In den Winden der Welt - Tharon Radulfsson
Die Suche der letzten Tage blieb ohne Ergebnis. Weder fand er Lasien selbst, noch Spuren des entführten Kindes. Die Nordlande waren groß, und irgendwie bezweifelte Tharon, dass Lasien das Kind in die verhasste Schlucht gebracht haben würde. Denn er hatte einen Narren an Tharon gefressen, und er war sich sicher, dass es zum Kampf kommen würde -früher oder später.
Und als Tharon nach mehreren Tagen wieder zur Taverne Tilholds kam, war viel Volk anwesend. Von Umbard und Kandril ließ er sich von diesen 'Valkynen' berichten, welche die beiden wohl angegriffen hatten. Wolfsartige Wesen. Noch mehr Wölfe. Was Kandril aber zu sagen hatte, war schon interessant, denn scheinbar akzeptierten diese Kreaturen ihn -könnte nützlich sein.
Weniger nützlich schien ihm die Erkenntnis, es bei Umbard mit einem Plappermaul zu tun zu haben, hatte er doch Selene von Kjari, den Wölfen und den gefälschten Briefen erzählt, die angeblich aus der Schlucht kamen.
"Wie lange kennst du Selene? Und was weißt du über Elfen?"
"Ich kenne sie eine Woche. Und über die Elfen weiß ich fast nichts."
In diesem Augenblick zweifelte Tharon ernsthaft am Verstand der Sippe: Erst unterwarfen sie sich Tieren, dann plauderten sie alles aus, was sie wussten -OBWOHL er Stillschweigen angeordnet hatte. Wäre auch erforderlich gewesen, weil Tharon dieser Selene nicht weiter trauen konnte. Erst berichtete ein Bretone gar Seltsames über sie, dann tauchte sie an der Taverne auf, mitsamt zwei noch seltsameren Elfen und Wulfus im Gepäck. Was genau Wulfus mit ihnen zu schaffen hatte, war Tharon nicht klar und augenblicklich auch nicht wichtig, aber bei diesen ganzen Gestalten, die sich nun an der Taverne tummelten, wusste wohl niemand so genau, was geschah.
"Wenn du so gern plapperst, dann wirst du mit den Valkynen mal reden, Umbard", knurrte Tharon.
Von Wulfus erfuhr Tharon, was zuvor nur als Gerücht existierte:
Aurelia versprach ihm Land. Doch dieser seltsame "Lord" schien nicht bereit zu sein, mit ihm zu reden. Wulfus sagte, dass sein Umhang darum derzeit wohl noch besser in Tilhold aufgehoben war.
Fragte sich wie lange.
Denn was, bei Odin, wollte Lasien?
Und als Tharon nach mehreren Tagen wieder zur Taverne Tilholds kam, war viel Volk anwesend. Von Umbard und Kandril ließ er sich von diesen 'Valkynen' berichten, welche die beiden wohl angegriffen hatten. Wolfsartige Wesen. Noch mehr Wölfe. Was Kandril aber zu sagen hatte, war schon interessant, denn scheinbar akzeptierten diese Kreaturen ihn -könnte nützlich sein.
Weniger nützlich schien ihm die Erkenntnis, es bei Umbard mit einem Plappermaul zu tun zu haben, hatte er doch Selene von Kjari, den Wölfen und den gefälschten Briefen erzählt, die angeblich aus der Schlucht kamen.
"Wie lange kennst du Selene? Und was weißt du über Elfen?"
"Ich kenne sie eine Woche. Und über die Elfen weiß ich fast nichts."
In diesem Augenblick zweifelte Tharon ernsthaft am Verstand der Sippe: Erst unterwarfen sie sich Tieren, dann plauderten sie alles aus, was sie wussten -OBWOHL er Stillschweigen angeordnet hatte. Wäre auch erforderlich gewesen, weil Tharon dieser Selene nicht weiter trauen konnte. Erst berichtete ein Bretone gar Seltsames über sie, dann tauchte sie an der Taverne auf, mitsamt zwei noch seltsameren Elfen und Wulfus im Gepäck. Was genau Wulfus mit ihnen zu schaffen hatte, war Tharon nicht klar und augenblicklich auch nicht wichtig, aber bei diesen ganzen Gestalten, die sich nun an der Taverne tummelten, wusste wohl niemand so genau, was geschah.
"Wenn du so gern plapperst, dann wirst du mit den Valkynen mal reden, Umbard", knurrte Tharon.
Von Wulfus erfuhr Tharon, was zuvor nur als Gerücht existierte:
Aurelia versprach ihm Land. Doch dieser seltsame "Lord" schien nicht bereit zu sein, mit ihm zu reden. Wulfus sagte, dass sein Umhang darum derzeit wohl noch besser in Tilhold aufgehoben war.
Fragte sich wie lange.
Denn was, bei Odin, wollte Lasien?
Offensichtlich gab es so manche Elaya, die den Verstand verloren. Ob es nun Lasien war, mit seinem unerklärlichen Drang nach Rache und Tod oder die zwei seltsamen Elfen, die wohl Geschwister sein mussten. Nicht nur dass sie den ein oder anderen Kerl seine Herkunft vergessen ließen, nein, Tharon war sich ausnahmsweise mal mit dem Bretonen Mitatir einig, dass diese zwei Weiber gefährlich waren.
Deutlich wurde es, als Taleth eines abends Tharon, Lariena und eben jenen Mitatir in seinen Hof führte. Tharon war die Abwechslung willkommen. Es konnte zwar nichts von allem ablenken -und das wollte er auch nicht- aber einen Abend der scheinbaren Ruhe zog er ergebnisloser Suche vor.
Und während sie aßen und tranken, sprang Taleth plötzlich auf und rannte auf die Felder. Wölfe rissen einige Graser und der Hirte stand tatenlos daneben.
"Du solltest abends einige Feuer entzünden", murmelte Tharon, nachdem die Wölfe vertrieben waren.
Als sie zurück kamen zum Haus, da lag frisches Fleisch vor dem Wachhund. Und Taleths Andeutungen bestätigten Tharons Vermutung, das die zwei Elfenweiber dort waren und wieder ihre hexenhaften Künste einsetzten. Zuvor hatten sie Taleth schon am Fluss aufgelauert.
"Lasien", murmelte Taleth dort.
"Was?" fragte Tharon.
"Später."
Ein Später gab es nicht. Taleth bat nun seine Gäste, zu gehen. Ein Wirtshaus sollte das hier werden? Dann sollte er noch viel über wahre Gastfreundschaft lernen. Tharon war zornig. Nicht nur deshalb, sondern weil Taleth alle Warnungen in den Wind schlug und weil er ihm nicht erklärte, was dies mit Lasien zu tun haben sollte.
Tharon ritt wieder in den Norden. Vielleicht gehörten diese Weibsbilder auch zur Schlucht, vielleicht gehörte Selene auch dazu. Auf jeden Fall würde Tharon sich nicht erpressen lassen:
Lasien forderte den Anführer der 'Wölfe' gegen das entführte Kind. Wahrscheinlich hatte die Schlucht Wind davon bekommen, dass es die 'Wölfe' waren, welche die Briefe gefälscht hatten. So oder so ging Tharon nicht darauf ein. Die 'Wölfe' waren Nordmannen. Und er würde sie nicht eintauschen, nur um einen wahnsinnigen Elaya zufrieden zu stellen. Und das entführte Kind gehörte ebenso zum Nordvolk. Es musste wissen, wie man aufrecht dem Tod ins Auge blickt. Es musste verstehen, dass sein eigenes Schicksal unbedeutend war gegenüber dem Schicksal des ganzen Volkes. Und es würde sich wehren. Tharon war sich sicher. Aus dem gleichen Grund begann er selbst, die Hoffnung auf eine Rettung seines Weibs zu vergessen. Das war der Weg.
Als er die Taverne erreichte, erinnerte er sich an die seltsame Begegnung mit anderen Elaya. Zwei mussten es mindestens gewesen sein, denn zwei verschiedene Stimmen kamen aus den Schatten, als er im Süden auf der Suche nach Lasien war. Und eben nach Lasien fragten diese Stimmen. Es war entweder eine List der Schlucht oder Ceredir machte nun selbst Jagd.
Es war ihm egal.
In wenigen Tagen im westlichen Wald würde er wohl sehen, wen er zu den Feinden zählen musste.
Deutlich wurde es, als Taleth eines abends Tharon, Lariena und eben jenen Mitatir in seinen Hof führte. Tharon war die Abwechslung willkommen. Es konnte zwar nichts von allem ablenken -und das wollte er auch nicht- aber einen Abend der scheinbaren Ruhe zog er ergebnisloser Suche vor.
Und während sie aßen und tranken, sprang Taleth plötzlich auf und rannte auf die Felder. Wölfe rissen einige Graser und der Hirte stand tatenlos daneben.
"Du solltest abends einige Feuer entzünden", murmelte Tharon, nachdem die Wölfe vertrieben waren.
Als sie zurück kamen zum Haus, da lag frisches Fleisch vor dem Wachhund. Und Taleths Andeutungen bestätigten Tharons Vermutung, das die zwei Elfenweiber dort waren und wieder ihre hexenhaften Künste einsetzten. Zuvor hatten sie Taleth schon am Fluss aufgelauert.
"Lasien", murmelte Taleth dort.
"Was?" fragte Tharon.
"Später."
Ein Später gab es nicht. Taleth bat nun seine Gäste, zu gehen. Ein Wirtshaus sollte das hier werden? Dann sollte er noch viel über wahre Gastfreundschaft lernen. Tharon war zornig. Nicht nur deshalb, sondern weil Taleth alle Warnungen in den Wind schlug und weil er ihm nicht erklärte, was dies mit Lasien zu tun haben sollte.
Tharon ritt wieder in den Norden. Vielleicht gehörten diese Weibsbilder auch zur Schlucht, vielleicht gehörte Selene auch dazu. Auf jeden Fall würde Tharon sich nicht erpressen lassen:
Lasien forderte den Anführer der 'Wölfe' gegen das entführte Kind. Wahrscheinlich hatte die Schlucht Wind davon bekommen, dass es die 'Wölfe' waren, welche die Briefe gefälscht hatten. So oder so ging Tharon nicht darauf ein. Die 'Wölfe' waren Nordmannen. Und er würde sie nicht eintauschen, nur um einen wahnsinnigen Elaya zufrieden zu stellen. Und das entführte Kind gehörte ebenso zum Nordvolk. Es musste wissen, wie man aufrecht dem Tod ins Auge blickt. Es musste verstehen, dass sein eigenes Schicksal unbedeutend war gegenüber dem Schicksal des ganzen Volkes. Und es würde sich wehren. Tharon war sich sicher. Aus dem gleichen Grund begann er selbst, die Hoffnung auf eine Rettung seines Weibs zu vergessen. Das war der Weg.
Als er die Taverne erreichte, erinnerte er sich an die seltsame Begegnung mit anderen Elaya. Zwei mussten es mindestens gewesen sein, denn zwei verschiedene Stimmen kamen aus den Schatten, als er im Süden auf der Suche nach Lasien war. Und eben nach Lasien fragten diese Stimmen. Es war entweder eine List der Schlucht oder Ceredir machte nun selbst Jagd.
Es war ihm egal.
In wenigen Tagen im westlichen Wald würde er wohl sehen, wen er zu den Feinden zählen musste.
Die alte Wunde schmerzte wieder sehr in diesen Tagen. Oft hielt er sich den Kopf, und er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, was nicht immer gelingen wollte. Und er ärgerte sich: Was wenn ausgerechnet im Kampf gegen Lasien, und es würde einen geben, dies einen Sieg verhindern sollte? Der verdammte Elf würde diese Schwäche bemerken und auch ausnutzen. Wer würde das nicht? Auch Tharon selbst suchte im Kampf stets einen Weg, den Gegner schnell zu erlegen, wenn es einen solchen gab. Einmal stand er ihm schon gegenüber, und Tharon hatte sich die Bewegungen Lasiens genau eingeprägt. Schnell war er, wenn auch seine Schläge nicht so gewaltig waren wie die eines Nordmannes. Doch er machte durch sein Geschick und jene Schnelligkeit viele andere Schwächen gut.
Entweder das Kind wäre morgen frei und Lasien tot, oder Tharon und das Kind würden fallen. An einen anderen Weg mochte er nicht denken, und diese Frage stellte sich für den Hetman auch nicht. Welchen Hass Lasien antrieb war ihm nun ebenso gleich wie weitere Pläne der Finsterschlucht mit dem Norden. Denn seit die Drakoskrieger fort waren, geschah nichts mehr. Immerhin, und das sagte Tharon auch Berethor und Mitatir, richtete sich das Streben der Schlucht gegen die Bretonen. So konnte er den beiden auch nur sagen, was er selbst wusste oder aufgeschnappt hatte, ohne zu wissen, ob dieses Wissen eine Grundlage hatte oder nicht. Er hatte es so satt, die Probleme anderer gegen den Norden gerichtet zu sehen!
Heute, einen Tag vor dem Kampf, verbrachte er den Tag damit, Wegelagerer und Räuber das Fürchten zu lehren. Es galt mehr der Übung als irgendwelchen anderen Gedanken. Und am frühen Abend saß er vor der Taverne Tilholds und schaute nach Westen.
Gestern, an der Marmorbrücke, geschahen seltsame Dinge. Zuerst diese Sache mit Mitatir. Eine Wolke aus der Finsterschlucht hatte ihn gezwungen, in den Fluss zu stürzen. Sie konnten den Bretonen retten, und er berichtete von den seltsamen Stimmen. Ob es vielleicht mit der Begegnung von vor einigen Tagen zusammenhing, wusste Tharon nicht zu sagen. Wieder war es die verdammte Schlucht, die alles andere so unwichtig erscheinen ließ. Wieder dachte er an Lasien. Wieder stiegt die Wut in Tharon auf, diesen Wahnsinnigen nicht bei bester Gelegenheit erschlagen zu haben. Aber nein, Ceredir glaubte an Lasien.
