Elf, das Mädchen aus dem Norden, sie hatten ihn hierhergebracht. Wo war die andere? Der Kampf, dann kam die Dunkelheit.
Langsam betrachtete Wolfdietrich seinen Körper. Der Schwertarm im Verband, der Hals und der Brustkorb, umwickelt von weißen Verbänden. Er spürte Schmerzen. Schnittwunden. Der Arm war völlig taub, der Hals brannte, der Brustkorb fühlte sich an, als stünde jemand darauf, in voller Rüstung, das Atmen fiel schwer. Die Rippen, durchfuhr es Wolfdietrich. Nichts zu machen, außer liegenzubleiben und nachzudenken.
Das Lager, was war es für ein trostloser Ort gewesen, die Leute voller Furcht, Scheu, Mißtrauen, kein Fünkchen Hoffnung. Er hatte der Gruppe kaum helfen können, weder die Karte zu finden, noch den Gesuchten zu retten, anstelle dessen hatte er sie noch damit belastet ihn hierherzubringen. Er scholt sich einen Narr. Und sie würde es auch tun. Bei Liras hellem Leuchten, sie würde ihn ansehen, nichts sagen, nur diesen schweigenden Blick auf ihn richten, während sie völlig ungeachtet an seinen Verbänden wirken würde. Ja es bestand für Wolfdietrich nicht einmal ein Zweifel daran, dass sie es gewesen, die ihn versorgt hatte. Und sie würde ihn schweigend ansehen. Eigentlich müßte sie ihn mit Vorwürfen überhäufen, und sie hätte Recht damit. Doch sie würde das nicht tun, aus Sorge und aus Mitgefühl um seines Zustands Willen. Wolfdietrich kämpfte die Tränen herunter, Schuldbewußtsein und große Trauer stiegen in ihm auf. Aus Sorge und Mitgefühl.
So war sie und kein Versprechen das sie gab, keine Bitte die er an sie richtete, keine Abmachung zwischen ihnen würde daran wohl etwas ändern.
Aber deshalb ging er doch fort, deshalb versuchte er das Band das zwischen ihnen war zu lockern. So schwer es ihm fiel und so unbedeutend dieses Band im Vergleich zu jenem war, das sie an IHN band. Wer war er denn, der junge Novize, dass er sich herausnahm ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, sie dazu zu bringen, ihren Weg aus den Augen zu verlieren, nur damit sie sich um ihn sorgte, ihm die Wunden pflegte? Schon seinem Ziehvater bereitete er ständig Kummer und Sorge. Der gute alte Bruder Dietrich war ständig damit beschäftigt auf den Knaben, der nie erwachsen werden wollte, Acht zu geben, dass er sich in seinem ungezügelten Übermut, seinem unbändigen Entdeckungsdrang und seinem selbstverachtendem Temperament nicht den Hals bräche.
Nun lag er wieder hier. Nicht einmal einen Monat ist es her, da er hier lag, gerettet und gepflegt von ihr.
Während seine Gefühle ihn schmerzten, sein Gewissen ihn plagte, drehten sich seine Gedanken um Wiedergutmachung, um Vergebung - um jene Siedlung.
Annieshe
Als die Tür der Abtei ins Schloß fiel wurde Wolfdietrich schwarz vor Augen und er sank auf die Knie, klammerte sich mit der Linken an den Wanderstab und krallte die Rechte in den Boden, dass ihm die Fingernägel brachen. Er hätte schreien können, doch als er den Mund öffnete, entglitt ihm nur ein Schluchzen.
Er muss eine Weile so gehockt haben, denn allmählich zog Wind auf, weckte ihn aus seiner Lethargie. Er hob den Blick, Tränen liefen ihm die Wangen herab, die Augen waren glasig, rotumrandet, der Wind fegte ihm die Strähnen ins Gesicht, zerrte an seinem Gewand. Er zog die Rechte aus der Erde, sie schmerzte, das Blut war getrocknet, er spürte es nicht, wischte sich die Tränen von den Augen, verschmierte sein Gesicht. Hilflos starrte er einen Augenblick auf die geschlossene Tür, dann blickte er zornig gen Himmel.
Mühsam erhob er sich, zog sich vielmehr an dem Stab herauf, und während er sich aufrichtete, wandelte sich der zornige Blick, den er gen Himmel warf in einen bitteren Ernst.
Du bist Schuld!
hämmerte es in seinem Kopf. Dort oben schläft sie. Nein! Sie wird gewiß nicht schlafen, sondern in Sorge und Selbstvorwürfen wachliegen, so ist sie.
Er weiß es, er kennt sie und dennoch hat er Ihr das angetan.