Das andere war diese Elaya. Ihre Schwester war nicht dabei. Doch sie stellte seltsame Fragen. Und Tharon antwortete. Auch fiel ihm auf, dass er Dinge aus seiner Vergangenheit erzählte, die niemand sonst so haarklein kannte. Es mochte ein Zauber von ihr und ihrer Schwester ausgehen, aber der war nicht groß genug, dass Tharon weich oder schwach werden würde. Ihre Fragen waren interessant -und das letzte Wort noch nicht gesprochen, denn offensichtlich standen sie in Verbindung zu Wulfus.
Tharon fluchte.
Diese Räuber. Sie liefen meistens davon, anstatt bis zuletzt zu kämpfen.
Entweder das Kind wäre morgen frei und Lasien tot, oder Tharon und das Kind würden fallen. An einen anderen Weg mochte er nicht denken, und diese Frage stellte sich für den Hetman auch nicht. Welchen Hass Lasien antrieb war ihm nun ebenso gleich wie weitere Pläne der Finsterschlucht mit dem Norden. Denn seit die Drakoskrieger fort waren, geschah nichts mehr. Immerhin, und das sagte Tharon auch Berethor und Mitatir, richtete sich das Streben der Schlucht gegen die Bretonen. So konnte er den beiden auch nur sagen, was er selbst wusste oder aufgeschnappt hatte, ohne zu wissen, ob dieses Wissen eine Grundlage hatte oder nicht. Er hatte es so satt, die Probleme anderer gegen den Norden gerichtet zu sehen!
Heute, einen Tag vor dem Kampf, verbrachte er den Tag damit, Wegelagerer und Räuber das Fürchten zu lehren. Es galt mehr der Übung als irgendwelchen anderen Gedanken. Und am frühen Abend saß er vor der Taverne Tilholds und schaute nach Westen.
Gestern, an der Marmorbrücke, geschahen seltsame Dinge. Zuerst diese Sache mit Mitatir. Eine Wolke aus der Finsterschlucht hatte ihn gezwungen, in den Fluss zu stürzen. Sie konnten den Bretonen retten, und er berichtete von den seltsamen Stimmen. Ob es vielleicht mit der Begegnung von vor einigen Tagen zusammenhing, wusste Tharon nicht zu sagen. Wieder war es die verdammte Schlucht, die alles andere so unwichtig erscheinen ließ. Wieder dachte er an Lasien. Wieder stiegt die Wut in Tharon auf, diesen Wahnsinnigen nicht bei bester Gelegenheit erschlagen zu haben. Aber nein, Ceredir glaubte an Lasien.
Das andere war diese Elaya. Ihre Schwester war nicht dabei. Doch sie stellte seltsame Fragen. Und Tharon antwortete. Auch fiel ihm auf, dass er Dinge aus seiner Vergangenheit erzählte, die niemand sonst so haarklein kannte. Es mochte ein Zauber von ihr und ihrer Schwester ausgehen, aber der war nicht groß genug, dass Tharon weich oder schwach werden würde. Ihre Fragen waren interessant -und das letzte Wort noch nicht gesprochen, denn offensichtlich standen sie in Verbindung zu Wulfus.
Tharon fluchte.
Diese Räuber. Sie liefen meistens davon, anstatt bis zuletzt zu kämpfen.
Nun hatte er wohl einen Einblick erhalten, was diese zwei Schwestern mit Wulfus zu tun hatten. Und Tharon hoffte inständig, dass Wulfus bewusst war, was er tat. Und dass manchmal Dinge ins Rollen kamen, die man am Ende kaum noch aufhalten können würde. Tharon bezweifelte, dass Wulfus viel mehr über die beiden Elaya wusste als er. Nun war er einer von beiden ein zweites Mal begegnet und hatte eine Menge erfahren, vielleicht auch mehr als sie eigentlich preisgeben wollte.
Denn auch Lasien fragte sie nochmals. Nun rechnete Tharon fest damit, dass die beiden Elfen anwesend sein würden, gleich auf welcher Seite oder auf keiner. Und wahrscheinlich wären sie versteckt, und sie würden -so sie handelten- wohl aus dem Hinterhalt agieren. Für diesen Fall mussten also ebenso Vorbereitungen getroffen werden, und das tat er schließlich am nächsten Morgen.
Ceres hatte Tharon berichtet, dass Kindron ihn verwunden konnte. Vermutlich am Arm oder an der Schulter. Es wäre die Schwäche, die er nutzen könnte.
Dann, am frühen Mittag, ließ er seine Waffen segnen und sprach ein Gebet. Seine Mannen bekamen letzte Anweisungen, einige wurden als Begleiter ausgewählt. Gefolgt wären ihm alle, aber das war Lasien wohl kaum wert, dachte sich der Hetman.
"Ihr greift erst ein, wenn er nicht allein ist oder das geschieht, was wir vermuten dürfen."
Schließlich saß er allein auf einer Anhöhe und betrachtete den Himmel. Am vorherigen Abend war er sternenklar. Heute sah man Wolken. Die Elaya, welche sich wohl sehr für die Sterne interessierte, fragte ihn, ob er nicht lieber bei seinen Leuten wäre, am Abend vor dem Kampf.
"Es ist alles gesagt. Nicht erst seit heute."
Zuvor saß er noch am Feuer mit einigen anderen, darunter auch Lariena, Elea, Berethor und Mitatir. Der kleine Kindron war auch dort. Über Lasien sprach er nicht viel, und wenn es keine Gerüchte taten, er selbst sprach Lariena und Elea gegenüber kein Wort davon. Aus verschiedenen Gründen, die er nicht offenlegen wollte.
Auch Aurelia, die unerkannt in den Norden gereist war, um sich mit Tharon zu besprechen, sollte nichts darüber erfahren. Sollte es ihm gelingen, Lasien unschädlich zu machen, er würde ihn ausliefern. Falls nicht, dann wäre mindestens einer von beiden tot -so sah er diese Angelegenheit, und es gab kaum Gründe es auf andere Weise zu betrachten.
Die Kanzlerin zeigte nur dann ihre Trauer, wenn sie mit ihm allein sprach, ansonsten war sie gefasst und eher nüchtern. Er erklärte sein Handeln, was Kjari betraf und schilderte ihm die Sicht der Huginner auf die Lage an der Brücke. Wulfus hatte Land von ihr bekommen. Und sie deutete seine Sicherheitsmaßnahmen an.
"Kein Tilholder wird ohne Waffen über die Brücke gehen."
Das war seine Antwort.
Auch sprach sie von Eldorian. Tharon gab ihr den einzigen Rat, den er reinen Gewissens aussprechen wollte.
Aber all das hatte heute keinerlei Bedeutung, denn heute begann die Jagd -wieder einmal. Lasien suchte seine Rache, und vielleicht würde er sie bekommen.
Auf jeden Fall war heute eines:
Zahltag.
Denn auch Lasien fragte sie nochmals. Nun rechnete Tharon fest damit, dass die beiden Elfen anwesend sein würden, gleich auf welcher Seite oder auf keiner. Und wahrscheinlich wären sie versteckt, und sie würden -so sie handelten- wohl aus dem Hinterhalt agieren. Für diesen Fall mussten also ebenso Vorbereitungen getroffen werden, und das tat er schließlich am nächsten Morgen.
Ceres hatte Tharon berichtet, dass Kindron ihn verwunden konnte. Vermutlich am Arm oder an der Schulter. Es wäre die Schwäche, die er nutzen könnte.
Dann, am frühen Mittag, ließ er seine Waffen segnen und sprach ein Gebet. Seine Mannen bekamen letzte Anweisungen, einige wurden als Begleiter ausgewählt. Gefolgt wären ihm alle, aber das war Lasien wohl kaum wert, dachte sich der Hetman.
"Ihr greift erst ein, wenn er nicht allein ist oder das geschieht, was wir vermuten dürfen."
Schließlich saß er allein auf einer Anhöhe und betrachtete den Himmel. Am vorherigen Abend war er sternenklar. Heute sah man Wolken. Die Elaya, welche sich wohl sehr für die Sterne interessierte, fragte ihn, ob er nicht lieber bei seinen Leuten wäre, am Abend vor dem Kampf.
"Es ist alles gesagt. Nicht erst seit heute."
Zuvor saß er noch am Feuer mit einigen anderen, darunter auch Lariena, Elea, Berethor und Mitatir. Der kleine Kindron war auch dort. Über Lasien sprach er nicht viel, und wenn es keine Gerüchte taten, er selbst sprach Lariena und Elea gegenüber kein Wort davon. Aus verschiedenen Gründen, die er nicht offenlegen wollte.
Auch Aurelia, die unerkannt in den Norden gereist war, um sich mit Tharon zu besprechen, sollte nichts darüber erfahren. Sollte es ihm gelingen, Lasien unschädlich zu machen, er würde ihn ausliefern. Falls nicht, dann wäre mindestens einer von beiden tot -so sah er diese Angelegenheit, und es gab kaum Gründe es auf andere Weise zu betrachten.
Die Kanzlerin zeigte nur dann ihre Trauer, wenn sie mit ihm allein sprach, ansonsten war sie gefasst und eher nüchtern. Er erklärte sein Handeln, was Kjari betraf und schilderte ihm die Sicht der Huginner auf die Lage an der Brücke. Wulfus hatte Land von ihr bekommen. Und sie deutete seine Sicherheitsmaßnahmen an.
"Kein Tilholder wird ohne Waffen über die Brücke gehen."
Das war seine Antwort.
Auch sprach sie von Eldorian. Tharon gab ihr den einzigen Rat, den er reinen Gewissens aussprechen wollte.
Aber all das hatte heute keinerlei Bedeutung, denn heute begann die Jagd -wieder einmal. Lasien suchte seine Rache, und vielleicht würde er sie bekommen.
Auf jeden Fall war heute eines:
Zahltag.
"Betrogen!" brüllte er.
Die Wachen Tilholds mochten wohl lautes Schreien und Poltern aus dem Turmzimmer vernehmen. Irgendwann musste auch ein Schemel dran glauben, der einem jungen Nordmann, der aufgeregt und neugierig ins Zimmer kam, beinahe an den Schädel geflogen wäre.
Nur widerwillig folgte Tharon ihm, denn einer der Heiler wollte noch einmal nach der Wunde sehen, die ihm einer der Drakoskrieger geschlagen hatte. Sie war gut verheilt, aber die sich formende Narbe gefiel dem Heiler wohl nicht. Ja, sie brannte und schmerzte, und sie war pechschwarz.
"Schwarz wie Lasien. Schwarz wie sein Ende."
Nachdem er nun eine knappe Botschaft wegen der Anlegestelle an Wulfus geschrieben hatte, ritt Tharon -immer noch in Rüstung- zur Taverne, um seinen Zorn mit Met zu löschen. Dort aber verflog für eine Weile all die Wut, als er den Jungen und seine Schwester sah, wie sie spielten und wie die Mutter sie freudig beobachtete.
Und gerade als Tharon zu ihnen gehen wollte, fiel ihm etwas auf. Ein kleiner Setzling, er sah aus wie gerade gewachsen, hatte den eisigen Boden durchbrochen und streckte sich der Wintersonne entgegen. Als er genau hinsah, konnte er erkennen, dass dort wohl auch etwas sorgfältig vergraben wurde. Es brauchte kein langes Überlegen, um zu wissen was und wer dies getan hatte. Dankbarkeit spürte er nicht, wohl aber Anerkennung und das Gefühl, richtig gehandelt zu haben.
Die Wunde schmerzte wieder. Lasien hatte das Kind ohne weiteres gehen lassen, aber dann seine Drakoskrieger fast alle gegen Tharon stürmen lassen. Ein Feigling also. Und erst nachdem sich alle schwarzen Krieger in stinkenden Dampf aufgelöst hatten durch die Klingen, Stäbe und Äxte Tharons und seiner Begleiter, auch Wulfus war dabei, da wollte sich Lasien dem Kampf gegen Tharon stellen. Es schien Tharon wie die Erfüllung von Schicksal. Endlich. Einmal schon hatten sie Lasien besiegt, doch er kehrte wieder, diesmal sollte es endgültig sein!
Dann bohrten sich von hinten feine Klingen durch den dunklen Elaya. Die zwei Elfenweiber führten ihre Waffen schnell, als sie aus den Schatten kamen, anders wusste es Tharon nicht zu beschreiben.
"Bei Odin!" zürnte er.
Lasien sackte zusammen, fiel mit dem Gesicht voraus zu Boden, und das Leben schien zu entweichen.
"Warum?" fragte er immer wieder.
Sie baten um Verzeihung. Verzeihung weil sie ihm das nahmen, was sein war: Der Sieg oder den Tod im Kampf gegen Lasien. Es war nicht IHR Feind, aber dennoch nahmen sie sich das Recht, das Tharon bei sich selbst sah. Lasien hatte ihn oft genug gefordert und bedroht, und heute fand er sein Ende durch fremde Hand. Der Elf hatte Tharon zum Gegner gemacht, keinen anderen. Betrogen wurde er.
"Zur Seite, er hat etwas, das mir gehört!"
Und beinahe wäre es zu einem Kampf gegen die Elfenweiber gekommen, wenn nicht eine von ihnen, jene, die schon zweimal mit Tharon allein gesprochen hatte, eingelenkt hätte.
"Aber lasst ihn in einem Stück."
Tharon betrachtete Lasiens Augen. Schwarz wie die Nacht und sein Herz waren sie. Dann packte er seinen Kopf fester in beide Hände und brach das schon leblos scheinende Genick. Es war keine Zufriedenheit in dieser Geste, aber auch kein Hass. Es schien ihm wie das Ende eines Weges, wie das Erfüllen eines einfachen Kriegerhandwerks. Und dennoch kein Sieg. Betrogen.