Als er an sich herabblickte würgte ihn der Ekel, das schlechte Gewissen ließ Übelkeit in ihm aufsteigen, seine Kleider brannten ihm auf der Haut.
Die Kutte eines Mönches, eines Trostspenders trägst Du, und was bist Du?
Wolfdietrich riß sich die Kutte vom Leib, warf sie samt Umhang und Stab zu Boden. Er blickte eine Weile auf den leblosen Haufen Stoff, schaute zum Tor der Abtei, dann betrachtete er sich wieder. Die nackte, zernarbte blasse Haut, die im Mondschein schimmerte.
Das bist Du, das ist alles von Dir, mehr nicht!
Langsam wandte er sich um, schaute nach Norden, dann zu einem kleinen nahen Waldstück, dorthin lenkte er seinen Schritt. Doch er ging nicht allein dorthin. Ihre Augen folgten ihm, wie sie ihn aufmunternd lächelnd fragte, worum er sie bitten möchte. Ihr verstörter, trauriger Blick, als sie fragte Warum?, ihr fassungsloser Blick, als er ihr gestand, was er niemals hätte gestehen dürfen. Er hatte es sich geschworen. NIEMALS!
Und nun hatte er dem einzigen Menschen, den er hatte, die Augen für eine verbotene Wahrheit geöffnet. Gewaltsam geöffnet.
Ihre Augen brannten sich in seine Seele, sein Schritt wurde schwerer, die Last schien ihn wieder in die Knie zwingen zu wollen, stahl ihm den Atem. Er fühlte sein Herz ertrinken, in ihren Tränen.
Es war ein schöner Nachmittag als er durch den kleinen Wald streifte, in Erinnerungen, und Hoffnungen, nein Träumen schwelgend. Sein Gott leuchtete ihm warm, schickte samtweiche Lichtstrahlen auf die kleine Lichtung mit ihren Farnsträuchern. Hier hatte er sie bereits einer Mutter mit ihren Jungen gesandt, wie sie ein Menschenkind behütete, als wäre es ihr eigen Fleisch und Blut. Hier leuchtete er dem alten und einsamen Klosterbruder Dietrich, der das Kind aufnahm, und behütet in den Mauern des Klosters großzog.
Hier muss er Annieshe geleuchtet haben, als sie wenige Schritte hinter Wolfdietrich stand, ihn mit ihrer warmen, herzlichen Stimme, in der immer ein leicht sorgenvoll klingender Vorwurf mitschwang, begrüßte.
Er erschrak nicht, nicht hier, hier gab es nichts wovor er sich je fürchten müßte...
Wie könnte ich Euch fortschicken? hatte sie gefragt. Ja, wie? Wie könnte er gehen?
Wie könnte ich Euch fortschicken… Ihr seid der einzige Vertraute, den ich hier habe… außer ihm.
Ja, sie hatte noch ihn.
Wolfdietrich hatte sich gefreut Annieshe zu sehen, doch während ihm die Brust schier zersprang, war sein Blick und sein Ton wie gewohnt, gefaßt. Ihr hier zu begegnen machte ihn unsicher, er war aufgewühlt.
Mitten im Farn stand er da und mitten im Farn lag er jetzt, nur mehr vom Mond beschienen, und mit nichts am Leib als seiner Haut, der kühlen Nachtluft und dem fahlen Schein des Mondes.
Berührt hatte sie ihn, nicht nur mit ihrem Blick, sondern mit ihren Händen, sie brannten. Jetzt fror Wolfdietrich. Er hatte sich erfüllt gefühlt, als sie bei ihm war - ohne zu wissen. Nun fühlte er sich leer.
Du bist Schuld!
Ja er wollte ihren Weg für sie mitgehen.
Ja er wollte für sie da sein...
Nein nicht für sie da sein,
sondern für sie sein.
Edited By Wolfdietrich on 1143475242
Als die Tür der Abtei ins Schloß fiel wurde Wolfdietrich schwarz vor Augen und er sank auf die Knie, klammerte sich mit der Linken an den Wanderstab und krallte die Rechte in den Boden, dass ihm die Fingernägel brachen. Er hätte schreien können, doch als er den Mund öffnete, entglitt ihm nur ein Schluchzen.
Er muss eine Weile so gehockt haben, denn allmählich zog Wind auf, weckte ihn aus seiner Lethargie. Er hob den Blick, Tränen liefen ihm die Wangen herab, die Augen waren glasig, rotumrandet, der Wind fegte ihm die Strähnen ins Gesicht, zerrte an seinem Gewand. Er zog die Rechte aus der Erde, sie schmerzte, das Blut war getrocknet, er spürte es nicht, wischte sich die Tränen von den Augen, verschmierte sein Gesicht. Hilflos starrte er einen Augenblick auf die geschlossene Tür, dann blickte er zornig gen Himmel.