Ashimar sollte die beiden begleiten, wenn sie den Leichnam Ceredir übergeben würden. So sprach Tharon noch ein paar Worte mit ihm allein. Er warnte und mahnte ihn, aufmerksam zu sein. Sigandi indes hatte den stummen Befehl bekommen, die beiden nicht aus den Augen zu lassen, denn Tharon wollte sie mit Ashimar gemeinsam gehen lassen. Ihnen war nicht zu trauen. Es war Anlass für die Elaya, dies als Beleidigung ihrer Sitten zu sehen und später auch für Wulfus der Grund, sich in einem Zwiegespräch mit Tharon darüber zu äußern.
Er glaubte nicht, was er da hörte.
So weit war es gekommen, und Wulfus selbst schien es sogar zu wissen.
Nun, am Abend danach, saß Tharon in der Taverne, allein, denn er wollte niemanden sehen. Über Nacht brannten die Feuer, als man einem Feind gedachte. Sein Rabe hatte das, was Tharon noch mit der Schlucht verband, was einst Chiva gehörte, den Elfen überbracht. Und nun stand eine frische Pflanze inmitten von Frost und kommendem Schnee. Ein Zeichen des Schicksals wohl. Und bei allem Zorn merkte Tharon, wie er langsam fähiger wurde, sein Weib und alles, was es wohl durchlebt haben mochte in der Finsterschlucht, zu vergessen und sie zu ehren wie sie war und nicht wie sie wohl gestorben sein musste.
Gestern noch, Cadeyrn war wohl der Name des stillen Beobachters, wollten die Götter wohl, dass Tharon eine Lektion in Sachen Finsterschlucht lernt. So versuchte der Kelte, ihm Dinge zu erläutern und ihm klarzumachen, dass man nicht mit Waffen die Schlucht besiegen konnte.
Wahrlich, das konnte man nicht.
Aber wohl ihre Diener.
Die Wachen Tilholds mochten wohl lautes Schreien und Poltern aus dem Turmzimmer vernehmen. Irgendwann musste auch ein Schemel dran glauben, der einem jungen Nordmann, der aufgeregt und neugierig ins Zimmer kam, beinahe an den Schädel geflogen wäre.
Nur widerwillig folgte Tharon ihm, denn einer der Heiler wollte noch einmal nach der Wunde sehen, die ihm einer der Drakoskrieger geschlagen hatte. Sie war gut verheilt, aber die sich formende Narbe gefiel dem Heiler wohl nicht. Ja, sie brannte und schmerzte, und sie war pechschwarz.
"Schwarz wie Lasien. Schwarz wie sein Ende."
Nachdem er nun eine knappe Botschaft wegen der Anlegestelle an Wulfus geschrieben hatte, ritt Tharon -immer noch in Rüstung- zur Taverne, um seinen Zorn mit Met zu löschen. Dort aber verflog für eine Weile all die Wut, als er den Jungen und seine Schwester sah, wie sie spielten und wie die Mutter sie freudig beobachtete.
Und gerade als Tharon zu ihnen gehen wollte, fiel ihm etwas auf. Ein kleiner Setzling, er sah aus wie gerade gewachsen, hatte den eisigen Boden durchbrochen und streckte sich der Wintersonne entgegen. Als er genau hinsah, konnte er erkennen, dass dort wohl auch etwas sorgfältig vergraben wurde. Es brauchte kein langes Überlegen, um zu wissen was und wer dies getan hatte. Dankbarkeit spürte er nicht, wohl aber Anerkennung und das Gefühl, richtig gehandelt zu haben.
Die Wunde schmerzte wieder. Lasien hatte das Kind ohne weiteres gehen lassen, aber dann seine Drakoskrieger fast alle gegen Tharon stürmen lassen. Ein Feigling also. Und erst nachdem sich alle schwarzen Krieger in stinkenden Dampf aufgelöst hatten durch die Klingen, Stäbe und Äxte Tharons und seiner Begleiter, auch Wulfus war dabei, da wollte sich Lasien dem Kampf gegen Tharon stellen. Es schien Tharon wie die Erfüllung von Schicksal. Endlich. Einmal schon hatten sie Lasien besiegt, doch er kehrte wieder, diesmal sollte es endgültig sein!
Dann bohrten sich von hinten feine Klingen durch den dunklen Elaya. Die zwei Elfenweiber führten ihre Waffen schnell, als sie aus den Schatten kamen, anders wusste es Tharon nicht zu beschreiben.
"Bei Odin!" zürnte er.
Lasien sackte zusammen, fiel mit dem Gesicht voraus zu Boden, und das Leben schien zu entweichen.
"Warum?" fragte er immer wieder.
Sie baten um Verzeihung. Verzeihung weil sie ihm das nahmen, was sein war: Der Sieg oder den Tod im Kampf gegen Lasien. Es war nicht IHR Feind, aber dennoch nahmen sie sich das Recht, das Tharon bei sich selbst sah. Lasien hatte ihn oft genug gefordert und bedroht, und heute fand er sein Ende durch fremde Hand. Der Elf hatte Tharon zum Gegner gemacht, keinen anderen. Betrogen wurde er.
"Zur Seite, er hat etwas, das mir gehört!"
Und beinahe wäre es zu einem Kampf gegen die Elfenweiber gekommen, wenn nicht eine von ihnen, jene, die schon zweimal mit Tharon allein gesprochen hatte, eingelenkt hätte.
"Aber lasst ihn in einem Stück."
Tharon betrachtete Lasiens Augen. Schwarz wie die Nacht und sein Herz waren sie. Dann packte er seinen Kopf fester in beide Hände und brach das schon leblos scheinende Genick. Es war keine Zufriedenheit in dieser Geste, aber auch kein Hass. Es schien ihm wie das Ende eines Weges, wie das Erfüllen eines einfachen Kriegerhandwerks. Und dennoch kein Sieg. Betrogen.
Ashimar sollte die beiden begleiten, wenn sie den Leichnam Ceredir übergeben würden. So sprach Tharon noch ein paar Worte mit ihm allein. Er warnte und mahnte ihn, aufmerksam zu sein. Sigandi indes hatte den stummen Befehl bekommen, die beiden nicht aus den Augen zu lassen, denn Tharon wollte sie mit Ashimar gemeinsam gehen lassen. Ihnen war nicht zu trauen. Es war Anlass für die Elaya, dies als Beleidigung ihrer Sitten zu sehen und später auch für Wulfus der Grund, sich in einem Zwiegespräch mit Tharon darüber zu äußern.
Er glaubte nicht, was er da hörte.
So weit war es gekommen, und Wulfus selbst schien es sogar zu wissen.
Nun, am Abend danach, saß Tharon in der Taverne, allein, denn er wollte niemanden sehen. Über Nacht brannten die Feuer, als man einem Feind gedachte. Sein Rabe hatte das, was Tharon noch mit der Schlucht verband, was einst Chiva gehörte, den Elfen überbracht. Und nun stand eine frische Pflanze inmitten von Frost und kommendem Schnee. Ein Zeichen des Schicksals wohl. Und bei allem Zorn merkte Tharon, wie er langsam fähiger wurde, sein Weib und alles, was es wohl durchlebt haben mochte in der Finsterschlucht, zu vergessen und sie zu ehren wie sie war und nicht wie sie wohl gestorben sein musste.
Gestern noch, Cadeyrn war wohl der Name des stillen Beobachters, wollten die Götter wohl, dass Tharon eine Lektion in Sachen Finsterschlucht lernt. So versuchte der Kelte, ihm Dinge zu erläutern und ihm klarzumachen, dass man nicht mit Waffen die Schlucht besiegen konnte.
Wahrlich, das konnte man nicht.
Aber wohl ihre Diener.
Der Name 'Lasien' und alles, was die Nordmannen damit verbinden mussten, wurde nun geächtet. Es war eine schnelle Entscheidung Tharons, denn er wollte diesen Namen nicht mehr hören, noch wollte er, dass in seiner Gegenwart von ihm gesprochen werden sollte. So wie Tharon mit anderen Dingen nun abgeschlossen hatte, so schloss er auch damit nun ab.
Tjoenn nahm sich den Geschicken Mandreds an. Der junge Nordmann wurde wirklich geprüft am gestrigen Tage. Wahrscheinlich zitterte er heute noch am ganzen Leibe, wenn er an den eisigen Fluss und seine ebenso eisige Kleidung dachte, in der er bis zum Lager im Nordwesten von Tharon und Tjoenn getrieben wurde. Sein Wissen um die Götter war umfassend, aber nicht so geformt wie bei anderen Huginnern -noch nicht. Das wäre dann wohl Myrkvas Sache. Nachdem Tjoenn einen waffenlosen Zweikampf gegen Mandred führte, ließen sie ihn das Lager betreten. Dort wurde er dann von Myrkva befragt, und seine Antworten ließen sie wohl hoffen. Zuletzt war es heisses Fett in einem dampfenden Kessel, das die Waffe für ihn bereit hielt, die er als Huginner und Diener der Götter führen sollte.
"Ist das Fett?" fragte er.
"Hast du Angst?" war Tharons Gegenfrage.
Hatte er wohl nicht. Denn er griff mit dem nackten Arm in den Kessel und fischte den Hammer heraus. Er schrie vor Schmerzen, das war auch zu erwarten. Alles andere wäre seltsam und ungünstig gewesen.
"Willkommen. Lass deine Wunden versorgen, lass dir Met und Eintopf geben. Du siehst aus wie ein geprügelter Bär."
Er wurde aufgenommen. Dennoch würden Tjoenn und Bassi, den sie nur den Bären nannten, ihn weiter schulen und beobachten.
Beobachtet wurde das Lager auch von den zwei Elfenweibern. Die Wachen schauten Tharon fragend an, doch er beruhigte sie mit einer Handbewegung. Schließlich luden die Nordmannen die Frauen ein, ans Feuer zu kommen. Unter wachsamen, aber auch neugierigen Blicken der Nordmannen traten sie ans Feuer.
Sie entschuldigten sich, Tharon seinen Feind genommen zu haben. Sie sprachen von ihm wie von einem, der den gerechten Pfad verlassen hatte, denn die beiden, so sagten sie es, dienten ihrem Volk. Aber sie forderten auch von Tharon eine Entschuldigung, wegen der Verhaltens seiner Männer und weil er eine von ihnen als 'Weib' bezeichnet hatte.
"Niemand außer mir befiehlt meinen Leuten, sie wissen was sie tun. Weder Bretonen, noch ihr beiden oder Wulfus sagt ihnen, was sie zu tun haben."
Er erklärte ihnen, was das Wort 'Weib' in seiner Sprache zu bedeuten hatte. Dennoch wählte er Worte der Entschuldigung. Von ihren Sitten hatte er keine Ahnung. Die beiden Elfen nahmen die Entschuldigung an.
Die Zeit am Feuer verbrachten sie damit, das ein oder andere Brauchtum der beiden Völker zu klären. Tharon war ehrlich interessiert daran, mehr zu erfahren.
Als sie auseinander gingen, bot er ihnen ein weiteres Gespräch an. Sie mussten nicht antworten, doch ihm war klar, dass sie nicht darauf verzichten würden.
Und als er dann wieder die Taverne erreichte, betrachtete er wieder den kleinen Baum. Wie konnte er inmitten des Winters so prächtig wachsen? 'Wintergeister' nannten einige Nordmannen die beiden Elaya. Nachdenklich musste Tharon schmunzeln.
Dann ritt er weiter zur Burg. Er verstaute das Geschenk Taleths in eine Truhe, und schließlich formte sich allmählich der Plan, herauszufinden, ob das, was er von ihm erfahren hatte und was beide vermuteten, die Wahrheit war.
Draußen wurde es schon wieder hell.
Tjoenn nahm sich den Geschicken Mandreds an. Der junge Nordmann wurde wirklich geprüft am gestrigen Tage. Wahrscheinlich zitterte er heute noch am ganzen Leibe, wenn er an den eisigen Fluss und seine ebenso eisige Kleidung dachte, in der er bis zum Lager im Nordwesten von Tharon und Tjoenn getrieben wurde. Sein Wissen um die Götter war umfassend, aber nicht so geformt wie bei anderen Huginnern -noch nicht. Das wäre dann wohl Myrkvas Sache. Nachdem Tjoenn einen waffenlosen Zweikampf gegen Mandred führte, ließen sie ihn das Lager betreten. Dort wurde er dann von Myrkva befragt, und seine Antworten ließen sie wohl hoffen. Zuletzt war es heisses Fett in einem dampfenden Kessel, das die Waffe für ihn bereit hielt, die er als Huginner und Diener der Götter führen sollte.
"Ist das Fett?" fragte er.
"Hast du Angst?" war Tharons Gegenfrage.
Hatte er wohl nicht. Denn er griff mit dem nackten Arm in den Kessel und fischte den Hammer heraus. Er schrie vor Schmerzen, das war auch zu erwarten. Alles andere wäre seltsam und ungünstig gewesen.
"Willkommen. Lass deine Wunden versorgen, lass dir Met und Eintopf geben. Du siehst aus wie ein geprügelter Bär."
Er wurde aufgenommen. Dennoch würden Tjoenn und Bassi, den sie nur den Bären nannten, ihn weiter schulen und beobachten.
Beobachtet wurde das Lager auch von den zwei Elfenweibern. Die Wachen schauten Tharon fragend an, doch er beruhigte sie mit einer Handbewegung. Schließlich luden die Nordmannen die Frauen ein, ans Feuer zu kommen. Unter wachsamen, aber auch neugierigen Blicken der Nordmannen traten sie ans Feuer.