Mühsam erhob er sich, zog sich vielmehr an dem Stab herauf, und während er sich aufrichtete, wandelte sich der zornige Blick, den er gen Himmel warf in einen bitteren Ernst.
Du bist Schuld!
hämmerte es in seinem Kopf. Dort oben schläft sie. Nein! Sie wird gewiß nicht schlafen, sondern in Sorge und Selbstvorwürfen wachliegen, so ist sie.
Er weiß es, er kennt sie und dennoch hat er Ihr das angetan.
Als er an sich herabblickte würgte ihn der Ekel, das schlechte Gewissen ließ Übelkeit in ihm aufsteigen, seine Kleider brannten ihm auf der Haut.
Die Kutte eines Mönches, eines Trostspenders trägst Du, und was bist Du?
Wolfdietrich riß sich die Kutte vom Leib, warf sie samt Umhang und Stab zu Boden. Er blickte eine Weile auf den leblosen Haufen Stoff, schaute zum Tor der Abtei, dann betrachtete er sich wieder. Die nackte, zernarbte blasse Haut, die im Mondschein schimmerte.
Das bist Du, das ist alles von Dir, mehr nicht!
Langsam wandte er sich um, schaute nach Norden, dann zu einem kleinen nahen Waldstück, dorthin lenkte er seinen Schritt. Doch er ging nicht allein dorthin. Ihre Augen folgten ihm, wie sie ihn aufmunternd lächelnd fragte, worum er sie bitten möchte. Ihr verstörter, trauriger Blick, als sie fragte Warum?, ihr fassungsloser Blick, als er ihr gestand, was er niemals hätte gestehen dürfen. Er hatte es sich geschworen. NIEMALS!
Und nun hatte er dem einzigen Menschen, den er hatte, die Augen für eine verbotene Wahrheit geöffnet. Gewaltsam geöffnet.
Ihre Augen brannten sich in seine Seele, sein Schritt wurde schwerer, die Last schien ihn wieder in die Knie zwingen zu wollen, stahl ihm den Atem. Er fühlte sein Herz ertrinken, in ihren Tränen.
Es war ein schöner Nachmittag als er durch den kleinen Wald streifte, in Erinnerungen, und Hoffnungen, nein Träumen schwelgend. Sein Gott leuchtete ihm warm, schickte samtweiche Lichtstrahlen auf die kleine Lichtung mit ihren Farnsträuchern. Hier hatte er sie bereits einer Mutter mit ihren Jungen gesandt, wie sie ein Menschenkind behütete, als wäre es ihr eigen Fleisch und Blut. Hier leuchtete er dem alten und einsamen Klosterbruder Dietrich, der das Kind aufnahm, und behütet in den Mauern des Klosters großzog.
Hier muss er Annieshe geleuchtet haben, als sie wenige Schritte hinter Wolfdietrich stand, ihn mit ihrer warmen, herzlichen Stimme, in der immer ein leicht sorgenvoll klingender Vorwurf mitschwang, begrüßte.
Er erschrak nicht, nicht hier, hier gab es nichts wovor er sich je fürchten müßte...
Wie könnte ich Euch fortschicken? hatte sie gefragt. Ja, wie? Wie könnte er gehen?
Wie könnte ich Euch fortschicken… Ihr seid der einzige Vertraute, den ich hier habe… außer ihm.
Ja, sie hatte noch ihn.
Wolfdietrich hatte sich gefreut Annieshe zu sehen, doch während ihm die Brust schier zersprang, war sein Blick und sein Ton wie gewohnt, gefaßt. Ihr hier zu begegnen machte ihn unsicher, er war aufgewühlt.
Mitten im Farn stand er da und mitten im Farn lag er jetzt, nur mehr vom Mond beschienen, und mit nichts am Leib als seiner Haut, der kühlen Nachtluft und dem fahlen Schein des Mondes.
Berührt hatte sie ihn, nicht nur mit ihrem Blick, sondern mit ihren Händen, sie brannten. Jetzt fror Wolfdietrich. Er hatte sich erfüllt gefühlt, als sie bei ihm war - ohne zu wissen. Nun fühlte er sich leer.
Du bist Schuld!
Ja er wollte ihren Weg für sie mitgehen.
Ja er wollte für sie da sein...
Nein nicht für sie da sein,
sondern für sie sein.
Edited By Wolfdietrich on 1143475242