Sie entschuldigten sich, Tharon seinen Feind genommen zu haben. Sie sprachen von ihm wie von einem, der den gerechten Pfad verlassen hatte, denn die beiden, so sagten sie es, dienten ihrem Volk. Aber sie forderten auch von Tharon eine Entschuldigung, wegen der Verhaltens seiner Männer und weil er eine von ihnen als 'Weib' bezeichnet hatte.
"Niemand außer mir befiehlt meinen Leuten, sie wissen was sie tun. Weder Bretonen, noch ihr beiden oder Wulfus sagt ihnen, was sie zu tun haben."
Er erklärte ihnen, was das Wort 'Weib' in seiner Sprache zu bedeuten hatte. Dennoch wählte er Worte der Entschuldigung. Von ihren Sitten hatte er keine Ahnung. Die beiden Elfen nahmen die Entschuldigung an.
Die Zeit am Feuer verbrachten sie damit, das ein oder andere Brauchtum der beiden Völker zu klären. Tharon war ehrlich interessiert daran, mehr zu erfahren.
Als sie auseinander gingen, bot er ihnen ein weiteres Gespräch an. Sie mussten nicht antworten, doch ihm war klar, dass sie nicht darauf verzichten würden.
Und als er dann wieder die Taverne erreichte, betrachtete er wieder den kleinen Baum. Wie konnte er inmitten des Winters so prächtig wachsen? 'Wintergeister' nannten einige Nordmannen die beiden Elaya. Nachdenklich musste Tharon schmunzeln.
Dann ritt er weiter zur Burg. Er verstaute das Geschenk Taleths in eine Truhe, und schließlich formte sich allmählich der Plan, herauszufinden, ob das, was er von ihm erfahren hatte und was beide vermuteten, die Wahrheit war.
Draußen wurde es schon wieder hell.
Tharon beteiligte sich wie jeder andere an den Vorbereitungen, die zu treffen waren. Jedes Jahr feierten sie ein Fest zur Wintersonnenwende. Er erinnerte sich an das letzte Fest dieser Art, das sie in Midgard feierten. So wie damals würde es hier nicht sein, aber nur weil sie nicht in der Heimat waren, gab es keinen Grund, diese Sitte zu vergessen -wohl eher im Gegenteil.
Und dann, am Abend, als die Feuer brannten und alles seinen Gang ging, saß er abseits der anderen. Er lauschte den Gesängen der Skalden, wie sie von Midgard erzählten, aß und trank. Er mochte diese Ruhe. Er mochte die Wärme und das Licht der Feuer in diesen dunklen Zeiten, die aber gerade in jenen Augenblicken fern wie nie zuvor erschienen.
Ab und an dachte er an eine kürzliche denkwürdige Begegnung, und daran dass dieser Tage viel seltsames Volk Tilhold besuchte, darunter ein Söldner und sogar ein etwas verwirrter Hun, aber nichts konnte ihn heute davon abbringen, hier zu sein und zu bleiben. Nichts.
Das, was er von Taleth erfahren hatte, blieb vorerst ungesagt. Bei beser Gelegenheit würde Tharon handeln. Ebenso das, was er von Taleth bekommen hatte, würde erst zu späterer Zeit eingesetzt werden -auf die einzig richtige Weise.
Nun hob er seinen Krug und prostete ins Feuer. Er trank auf Eldorian und Sulva, auf die Drachenritter und ihrer aller Rückkehr. Unversehrt waren sie, und das war gut. Eldorian war nicht gerade begeistert von den zahlreichen Neuigkeiten, und er erinnerte Tharon an gewisse Absprachen, die sie einst trafen. Ja, sie galten auch heute noch für beide. In Kürze würde der Lehnsherr nicht nur mit Wulfus und Aurelia reden, auch Dunkelwald gehörte zu seinem Ziel. Er schien in Sorge, denn es war ihm noch nicht klar, wie er handeln würde. So fragte er Tharon, was die Huginner tun würden, wenn es zu Kämpfen an der Brücke oder vielleicht gar in Edai käme. Tharons Antwort war klar und deutlich.
Sulva spürte sie, die beiden Elaya. Sie lauschten den Unterhaltungen, und nachdem sie, Eldorian und schließlich Tharon das Wort erhoben, zeigten sie sich. Natürlich kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Sulva und den beiden anderen. Natürlich half kaum ein Wort, schlimmere Dinge zu verhindern, und es waren wohl Bedenken aller, welche die Lage entspannten, als Eldorian und seine Gefährtin wieder gen Süden ritten.
Hier wollte er Ruhe haben, wenigstens jetzt. Er war erleichtert, dass Eldorian Sulva noch zurückhalten konnte. Und die beiden Elaya hatten Recht, wenn sie sagten, dass Sulva anders sei, so wie sie selbst auch. Tharon erzählte nicht viel von ihr, doch er machte deutlich, dass er keine schlechten Worte oder Taten gegen sie dulden würde.
Nun trank er und füllte seinen Krug wieder nach, dann ging er zu den anderen an ein anderes Feuer.
Er betrachtete den Himmel.
Irgendwo dort waren sie alle.
Und dann, am Abend, als die Feuer brannten und alles seinen Gang ging, saß er abseits der anderen. Er lauschte den Gesängen der Skalden, wie sie von Midgard erzählten, aß und trank. Er mochte diese Ruhe. Er mochte die Wärme und das Licht der Feuer in diesen dunklen Zeiten, die aber gerade in jenen Augenblicken fern wie nie zuvor erschienen.
Ab und an dachte er an eine kürzliche denkwürdige Begegnung, und daran dass dieser Tage viel seltsames Volk Tilhold besuchte, darunter ein Söldner und sogar ein etwas verwirrter Hun, aber nichts konnte ihn heute davon abbringen, hier zu sein und zu bleiben. Nichts.
Das, was er von Taleth erfahren hatte, blieb vorerst ungesagt. Bei beser Gelegenheit würde Tharon handeln. Ebenso das, was er von Taleth bekommen hatte, würde erst zu späterer Zeit eingesetzt werden -auf die einzig richtige Weise.
Nun hob er seinen Krug und prostete ins Feuer. Er trank auf Eldorian und Sulva, auf die Drachenritter und ihrer aller Rückkehr. Unversehrt waren sie, und das war gut. Eldorian war nicht gerade begeistert von den zahlreichen Neuigkeiten, und er erinnerte Tharon an gewisse Absprachen, die sie einst trafen. Ja, sie galten auch heute noch für beide. In Kürze würde der Lehnsherr nicht nur mit Wulfus und Aurelia reden, auch Dunkelwald gehörte zu seinem Ziel. Er schien in Sorge, denn es war ihm noch nicht klar, wie er handeln würde. So fragte er Tharon, was die Huginner tun würden, wenn es zu Kämpfen an der Brücke oder vielleicht gar in Edai käme. Tharons Antwort war klar und deutlich.
Sulva spürte sie, die beiden Elaya. Sie lauschten den Unterhaltungen, und nachdem sie, Eldorian und schließlich Tharon das Wort erhoben, zeigten sie sich. Natürlich kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Sulva und den beiden anderen. Natürlich half kaum ein Wort, schlimmere Dinge zu verhindern, und es waren wohl Bedenken aller, welche die Lage entspannten, als Eldorian und seine Gefährtin wieder gen Süden ritten.
Hier wollte er Ruhe haben, wenigstens jetzt. Er war erleichtert, dass Eldorian Sulva noch zurückhalten konnte. Und die beiden Elaya hatten Recht, wenn sie sagten, dass Sulva anders sei, so wie sie selbst auch. Tharon erzählte nicht viel von ihr, doch er machte deutlich, dass er keine schlechten Worte oder Taten gegen sie dulden würde.
Nun trank er und füllte seinen Krug wieder nach, dann ging er zu den anderen an ein anderes Feuer.
Er betrachtete den Himmel.
Irgendwo dort waren sie alle.
Er hatte wohl zu früh zugeschlagen, jedenfalls war Auluua, eine der beiden Elfenfrauen, recht überrascht. Also alles nochmal von vorn. Ihre Bewegungen waren schnell und geschickt, und mehr als einmal konnte sie Tharon im waffenlosen Zweikampf überlisten -besonders als sie die Seite seines blinden Auges nutzte, um sich zu ducken und ihm so den Eindruck zu geben, sie sei wieder im Schatten verschwunden. Dann traf sie seine Kniekehle und er ing zu Boden. Wohl die Rache dafür, dass er sie zuvor durch die Gegend geworfen hatte. Seine Faust schlug in die Richtung, die er wohl als die richtige vermuten konnte, und er traf sie, hart und direkt.
Gewonnen.
Als Gegenleistung für seinen Sieg sollte er sich etwas wünschen. Vielleicht hatte sie etwas anderes erwartet, aber er wünschte sich, dass sie ihm und seinen Leuten Geschichten erzählt.
In den Tagen darauf geschah wenig. Irgendwann erfuhr er dann doch noch von den Ergebnissen der Verhandlungen, die Eldorian erst mit Aurelia und dann mit Wulfus geführt hatte. Erleichtert war er. Sie hatten genug Feinde, es mussten nicht noch mehr werden. Und ebenso erfreut war Tharon, dass Sulva mehr als nur wohlauf war. Hätte sie ihm nicht die groben Gründe für ihre Heiterkeit erklärt, er hätte sie für betrunken oder schwanger gehalten, stellte er spät am Abend fest, nachdem Sulva zum Essen und Reden geblieben war und dann sich eine Schlafstätte gesucht hatte. Er selbst brach noch in der Nacht gen Tilhold auf, um einige Karten und Briefe zu studieren, Streitigkeiten zwischen Bauern zu schlichten und all das zu tun, wofür zwischen dem Retten der Nordlande und dem Kampf gegen allerlei Feinde noch Zeit geblieben war in diesen Tagen.
Auch sprach er mit den weisen Männern und Frauen Tilholds über die ein oder andere Angelegenheit: Sie sprachen über die Elfen, über Dunkelwald, die Wölfe, aber vor allem über jene eine, die zur Station kam und wohl Gesellschaft suchte, oder mehr. Sie hatte ihm gesagt, dass es schwer war. Das war auch zu erwarten.
"Du bist kein Mensch?"
Gewonnen.
Als Gegenleistung für seinen Sieg sollte er sich etwas wünschen. Vielleicht hatte sie etwas anderes erwartet, aber er wünschte sich, dass sie ihm und seinen Leuten Geschichten erzählt.
In den Tagen darauf geschah wenig. Irgendwann erfuhr er dann doch noch von den Ergebnissen der Verhandlungen, die Eldorian erst mit Aurelia und dann mit Wulfus geführt hatte. Erleichtert war er. Sie hatten genug Feinde, es mussten nicht noch mehr werden. Und ebenso erfreut war Tharon, dass Sulva mehr als nur wohlauf war. Hätte sie ihm nicht die groben Gründe für ihre Heiterkeit erklärt, er hätte sie für betrunken oder schwanger gehalten, stellte er spät am Abend fest, nachdem Sulva zum Essen und Reden geblieben war und dann sich eine Schlafstätte gesucht hatte. Er selbst brach noch in der Nacht gen Tilhold auf, um einige Karten und Briefe zu studieren, Streitigkeiten zwischen Bauern zu schlichten und all das zu tun, wofür zwischen dem Retten der Nordlande und dem Kampf gegen allerlei Feinde noch Zeit geblieben war in diesen Tagen.
Auch sprach er mit den weisen Männern und Frauen Tilholds über die ein oder andere Angelegenheit: Sie sprachen über die Elfen, über Dunkelwald, die Wölfe, aber vor allem über jene eine, die zur Station kam und wohl Gesellschaft suchte, oder mehr. Sie hatte ihm gesagt, dass es schwer war. Das war auch zu erwarten.
"Du bist kein Mensch?"
"Schick einen anderen."
Tharons Worte waren ernst gemeint, obschon er wusste, dass Eldorian nicht darauf hören würde. Er hatte Dunkelwald zum Duell gefordert und wäre nicht davon abzuhalten. Über Dunkelwalds Fähigkeiten wusste man wohl wenig, es war aber sicher davon auszugehen, dass er nicht umsonst Lehnsherr des wohl waffenstärksten Lehen wurde.
"Du würdest auch keinen anderen schicken."
"Würde ich nicht. Aber ich bin auch entbehrlicher."
Eldorian war überzeugt, ihn besiegen zu können. Tharon hatte auch keinen Zweifel an seinen Kampfkünsten. Aber war es klug, in diesen Zeiten? Immerhin stand ein großes Bündnis bevor, ein Bündnis, das Wulfus und Eldorian ins Leben gerufen hatten und an dem sich nicht nur Edai, Waräger und Huginner, sondern auch Nordstein und die Zwerge beteiligen sollten. So etwas hatte es noch nie gegeben, und Tharon hätte so einen Tag auch niemals erwartet. Er war mehr als einverstanden.
Das sagte er auch Wulfus, als sie einen Tag später unten am Lager der Waräger schon einige Einzelheiten dazu klären konnten. Eine Idee gab die andere, so dass am gleichen Tag noch einige Briefe von Boten in den Süden getragen wurden. Auch die Mine sollte Botschaft erhalten, genau wie Edai und die Zwerge. Nach Norden ging ebenfalls ein Bote, an Taness Elea.
Wulfus und Tharon handelten alles Nötige bezüglich der Schiffswerft und der Menge an nötigen Schiffen für Sicherheit und Handel aus. Desweiteren machte der Hetman der Waräger dem Hetman der Huginner ein interessantes Angebot, was die gemeinsame Jagd auf die Wölfe anging -zusammen mit dem seltsamen "Lord", der immer noch an der Brücke verweilte.
Heute stand Tharon auf den Zinnen und betrachtete den Abendhimmel. Von irgendwo dort oben kam etwas her. Es war ein Stein, den er, Lariena und der junge Bursche Rolka im südlichen Wilderland, nicht weit hinter Nordstein, fanden. Lariena und Tharon wollten dem völlig unbedarften Bretonen mit den großen Zielen ein kleines Abenteuer bieten, aber was am Ende herauskam war wohl mehr als nur das. Eine eigenartige Kreatur kam herbei und nach Verhandlungen, die das Wesen nur mit Rolka führen wollte, nahm der Bretone den Stein an sich -die Kreatur wollte vergehen im Kampf. Und das tat sie auch.
Mit der Finsterschlucht sollte das alles wohl zu tun haben, was auch immer die genaue Bedeutung sein mochte.
Nun ging er in den Hof und ließ sich Kunde bringen:
Die Reiterei, die sich den anderen am Fluss anschließen sollte, hatte Unterkunft im Warägerlager gefunden. Soweit so gut.
Manch einer, wie dieser Lebaner, der kürzlich unten am Fluss auftauchte, wünschten sich endlich einen Kampf, und sicher ging es vielen Nordmannen ebenso. Ließe er sich nicht vermeiden, dann würden Tharon und Wulfus ihn führen. Aber es gab noch einen Weg.
Über den sprachen sie bisher nicht mit anderen.
Tharons Worte waren ernst gemeint, obschon er wusste, dass Eldorian nicht darauf hören würde. Er hatte Dunkelwald zum Duell gefordert und wäre nicht davon abzuhalten. Über Dunkelwalds Fähigkeiten wusste man wohl wenig, es war aber sicher davon auszugehen, dass er nicht umsonst Lehnsherr des wohl waffenstärksten Lehen wurde.
"Du würdest auch keinen anderen schicken."
"Würde ich nicht. Aber ich bin auch entbehrlicher."
Eldorian war überzeugt, ihn besiegen zu können. Tharon hatte auch keinen Zweifel an seinen Kampfkünsten. Aber war es klug, in diesen Zeiten? Immerhin stand ein großes Bündnis bevor, ein Bündnis, das Wulfus und Eldorian ins Leben gerufen hatten und an dem sich nicht nur Edai, Waräger und Huginner, sondern auch Nordstein und die Zwerge beteiligen sollten. So etwas hatte es noch nie gegeben, und Tharon hätte so einen Tag auch niemals erwartet. Er war mehr als einverstanden.
Das sagte er auch Wulfus, als sie einen Tag später unten am Lager der Waräger schon einige Einzelheiten dazu klären konnten. Eine Idee gab die andere, so dass am gleichen Tag noch einige Briefe von Boten in den Süden getragen wurden. Auch die Mine sollte Botschaft erhalten, genau wie Edai und die Zwerge. Nach Norden ging ebenfalls ein Bote, an Taness Elea.
Wulfus und Tharon handelten alles Nötige bezüglich der Schiffswerft und der Menge an nötigen Schiffen für Sicherheit und Handel aus. Desweiteren machte der Hetman der Waräger dem Hetman der Huginner ein interessantes Angebot, was die gemeinsame Jagd auf die Wölfe anging -zusammen mit dem seltsamen "Lord", der immer noch an der Brücke verweilte.
Heute stand Tharon auf den Zinnen und betrachtete den Abendhimmel. Von irgendwo dort oben kam etwas her. Es war ein Stein, den er, Lariena und der junge Bursche Rolka im südlichen Wilderland, nicht weit hinter Nordstein, fanden. Lariena und Tharon wollten dem völlig unbedarften Bretonen mit den großen Zielen ein kleines Abenteuer bieten, aber was am Ende herauskam war wohl mehr als nur das. Eine eigenartige Kreatur kam herbei und nach Verhandlungen, die das Wesen nur mit Rolka führen wollte, nahm der Bretone den Stein an sich -die Kreatur wollte vergehen im Kampf. Und das tat sie auch.
Mit der Finsterschlucht sollte das alles wohl zu tun haben, was auch immer die genaue Bedeutung sein mochte.
Nun ging er in den Hof und ließ sich Kunde bringen:
Die Reiterei, die sich den anderen am Fluss anschließen sollte, hatte Unterkunft im Warägerlager gefunden. Soweit so gut.
Manch einer, wie dieser Lebaner, der kürzlich unten am Fluss auftauchte, wünschten sich endlich einen Kampf, und sicher ging es vielen Nordmannen ebenso. Ließe er sich nicht vermeiden, dann würden Tharon und Wulfus ihn führen. Aber es gab noch einen Weg.
Über den sprachen sie bisher nicht mit anderen.
Es war schon beinahe Morgengrauen, da hatte er einige Briefe geschrieben, den Streit der Bauern beendet, nur wenig gegessen, aber viel getrunken. Sicher auch, um einen recht ausgeprägten Zorn weg zu spülen. Was war Aslardill da in den Sinn gekommen? Wozu hatten sie so lange geredet und Eldorian dazu gebracht, endlich ein klares Wort zur Allianz zu äußern? Damit das nun geschehen musste?
Er schob den ganzen Stapel Pergamente beiseite, dann erhob er sich und öffnete eine Truhe, die schon so lang geschlossen war. Mit dem Knarren der Scharniere, dem Reiben des Holzes und dem aufgewühlten Staub öffnete sich der Schleier zur Vergangenheit seines Vaters. Wie Radulf Midgard verließ, um gemeinsam mit seinem älteren Sohn für Lerhon zu kämpfen gegen das Haus Torbrin. Wie Nordstein in die Hände der Sturmäxte gebracht wurde und Nordmannen hier siedelten. Und Tharon erinnerte sich, wie er als junger Bursche in dieses Land kam, den alten Hof in Midgard hinter sich gelassen und damit all das Düstere, das dort geschah. Wie er dann seinen Bruder vorfand, getötet. Wie er dem Geist seines Vaters gegenüber stand, der auch ihn töten wollte. Und wie er siegte, wie er beide Schwerter an sich nahm. Wie alles bis heute geschah.
Gestern, nach den langen Gesprächen, um die nördliche Allianz zu gründen, da brachte Sigandi ihm einen Nordmann namens Berengar. Und dessen Geschichte ähnelte so sehr seiner eigenen, dass es selbstverständlich und wichtig war, ihm zu helfen.
So suchte Tharon in der Truhe nach Hinweisen und nach dem Namen, der auf dem blutbesudelten Tuch Berengars geschrieben war. Was er fand, ließ ihn eine Braue heben, aber wo er die Antwort finden mochte, das wusste er: Nordstein.
Also brach er wieder auf, zur Festung. Der Weg war nicht weit, und Elea war glücklicherweise auch noch wach.
"Ich benötige Informationen", sagte er.
"Gut, und dann sag mir mal, was sich noch ergeben hat."
Er berichtete. Sie war in allen Punkten einverstanden.
In alten Berichten Nordsteins, die Rokil einst gelagert hatte und die nicht von der Blodhord zerstört wurden, fand er schließlich ein paar vage Antworten.
"Danke."
Als er wieder nach Tilhold kam suchte er sich einen einsamen Platz am Feuer. Er war erschöpft. Dieser Rolka, nun Knappe Eldorians, hatte Recht: Verhandeln war anstrengender als Kämpfen. Und Eldorian hatte auch Recht, wenn er sagte, dass wohl deshalb mehr Kriege als Verhandlungen geführt wurden.
Das Treffen, um eine Allianz des Nordens mit Edai zu schmieden, schien erst gescheitert. Zuerst schien es an Eldorian zu brechen, da er vorerst nicht bereit schien, eindeutige und verbindliche Zugeständnisse zu machen, die aus dem Bündnis eine feste auf Vertrauen und bedingungslose Hilfe aufbauende Gemeinschaft machen sollten. Es waren langwierige Verhandlungen, und mehr als einmal versuchte auch Sulva, zu vermitteln. Wulfus wollte wie Tharon und Elea eine klare Antwort Eldorians, Aslardill sagte noch nicht viel.
Dann, endlich, entschied sich Eldorian für das Bündnis. Zuvor sprachen er und Tharon allein. Und Eldorian schilderte seine Bedenken, die vor allem mit der Zukunft des Reiches und Dunkelwald zusammenhingen.
"Ich will nicht sein wie er."
"Du bist nicht wie er."
Das Bündnis schien sicher. Das war es auch. Auch jetzt. Aber ohne Aslardill, ohne die Zwerge. Er lehnte ab, da er mehr Probleme für Edai und die anderen Beteiligten erwartete als Nutzen. Tharon traute seinen Ohren nicht und ging wütend davon. Er war enttäuscht von Aslardill, doch die Huginner hatten nur Vorteile von dem Bündnis, so dass er selbst weiter zustimmte.
Im Lager der Waräger wurden dann bereits wichtige Regelungen getroffen.
Nun schlief er ein. Wenige Stunden bis zur ersten Wache, dann gab es viel zu erledigen. Von den Zwergen wollte er heute nichts hören.
Er schob den ganzen Stapel Pergamente beiseite, dann erhob er sich und öffnete eine Truhe, die schon so lang geschlossen war. Mit dem Knarren der Scharniere, dem Reiben des Holzes und dem aufgewühlten Staub öffnete sich der Schleier zur Vergangenheit seines Vaters. Wie Radulf Midgard verließ, um gemeinsam mit seinem älteren Sohn für Lerhon zu kämpfen gegen das Haus Torbrin. Wie Nordstein in die Hände der Sturmäxte gebracht wurde und Nordmannen hier siedelten. Und Tharon erinnerte sich, wie er als junger Bursche in dieses Land kam, den alten Hof in Midgard hinter sich gelassen und damit all das Düstere, das dort geschah. Wie er dann seinen Bruder vorfand, getötet. Wie er dem Geist seines Vaters gegenüber stand, der auch ihn töten wollte. Und wie er siegte, wie er beide Schwerter an sich nahm. Wie alles bis heute geschah.
Gestern, nach den langen Gesprächen, um die nördliche Allianz zu gründen, da brachte Sigandi ihm einen Nordmann namens Berengar. Und dessen Geschichte ähnelte so sehr seiner eigenen, dass es selbstverständlich und wichtig war, ihm zu helfen.
So suchte Tharon in der Truhe nach Hinweisen und nach dem Namen, der auf dem blutbesudelten Tuch Berengars geschrieben war. Was er fand, ließ ihn eine Braue heben, aber wo er die Antwort finden mochte, das wusste er: Nordstein.
Also brach er wieder auf, zur Festung. Der Weg war nicht weit, und Elea war glücklicherweise auch noch wach.
"Ich benötige Informationen", sagte er.
"Gut, und dann sag mir mal, was sich noch ergeben hat."
Er berichtete. Sie war in allen Punkten einverstanden.
In alten Berichten Nordsteins, die Rokil einst gelagert hatte und die nicht von der Blodhord zerstört wurden, fand er schließlich ein paar vage Antworten.
"Danke."
Als er wieder nach Tilhold kam suchte er sich einen einsamen Platz am Feuer. Er war erschöpft. Dieser Rolka, nun Knappe Eldorians, hatte Recht: Verhandeln war anstrengender als Kämpfen. Und Eldorian hatte auch Recht, wenn er sagte, dass wohl deshalb mehr Kriege als Verhandlungen geführt wurden.
Das Treffen, um eine Allianz des Nordens mit Edai zu schmieden, schien erst gescheitert. Zuerst schien es an Eldorian zu brechen, da er vorerst nicht bereit schien, eindeutige und verbindliche Zugeständnisse zu machen, die aus dem Bündnis eine feste auf Vertrauen und bedingungslose Hilfe aufbauende Gemeinschaft machen sollten. Es waren langwierige Verhandlungen, und mehr als einmal versuchte auch Sulva, zu vermitteln. Wulfus wollte wie Tharon und Elea eine klare Antwort Eldorians, Aslardill sagte noch nicht viel.
Dann, endlich, entschied sich Eldorian für das Bündnis. Zuvor sprachen er und Tharon allein. Und Eldorian schilderte seine Bedenken, die vor allem mit der Zukunft des Reiches und Dunkelwald zusammenhingen.
"Ich will nicht sein wie er."
"Du bist nicht wie er."
Das Bündnis schien sicher. Das war es auch. Auch jetzt. Aber ohne Aslardill, ohne die Zwerge. Er lehnte ab, da er mehr Probleme für Edai und die anderen Beteiligten erwartete als Nutzen. Tharon traute seinen Ohren nicht und ging wütend davon. Er war enttäuscht von Aslardill, doch die Huginner hatten nur Vorteile von dem Bündnis, so dass er selbst weiter zustimmte.
Im Lager der Waräger wurden dann bereits wichtige Regelungen getroffen.
Nun schlief er ein. Wenige Stunden bis zur ersten Wache, dann gab es viel zu erledigen. Von den Zwergen wollte er heute nichts hören.
Als er den Brief Solvings in den Händen hielt und erfuhr, dass Ceres und Myrkva bereits ins Wilderland aufgebrochen waren, zögerte er nicht und folgte ihnen nach. Der Weg war lang und beschwerlich, und mehr als einmal waren es Riesenechsen, wilde Vendus oder andere Kreaturen, die ihn schneller werden oder kämpfen ließen, wenn es unvermeidlich war. Erst in der Dunkelheit erreichte er den Treffpunkt, und auch dort kam es zu Angriffen von Vendus und Zerfleischern, so dass sie sich einen anderen Platz suchten, um zu reden.
Ein Kelte, der nicht nur die Unhöflichkeit besaß, sich nicht vorzustellen, sondern behauptete, die beiden Nordfrauen wären ja ohne ihn schutzlos gewesen, war ebenso dabei. Tharon verzichtete auf schmerzhafte Belehrungen, denn die Angelegenheit, die Solving wohl zu besprechen hatte, war wichtiger, als einen Wichtigtuer in wenigen Sekunden zu entwaffnen.
Es ging um die Zwerge und die Allianz. Solving sagte, sie MUSSTEN ihr beitreten. Und Tharon solle Aslardill dazu bewegen. Eigentlich hatte er das nicht vor. Aber wenn Solving ihn bat, würde er es tun. Erklären konnte er es nicht, denn allzu lange kannte er den alten Zwerg noch gar nicht. Doch lag in jenem eine Weisheit, die man bei anderen, ob Zwerg oder nicht, wohl lange suchen konnte. Und die Tatsache, dass er beim Feuervogel lebte, konnte sie wohl nur mehren oder schon gemehrt haben. Solving sprach von einem Ding namens Seelenspiegel.
"Was ist das?"
"Blick in einen Spiegel und du weißt es", sagte Solving.
Tharon ging nicht weiter darauf ein. Er verstand es nicht, aber die Zeit drängte wohl. Das, was in der Mine vor sich ging, war nicht aufzuhalten, doch -so Solving- wenn die Zwerge sich nicht trotz Edai anschließen würden, es würde kein Zwerg überleben. Tharon hoffte nur, dass Aslardill einsichtig wäre. Und er würde ihm so einiges mit auf den Weg geben. Wichtiges.
Nach kurzem Abschied verließen sie das Wilderland. Die Reise war überraschend ereignislos, und am Ende der Nacht erreichten sie die Nordlande. Die beiden Nordfrauen würden zu gegebener Zeit schon hören, was Tharon davon hielt, einen wildfremden Kelten auf eine solch wichtige Reise mitzunehmen, aber nicht heute.
Und schon kurze Zeit später schickte Tharon einen Boten aus, der Aslardill mitteilen möge, er wolle ihn sprechen. An der Taverne hinterließ Tharon eine Nachricht, denn er wollte noch zum Hof Taleths, um ein paar Kleinigkeiten bezüglich der Handelsverträge zu besprechen. Ein Zwerg namens Heesirk war dort, er war wohl der neue Wirt für die Taverne. Tharon erfuhr, dass er aus der kleinen Siedlung in den südlichen Ebenen kam. Dort musste er auch nochmal hin, und er fragte nach einer Begleitung, vor allem, weil Peliad zu durchqueren war. Tharon hatte schon lange auf Aslardill gewartet -er selbst war nicht derjenige in Not. Also wartete er nicht, sondern würde hoffen, ihn morgen anzutreffen. Heesirk wollte zuvor in Eisendorf nach den Rechten sehen.
"Ich hole dich dort ab", sagte Tharon.
Rolka, der ebenso dort war, würde beide begleiten, denn er hatte sowieso die Aufgabe bekommen, dort Übungen abzuhalten -wie einst Fhink.
Und Fhink war es auch, der -nachdem Taleth sich zum Schlafen zurückzog- plötzlich vor dem Hof auftauchte. Er machte keinen guten Eindruck, und vieles schien ihm, zumindest äußerlich, gleichgültig zu sein. Wen wunderte es. Zwar fragte er nach dem Hof und auch nach der Allianz, aber allzu heftig, wie früher, waren seine Reaktionen nicht. Einverstanden mit allem schien er aber auch nicht. Besonders vom kommenden Duell zwischen Dunkelwald und Eldorian hielt er nicht viel. Tharon glaubte zwar nicht, dass es helfen würde, aber dennoch wollte er ihm gerade anbieten, seinen Zustand zu ändern, als ein riesiger Ork des Weges kam.
Beinahe wäre es zum Gemetzel gekommen, denn der Ork wollte erst nicht gehen -abgesehen davon dass Fhink ihn aus taktischen Gründen nicht hätte gehen lassen. Bei sich trug das Ungetüm einen blutigen Sack, darin seine 'Beute', wie er grunzte. Der Ork meinte, es sei ein schwaches Wesen gewesen.
"Dann war es kein Nordmann", sagte Tharon nickend.
Fhink bestand darauf, den Inhalt zu sehen und spannte seinen Bogen. Tharon zog Schwert und Schild, als auch der Ork sich bewaffnete. Aber anstatt anzugreifen schlug er wie irre auf den Beutel ein, aus dem zerschmetterte Knochen, Fleisch und Blut kamen. Dann ging er fort.
"Orks...", zischte Fhink.
Tharon hatte keinen Zweifel daran, dass Fhink wegen eines dummen Waldbewohners in den Tod gegangen wäre. Vielleicht für Bretonia, vielleicht auch nicht. Schließlich gab er Fhink die Gelegenheit zur Rache.
"Ich habe deine Gefährtin gerichtet, weil sie wusste, dass es gerecht war. Und es ist dein Recht, ihren Tod zu rächen. Hättest du sie auch getötet?"
Hätte Fhink nicht. Und Rache suchte er auch nicht. Tharon hätte es zugelassen, denn es war doch allzu nachvollziehbar. Doch nur diese EINE Gelegenheit hatte er ihm gegeben, eine weitere würde nicht folgen.
Fhinks Aufmerksamkeit richtete sich nach und nach schließlich auf Auluua, die aus den Schatten heraus getreten war. Tharon hatte sich schon daran gewöhnt. Ein paar Worte wechselten sie, bis es um ihre Art, sich neuerlich schwarz zu kleiden ging. Rolka fühlte sich wohl an Ishaseth erinnert -obschon das wirklich eine Beleidigung war, wie Tharon dachte.
"Sehe ich so schlimm aus?" fragte sie Tharon.
"Mit oder ohne Kleidung?"
"In Schwarz."
"Nein", sagte er.
All das Gerede, was danach kam, nahm Tharon nur noch halb wahr, denn er erinnerte sich an Solvings Worte im Wilderland. Nicht die über den Seelenspiegel, sondern jene, die von anderen Dingen handelten. Kaum merklich schüttelte er den Kopf, und damit auch die Gedanken ab.
"Ich breche nun auf", sagte er zu Rolka.
Nach dem Abschied gingen sie ins Dorf, um Heesirk zu treffen.
Bald schon waren sie auf dem Weg durch die Nacht, in Richtung Thyms Rast. Tharon wollte auf jeden Fall spätestens am nächsten Abend wieder im Norden sein.
Es gab noch einiges zu besprechen.
Ein Kelte, der nicht nur die Unhöflichkeit besaß, sich nicht vorzustellen, sondern behauptete, die beiden Nordfrauen wären ja ohne ihn schutzlos gewesen, war ebenso dabei. Tharon verzichtete auf schmerzhafte Belehrungen, denn die Angelegenheit, die Solving wohl zu besprechen hatte, war wichtiger, als einen Wichtigtuer in wenigen Sekunden zu entwaffnen.
Es ging um die Zwerge und die Allianz. Solving sagte, sie MUSSTEN ihr beitreten. Und Tharon solle Aslardill dazu bewegen. Eigentlich hatte er das nicht vor. Aber wenn Solving ihn bat, würde er es tun. Erklären konnte er es nicht, denn allzu lange kannte er den alten Zwerg noch gar nicht. Doch lag in jenem eine Weisheit, die man bei anderen, ob Zwerg oder nicht, wohl lange suchen konnte. Und die Tatsache, dass er beim Feuervogel lebte, konnte sie wohl nur mehren oder schon gemehrt haben. Solving sprach von einem Ding namens Seelenspiegel.
"Was ist das?"
"Blick in einen Spiegel und du weißt es", sagte Solving.
Tharon ging nicht weiter darauf ein. Er verstand es nicht, aber die Zeit drängte wohl. Das, was in der Mine vor sich ging, war nicht aufzuhalten, doch -so Solving- wenn die Zwerge sich nicht trotz Edai anschließen würden, es würde kein Zwerg überleben. Tharon hoffte nur, dass Aslardill einsichtig wäre. Und er würde ihm so einiges mit auf den Weg geben. Wichtiges.
Nach kurzem Abschied verließen sie das Wilderland. Die Reise war überraschend ereignislos, und am Ende der Nacht erreichten sie die Nordlande. Die beiden Nordfrauen würden zu gegebener Zeit schon hören, was Tharon davon hielt, einen wildfremden Kelten auf eine solch wichtige Reise mitzunehmen, aber nicht heute.
Und schon kurze Zeit später schickte Tharon einen Boten aus, der Aslardill mitteilen möge, er wolle ihn sprechen. An der Taverne hinterließ Tharon eine Nachricht, denn er wollte noch zum Hof Taleths, um ein paar Kleinigkeiten bezüglich der Handelsverträge zu besprechen. Ein Zwerg namens Heesirk war dort, er war wohl der neue Wirt für die Taverne. Tharon erfuhr, dass er aus der kleinen Siedlung in den südlichen Ebenen kam. Dort musste er auch nochmal hin, und er fragte nach einer Begleitung, vor allem, weil Peliad zu durchqueren war. Tharon hatte schon lange auf Aslardill gewartet -er selbst war nicht derjenige in Not. Also wartete er nicht, sondern würde hoffen, ihn morgen anzutreffen. Heesirk wollte zuvor in Eisendorf nach den Rechten sehen.
"Ich hole dich dort ab", sagte Tharon.
Rolka, der ebenso dort war, würde beide begleiten, denn er hatte sowieso die Aufgabe bekommen, dort Übungen abzuhalten -wie einst Fhink.
Und Fhink war es auch, der -nachdem Taleth sich zum Schlafen zurückzog- plötzlich vor dem Hof auftauchte. Er machte keinen guten Eindruck, und vieles schien ihm, zumindest äußerlich, gleichgültig zu sein. Wen wunderte es. Zwar fragte er nach dem Hof und auch nach der Allianz, aber allzu heftig, wie früher, waren seine Reaktionen nicht. Einverstanden mit allem schien er aber auch nicht. Besonders vom kommenden Duell zwischen Dunkelwald und Eldorian hielt er nicht viel. Tharon glaubte zwar nicht, dass es helfen würde, aber dennoch wollte er ihm gerade anbieten, seinen Zustand zu ändern, als ein riesiger Ork des Weges kam.
Beinahe wäre es zum Gemetzel gekommen, denn der Ork wollte erst nicht gehen -abgesehen davon dass Fhink ihn aus taktischen Gründen nicht hätte gehen lassen. Bei sich trug das Ungetüm einen blutigen Sack, darin seine 'Beute', wie er grunzte. Der Ork meinte, es sei ein schwaches Wesen gewesen.
"Dann war es kein Nordmann", sagte Tharon nickend.
Fhink bestand darauf, den Inhalt zu sehen und spannte seinen Bogen. Tharon zog Schwert und Schild, als auch der Ork sich bewaffnete. Aber anstatt anzugreifen schlug er wie irre auf den Beutel ein, aus dem zerschmetterte Knochen, Fleisch und Blut kamen. Dann ging er fort.
"Orks...", zischte Fhink.
Tharon hatte keinen Zweifel daran, dass Fhink wegen eines dummen Waldbewohners in den Tod gegangen wäre. Vielleicht für Bretonia, vielleicht auch nicht. Schließlich gab er Fhink die Gelegenheit zur Rache.
"Ich habe deine Gefährtin gerichtet, weil sie wusste, dass es gerecht war. Und es ist dein Recht, ihren Tod zu rächen. Hättest du sie auch getötet?"
Hätte Fhink nicht. Und Rache suchte er auch nicht. Tharon hätte es zugelassen, denn es war doch allzu nachvollziehbar. Doch nur diese EINE Gelegenheit hatte er ihm gegeben, eine weitere würde nicht folgen.
Fhinks Aufmerksamkeit richtete sich nach und nach schließlich auf Auluua, die aus den Schatten heraus getreten war. Tharon hatte sich schon daran gewöhnt. Ein paar Worte wechselten sie, bis es um ihre Art, sich neuerlich schwarz zu kleiden ging. Rolka fühlte sich wohl an Ishaseth erinnert -obschon das wirklich eine Beleidigung war, wie Tharon dachte.
"Sehe ich so schlimm aus?" fragte sie Tharon.
"Mit oder ohne Kleidung?"
"In Schwarz."
"Nein", sagte er.
All das Gerede, was danach kam, nahm Tharon nur noch halb wahr, denn er erinnerte sich an Solvings Worte im Wilderland. Nicht die über den Seelenspiegel, sondern jene, die von anderen Dingen handelten. Kaum merklich schüttelte er den Kopf, und damit auch die Gedanken ab.
"Ich breche nun auf", sagte er zu Rolka.
Nach dem Abschied gingen sie ins Dorf, um Heesirk zu treffen.
Bald schon waren sie auf dem Weg durch die Nacht, in Richtung Thyms Rast. Tharon wollte auf jeden Fall spätestens am nächsten Abend wieder im Norden sein.
Es gab noch einiges zu besprechen.
Am frühen Morgen, alles war unter Frost bedeckt und viele schliefen noch, kam eine Wache herbei geeilt und weckte Tharon auf. Sein Schädel brummte etwas vom Honigschnaps des gestrigen Abends, sein Magen allerdings war immer noch gefüllt vom saftigen Bärenfleisch, das dieser Mandelir am Feuer zubereitet hatte. Der Kelte hatte von seiner Vergangenheit und von einem Fluch gesprochen, der ihm im Blut lag. Es schien zuerst wieder einer dieser dunklen Abende am Feuer zu werden, ein Abend des Wartens, denn aufgebrochen zur Jagd auf die Wölfe waren sie immer noch nicht. Das Lager Midtjords war angefüllt mit Warägern, ebenso Kriegern der Huginner aus Tilhold, sowie Nordmärkern und Bretonen. Ein zwergisches Banner wurde ebenso heran getragen, Vorräte waren aufgefüllt und alles war bereit. Worauf also noch warten?
Gerade als Tharons Laune sich verdüsterte, wechselten die Gesprächsthemen. Die Elaya Kavaja verließ aber das Feuer, als Mandelir und Tharon über Mut und Strategien im Kampfe sprachen, doch nicht lange musste man warten und Sulva kam zum Feuer. Auch sie würde bei der Jagd dabei sein. Ceres und Lariena mussten sich, wie Mandelir, wohl prächtig amüsieren, als Tharon diesen sehr albernen Federhelm aufsetzte. Sulva hatte ihn darum gebeten. Er wollte ihre Heiterkeit nicht missen und kam der Bitte also nach. Zum Gespött machte man sich schnell, oft absichtslos, warum dann nicht gleich zielstrebig dieser Sache entgegen eilen, dachte er sich mit einem Schmunzeln.
"Wenn jemand, der nicht an diesem Feuer ist, davon erfährt, gibts blaue Flecken", murrte er schmunzelnd.
Er nahm das Ding wieder ab.
Sulvas Leichtigkeit, woher genau sie auch immer kommen mochte, änderte nichts an ihr, bis auf die Tatsache, dass sie das Leben vielleicht nun leichter nahm -eine Eigenschaft, die ihr gut tat. Es machte Tharon zufrieden. Ihr waren die Fährnisse der kommenden und gegenwärtigen Lage schon bewusst, aber ewig darüber zu lamentieren oder bei Provokationen gleich rasend zu werden, das schien der Elfe nicht mehr zu liegen, und das war gut.
Später kam auch noch Auluua ans Feuer, wohl auf der Suche nach Wulfus. Auch sie gesellte sich in die Stimmung, die am Feuer entstand. Nicht Ausgelassenheit, wohl aber Leichtigkeit, den Dingen trotzend. Und einjeder schien heute damit zufrieden zu sein. Was gab es auch noch groß zu reden über die Jagd, über die Wölfe oder gar über die Schlucht? Nichts. Alles war gesagt, Taten würden alsbald folgen, also konnte man auch da sitzen, trinken und essen und ab und an mal wieder lachen. Selbst die anwesenden Krieger, die ebenso ihre Fleischportionen nahmen, schienen von der Laune angesteckt zu sein, und den wachsamen Gesichtern fehlte wenigstens für einen Abend die sonst übliche Anspannung. Der Ernst der Sache ging nicht verloren, aber trat angemessen zurück.
Immerhin kam es einen Tag vorher zu einem erfreulichen Ereignis, als Wulfus, Elea und Tharon sich mit Aslardill trafen. Die seltsamen Ereignisse in der Mine, die wohl mit diesem Seelenspiegel zu tun haben mussten, leugnete der Zwerg erst, aber als ihm klar wurde, dass Tharon von Solving einiges erfahren hatte, berichtete er, wie etwas von den Tiefschürfern freigelegt wurde, etwas, das nun lauerte. Wulfus gab Aslardill die Chance, der Allianz mit Edai beizutreten. Und nachdem sie gewisse Bedingungen ausgehandelt hatten, stimmte Aslardill zu. Sie beschlossen, das nächste Mal gemeinsam mit Eldorian zusammen zu kommen.
"Was ist?" fragte er die Wache.
"Hetman, ich weiß, es ist fast noch mitten in der Nacht, aber etwas ist passiert."
"Brechen wir auf? Beginnt die Jagd endlich?" fragte Tharon. Dann rieb er sich die Augen und griff schon zu Schwert und Schild, seine Rüstung lag auf der Truhe an der Wand.
"Wir haben Besuch."
"Wer?"
Die Wache sprach von zwei Nordmannen, die einen jungen Knaben, der gerade die Schweine füttern wollte, belästigt hatten. Der Junge war wohlauf und mit dem Schrecken davongekommen, als die zwei Bewaffneten ihn in die Burg scheuchten, er solle seinen Hetman rufen.
Tharon trat allein vor das Tor, dann musterte er die zwei Gesellen. Der eine rothaarig, ein kurzer Bart, Kettenrüstung, Axt und Schwert. Der andere schwarzes Haar, geflochtener Bart, in Fell gekleidet und mit Äxten bewaffnet.
"Was gibt es denn?" fragte er grimmig.
"Unsere Namen sind Kostur und Skjalgur", sagte der Rothaarige.
Dann musterten sie ihn.
"Bist du Tharon?" fragte der andere, es musste Skjalgur sein.
"Ja. Und?"
Dann erzählten sie, dass sie bereits bei Wulfus waren und woher sie kamen.
"Das soll wohl ein Scherz sein, hm?"
"Wir scherzen nicht. Wirst du deinen Freund begleiten?" fragte Kostur.
"Ich war schon einmal Widukinds Gefangener. Noch einmal werdet ihr es schwerer haben", sagte er mit einem Knurren in der Stimme.
Sie erklärten die Bedingungen und dass sie auf eine weitere Nachricht warten mussten.
"Ich komme mit. Wir erwarten dann also eine Botschaft."
Die beiden Nordmannen verließen den Platz in Richtung der Wälder, wo sie sich wohl fühlten. Als Tharon wieder in den Hof ging, da traf er den jungen Burschen an, der von Mutter Freya ein Frühstück bekommen hatte.
"Hetman, wer waren die?" fragte er neugierig.
Tharon blickte zuerst ernst, dann lächelte er kurz:
"Besuch aus Midgard."
Gerade als Tharons Laune sich verdüsterte, wechselten die Gesprächsthemen. Die Elaya Kavaja verließ aber das Feuer, als Mandelir und Tharon über Mut und Strategien im Kampfe sprachen, doch nicht lange musste man warten und Sulva kam zum Feuer. Auch sie würde bei der Jagd dabei sein. Ceres und Lariena mussten sich, wie Mandelir, wohl prächtig amüsieren, als Tharon diesen sehr albernen Federhelm aufsetzte. Sulva hatte ihn darum gebeten. Er wollte ihre Heiterkeit nicht missen und kam der Bitte also nach. Zum Gespött machte man sich schnell, oft absichtslos, warum dann nicht gleich zielstrebig dieser Sache entgegen eilen, dachte er sich mit einem Schmunzeln.
"Wenn jemand, der nicht an diesem Feuer ist, davon erfährt, gibts blaue Flecken", murrte er schmunzelnd.
Er nahm das Ding wieder ab.
Sulvas Leichtigkeit, woher genau sie auch immer kommen mochte, änderte nichts an ihr, bis auf die Tatsache, dass sie das Leben vielleicht nun leichter nahm -eine Eigenschaft, die ihr gut tat. Es machte Tharon zufrieden. Ihr waren die Fährnisse der kommenden und gegenwärtigen Lage schon bewusst, aber ewig darüber zu lamentieren oder bei Provokationen gleich rasend zu werden, das schien der Elfe nicht mehr zu liegen, und das war gut.
Später kam auch noch Auluua ans Feuer, wohl auf der Suche nach Wulfus. Auch sie gesellte sich in die Stimmung, die am Feuer entstand. Nicht Ausgelassenheit, wohl aber Leichtigkeit, den Dingen trotzend. Und einjeder schien heute damit zufrieden zu sein. Was gab es auch noch groß zu reden über die Jagd, über die Wölfe oder gar über die Schlucht? Nichts. Alles war gesagt, Taten würden alsbald folgen, also konnte man auch da sitzen, trinken und essen und ab und an mal wieder lachen. Selbst die anwesenden Krieger, die ebenso ihre Fleischportionen nahmen, schienen von der Laune angesteckt zu sein, und den wachsamen Gesichtern fehlte wenigstens für einen Abend die sonst übliche Anspannung. Der Ernst der Sache ging nicht verloren, aber trat angemessen zurück.
Immerhin kam es einen Tag vorher zu einem erfreulichen Ereignis, als Wulfus, Elea und Tharon sich mit Aslardill trafen. Die seltsamen Ereignisse in der Mine, die wohl mit diesem Seelenspiegel zu tun haben mussten, leugnete der Zwerg erst, aber als ihm klar wurde, dass Tharon von Solving einiges erfahren hatte, berichtete er, wie etwas von den Tiefschürfern freigelegt wurde, etwas, das nun lauerte. Wulfus gab Aslardill die Chance, der Allianz mit Edai beizutreten. Und nachdem sie gewisse Bedingungen ausgehandelt hatten, stimmte Aslardill zu. Sie beschlossen, das nächste Mal gemeinsam mit Eldorian zusammen zu kommen.
"Was ist?" fragte er die Wache.
"Hetman, ich weiß, es ist fast noch mitten in der Nacht, aber etwas ist passiert."
"Brechen wir auf? Beginnt die Jagd endlich?" fragte Tharon. Dann rieb er sich die Augen und griff schon zu Schwert und Schild, seine Rüstung lag auf der Truhe an der Wand.
"Wir haben Besuch."
"Wer?"
Die Wache sprach von zwei Nordmannen, die einen jungen Knaben, der gerade die Schweine füttern wollte, belästigt hatten. Der Junge war wohlauf und mit dem Schrecken davongekommen, als die zwei Bewaffneten ihn in die Burg scheuchten, er solle seinen Hetman rufen.
Tharon trat allein vor das Tor, dann musterte er die zwei Gesellen. Der eine rothaarig, ein kurzer Bart, Kettenrüstung, Axt und Schwert. Der andere schwarzes Haar, geflochtener Bart, in Fell gekleidet und mit Äxten bewaffnet.
"Was gibt es denn?" fragte er grimmig.
"Unsere Namen sind Kostur und Skjalgur", sagte der Rothaarige.
Dann musterten sie ihn.
"Bist du Tharon?" fragte der andere, es musste Skjalgur sein.
"Ja. Und?"
Dann erzählten sie, dass sie bereits bei Wulfus waren und woher sie kamen.
"Das soll wohl ein Scherz sein, hm?"
"Wir scherzen nicht. Wirst du deinen Freund begleiten?" fragte Kostur.
"Ich war schon einmal Widukinds Gefangener. Noch einmal werdet ihr es schwerer haben", sagte er mit einem Knurren in der Stimme.
Sie erklärten die Bedingungen und dass sie auf eine weitere Nachricht warten mussten.
"Ich komme mit. Wir erwarten dann also eine Botschaft."
Die beiden Nordmannen verließen den Platz in Richtung der Wälder, wo sie sich wohl fühlten. Als Tharon wieder in den Hof ging, da traf er den jungen Burschen an, der von Mutter Freya ein Frühstück bekommen hatte.
"Hetman, wer waren die?" fragte er neugierig.
Tharon blickte zuerst ernst, dann lächelte er kurz:
"Besuch aus Midgard."
Nach dem seltsamen Vorfall am Turm der Waräger blieb er nur noch kurze Zeit dort, dann ritt er nach Tilhold. Was war das für eine eigenartige Kraft, die erst auf Wulfus und dann sogar auf ihn einwirkte, die Stärke zu geben schien, aber ebenso Erschöpfung. War es ein Geheimnis der Donnerkrieger, ein Geheimnis Thors selbst, das ihnen heute erst enthüllt werden sollte, Jahre nach der Ausbildung zum Diener des Donnerers?
Als er dort eintraf suchte er den alten Leif auf. Leif Andredson hatte schon viel gesehen. Wie alt er eigentlich war, wusste keiner so genau zu sagen, aber einst war er Teil von Rokils Sturmäxten, später dann ebenso Teil der Norwingar. Nun lebte er zurückgezogen, doch ab und an schenkte er Kindern und auch den Kriegern seine Aufmerksamkeit, wenn sie Rat suchten. Manche sagten, er sei schon alt gewesen als Rokil noch jung war.
Tharon erzählte nichts von den Vorfällen, von der Kraft, dem Gewitter, den Rätseln.
"Leif, was hast du in deiner Jugend eigentlich getan?" fragte er indes.
Der alte Mann lächelte.
"Lange her, mein junger Hetman. Lange her."
Tharon lächelte.
"Und weiter?" fragte er dann schmunzelnd.
Leif hatte in der Tat viel gesehen, und einst war er ein stolzer junger Krieger, mit viel Eifer, aber auch Leichtsinn und Waghalsigkeit. Wie jeder es ist oder einmal gewesen sein würde.
"Bist du ein Diener Thors?"
"Ja, ich bin es. Und vor vielen Jahren habe ich für ihn gekämpft und wie du, Wulfus und Tjoenn gelernt, die Kräfte zu bündeln, die er in die Welt schleudert."
Tharon nickte interessiert.
Doch von einem Vorfall der Art, wie er und Wulfus es erlebt hatten, sprach er nicht. Tharon hielt sein Wort gegenüber Wulfus und sagte nichts davon. Hätte Leif so etwas gesehen oder gar selbst erlebt, dann hätte er es sicherlich erwähnt.
Wohl aber wusste er über Dinge bescheid, die nichtmal Tharon oder Wulfus je gehört hatten. Er erzählte, dass die Donnerkrieger aus den 'Alten Tagen', wie Leif es nannte, nicht nur Kräfte des Himmels und des Donners gegen ihre Feinde und für ihre eigene Stärke nutzen konnten, sondern auch, dass sie ihre Waffen, wie schwer sie auch waren, wie Wurfwaffen gegen anstürmende Gegner schleuderten, sie aber ebenso mühelos wieder aufzufangen vermochten.
"Wieso ging das verloren?" fragte Tharon.
"Es ist nicht verloren. Aber es wurden andere Waffen erfunden, so dass es wohl kaum noch nötig sein dürfte, seinen Hammer oder die Axt zu werfen, hm?" fragte Leif mit einem weisen Lächeln.
"Gewiss. Erzähl mir mehr, Leif."
"Nun, bevor Rokil an Lerhons Seite kämpfte, da war ich sein Lehrer. Jeder Hetman braucht einen Alten, der an seiner Seite steht und im rechten Moment das Wort erhebt, ihn vielleicht von Dummheiten abhält. Früher war es ein enges Band, das nichtmal der Tod zerschneiden konnte, mein junger Freund. Und man sagte sich, dass dieser Lebensbund ewig Bestand hat."
"Rokil starb vor dir", sagte Tharon leise.
"Ja. Aber ich spüre seine Anwesenheit Tag und Nacht. Und er wäre froh, könnte er sehen, dass der Norden sicher und befestigt wird. Das war sein Traum. Er starb in Ehren."
"Du sprichst mit ihm?"
Leif erklärte, wie das geschah. Und er sagte ihm auch, dass es mehr gab als man in dieser Welt sehen konnte.
Tharon saß nun allein am Feuer und betrachtete die Klinge, die am Turm schimmerte wie die Axt von Wulfus.
Wussten die Geister und Ahnen mehr davon?
Vielleicht hätte Myrkva eine Ahnung, aber Tharon wollte sein Wort halten, und darum wollte er nun warten bis Wulfus mehr erfahren haben mochte.
Der Abend am Turm war ihm auch noch aus anderen Gründen in Erinnerung geblieben: Nicht nur die beiden Wichte, die dort Unsinn trieben, sondern auch dieser Mandelir, der respektlos und unverschämt mit jedem gesagten Wort Wulfus beleidigt hatte. Noch einmal würde es wohl nicht ohne Konsequenzen dazu kommen.
Yumee, das Wichtemädchen, nahm Tharon das Versprechen ab, er würde mit ihr und dem anderen Wicht ihre Familie finden.
Konnte er das ablehnen? Irgendwie nicht.
Aber warten musste sie dennoch.
Als er dort eintraf suchte er den alten Leif auf. Leif Andredson hatte schon viel gesehen. Wie alt er eigentlich war, wusste keiner so genau zu sagen, aber einst war er Teil von Rokils Sturmäxten, später dann ebenso Teil der Norwingar. Nun lebte er zurückgezogen, doch ab und an schenkte er Kindern und auch den Kriegern seine Aufmerksamkeit, wenn sie Rat suchten. Manche sagten, er sei schon alt gewesen als Rokil noch jung war.
Tharon erzählte nichts von den Vorfällen, von der Kraft, dem Gewitter, den Rätseln.
"Leif, was hast du in deiner Jugend eigentlich getan?" fragte er indes.
Der alte Mann lächelte.
"Lange her, mein junger Hetman. Lange her."
Tharon lächelte.
"Und weiter?" fragte er dann schmunzelnd.
Leif hatte in der Tat viel gesehen, und einst war er ein stolzer junger Krieger, mit viel Eifer, aber auch Leichtsinn und Waghalsigkeit. Wie jeder es ist oder einmal gewesen sein würde.
"Bist du ein Diener Thors?"
"Ja, ich bin es. Und vor vielen Jahren habe ich für ihn gekämpft und wie du, Wulfus und Tjoenn gelernt, die Kräfte zu bündeln, die er in die Welt schleudert."
Tharon nickte interessiert.
Doch von einem Vorfall der Art, wie er und Wulfus es erlebt hatten, sprach er nicht. Tharon hielt sein Wort gegenüber Wulfus und sagte nichts davon. Hätte Leif so etwas gesehen oder gar selbst erlebt, dann hätte er es sicherlich erwähnt.
Wohl aber wusste er über Dinge bescheid, die nichtmal Tharon oder Wulfus je gehört hatten. Er erzählte, dass die Donnerkrieger aus den 'Alten Tagen', wie Leif es nannte, nicht nur Kräfte des Himmels und des Donners gegen ihre Feinde und für ihre eigene Stärke nutzen konnten, sondern auch, dass sie ihre Waffen, wie schwer sie auch waren, wie Wurfwaffen gegen anstürmende Gegner schleuderten, sie aber ebenso mühelos wieder aufzufangen vermochten.
"Wieso ging das verloren?" fragte Tharon.
"Es ist nicht verloren. Aber es wurden andere Waffen erfunden, so dass es wohl kaum noch nötig sein dürfte, seinen Hammer oder die Axt zu werfen, hm?" fragte Leif mit einem weisen Lächeln.
"Gewiss. Erzähl mir mehr, Leif."
"Nun, bevor Rokil an Lerhons Seite kämpfte, da war ich sein Lehrer. Jeder Hetman braucht einen Alten, der an seiner Seite steht und im rechten Moment das Wort erhebt, ihn vielleicht von Dummheiten abhält. Früher war es ein enges Band, das nichtmal der Tod zerschneiden konnte, mein junger Freund. Und man sagte sich, dass dieser Lebensbund ewig Bestand hat."
"Rokil starb vor dir", sagte Tharon leise.
"Ja. Aber ich spüre seine Anwesenheit Tag und Nacht. Und er wäre froh, könnte er sehen, dass der Norden sicher und befestigt wird. Das war sein Traum. Er starb in Ehren."
"Du sprichst mit ihm?"
Leif erklärte, wie das geschah. Und er sagte ihm auch, dass es mehr gab als man in dieser Welt sehen konnte.
Tharon saß nun allein am Feuer und betrachtete die Klinge, die am Turm schimmerte wie die Axt von Wulfus.
Wussten die Geister und Ahnen mehr davon?
Vielleicht hätte Myrkva eine Ahnung, aber Tharon wollte sein Wort halten, und darum wollte er nun warten bis Wulfus mehr erfahren haben mochte.
Der Abend am Turm war ihm auch noch aus anderen Gründen in Erinnerung geblieben: Nicht nur die beiden Wichte, die dort Unsinn trieben, sondern auch dieser Mandelir, der respektlos und unverschämt mit jedem gesagten Wort Wulfus beleidigt hatte. Noch einmal würde es wohl nicht ohne Konsequenzen dazu kommen.
Yumee, das Wichtemädchen, nahm Tharon das Versprechen ab, er würde mit ihr und dem anderen Wicht ihre Familie finden.
Konnte er das ablehnen? Irgendwie nicht.
Aber warten musste sie dennoch.
Tharon blieb noch eine Weile im Drachenturm Edais. Er wartete, bis Eldorian und Sulva beide fest schliefen. Rolka blieb, ebenso waren die Milizionäre und ein Heiler dort. Doch keinen davon, bis auf Sulva, würde Eldorian benötigen. Das, was in der großen Truhe war, die im zweiten Stock des Turmes stand, reichte aus. Ein Blick Sulvas hatte gereicht, und Tharon verstand, was sich dort befinden musste. Das, was sie ihm berichtet hatten, weshalb sie einst weit in den Norden, über das Meer hinaus gegangen waren. Das, was verloren schien nach der Schlacht gegen Drakos. Damals starben Marach und Drakos gleichermaßen, zumindest schienen sie diese Welt zu verlassen, und die Finsterschlucht erwachte wieder. Damals schien alles hoffnungslos. Doch die Hoffnung lag nun verborgen im Turm des Drachen. Heilendes Licht und kühlende Flammen. Mehr sah man nicht, doch war es mehr als genug. Seine Wunden heilten, Farbe kehrte ins Gesicht zurück. Die alte Macht des Ordens war zurück, wenn auch auf ganz andere und unerwartete Weise. Eldorian und Sulva schliefen ein.
Tharon wartete noch, dann brach er gemeinsam mit Berethor auf, zurück nach Hohenfels. Die Söldner und Soldaten Peliads waren noch dort und beobachteten schweigend den Kampf, der dort stattfand. Als hätte der Boden hier nicht schon genug Blut gesehen an jenem Tage. Wulfus kämpfte gegen den Ork, der Tharon und Fhink vor einigen Tagen schon begegnet war. Ungleich schien der Kampf, aber die seltsame Kraft, welche Wulfus ihm einst gezeigt hatte, begann wieder zu wirken. So nahm der Kampf ein schnelles Ende, als der Ork irgendwann desinteressiert davon ging. Doch was wirklich geschehen war, was der Ursprung der Kraft war, das würde Wulfus ihm wohl ein andermal berichten. Auch er ging. Der kleine Wicht und auch der bretonische Spielmann wurden beide von Tharon eingeladen. Der Hetman mochte die Gesellschaft der Wichte auf gewisse Weise, und ein Spielmann konnte kein falscher Gast sein. Sie würden den Weg nach Tilhold wohl finden.
Genau wie Titus. Der junge schwächliche, doch recht schlaue und aufrichtige Knabe, sicher nicht älter 15 Sommer, wurde in die Miliz Edais aufgenommen und sollte sie auf der Jagd nach den Wölfen begleiten. Tharon hatte dem Jungen empfohlen, am besten Eldorian direkt zu fragen. Eldorian und Rolka prüften ihn, genau wie Sulva es tat, denn ihr oblag die Entscheidung. Ein starker Honigschnaps Tharons besiegelte wohl ihre Wahl, denn sie nahmen den Burschen auf. Glücklicherweise hatte er an Tilholds Feuern schon das Trinken kennengelernt, so dass es ihn nicht umhauen konnte. Sulva hatte wohl, mit Eldorians nachhaltigem Einverständnis, Tharon als Lehrer für Titus gewählt. Eine harte Schule würde das werden, aber im Sinne der neuen Allianz mit Edai wäre es nur recht, wenn Tharon aus dem kleinen Mann einen etwas größeren und stärkeren machen würde. Zuerst müsste er einen Tag und eine Nacht bei Mutter Frenya in der Küche arbeiten, dann am Feuer den Geschichten und Liedern aus Kampf und Jagd lauschen. Dann würde alles andere leichter fallen. Ein Dauerlauf mit Tjoenn zum Beispiel. Ein Bad im eiskalten Wasser, ein Ringkampf und ein Waldlauf. Es gab viele Ideen und Möglichkeiten. Und es würde beginnen, sobald Titus Tilhold erreichte.
Tharons Blick wanderte noch einmal hoch zur Burg. Hohenfels war ruhiger nun, nach dem Duell zwischen Eldorian und Hagen von Dunkelwald. Raben umkreisten die Feste, die Soldaten schwiegen, ab und an gab es wohl Neues zu berichten, was den Zustand des Lehnsherrn von Peliad betraf. Genaues aber war nicht zu hören oder zu sehen. Tharon sprach innerlich zu den Göttern, dass Dunkelwald sein Leben verlieren solle, denn dann hätte der Kampf wenigstens einen Sinn gehabt. So war nur viel Blut geflossen, ohne klares Ergebnis.
Vor dem Kampf erklärte Dunkelwald die Regeln. Beide Zeugen eines Kriegers, für Eldorian waren es Rolka und Tharon selbst, hatten jederzeit das Recht, den Kampf zu beenden, durch das Werfen eine Tuches. Nun, Tharon hatte ein solches nicht, und geworfen hätte er es niemals. Ein Kampf auf Leben und Tod sollte nicht solchen dummen Regeln unterliegen. Magie war untersagt, das war gut. Und ein Eingreifen anderer ebenso.
Mehr als nur einmal sprühten die Funken, als die Klingen der Kämpfer gegeneinander schlugen und ächzend laute Geräusche schufen. Mehr als einmal wechselte die Oberhand, mehr als einmal ging ein Raunen durch die Reihen der Zuschauer, zu denen sich auch Wulfus, Ceres, Taleth und Berethor gesellten. Der Spielmann Calwin zeichnete alles auf, einer vom Landboten war auch dort. Ja, der Kampf zog die Leute an. Nur Sulva war nicht da. Zumindest schien es Tharon so, bis er sie hörte. Sie fürchtete um Eldorians Leben, sie berührte irgendwann seine Schulter und betete. Auch Tharon sprach ein stummes Gebet, als ein Schatten sich auf den Kampflatz bewegte. War das Lebans Kraft? Immerhin war der Bruder Hagens ein Lebaner. Innerlich fluchte Tharon, dass der schwarze Bastard Leban seine Finger im Spiel hatte. Aber ein Donnern war es, dass Thor ebenso auf den Plan treten ließ, es schien ihm so.
Dunkelwald kämpfte mit unfairen Mitteln. Oft ließ er sich zu Boden bringen, nur um Eldorian von unten her zu attackieren, was auch mehr als einmal gelang. Eldorians Bein war in Mitleidenschaft gezogen, bald auch seine Schulter. Auch Dunkelwald hatte bald ähnliche Wunden zu beklagen, doch es ließ den Kampf nur verbissener werden. Blutbesudelt kämpften beide erbarmungslos weiter. Eldorians Täuschungen schien Dunkelwald ab und an voraus zu sehen, und Tharon glaubte mehr als einmal, dass der Lebaner, Dunkelwalds Bruder namens Janus, damit zu tun haben mochte. Schwert schlug auf Schwert, Klinge auf Brustpanzer und andere Stellen. Immer wieder Parade und Angriff, Angriff und Parade. Während Eldorian Dunkelwald oft die Gelegenheit gab, wieder Haltung einzunehmen, nutzte der dunkle Lehnsherr jede Chance, aus der Oberhand einen Sieg zu machen. Zahlreich waren die Wunden, oftmals fiel erst der eine, dann der andere, bis sie irgendwann beide am Boden lagen und mit den letzten noch verbliebenen Kräften einen Sieg herbeiführen wollten:
Dunkelwald ließ sich auf Eldorian fallen, dabei stieß er in dessen Schulter, während Eldorian seine Brust treffen konnte. Immer noch war der Kampf nicht vorbei.
Dann, als es schon dunkel war und die Menge jeden Augenblick eine Entscheidung erwartete, durchbohrte Eldorian Dunkelwald, aber wurde selbst durch die Klinge des Herrn von Peliad getroffen. Blut spritzte aus Eldorians Kehle, als Dunkelwald und er am Boden lagen, reglos, am Ende.
Der nur noch schwach atmende Hagen wurde von seinen Leuten, darunter Bruder und Sohn, in die Burg gebracht. Keiner aus Peliad achtete auf den schwer verwundeten Eldorian, dem sich sofort Sulva, Titus, Tharon und Berethor widmeten. Eldorian röchelte, dann flüsterte er Tharon etwas zu, und Tharon verstand.
"Auf mein Pferd!" rief er.
Die anderen halfen, Eldorian auf Tharons Pferd zu legen und wie von Sturm und Donner getrieben ritten sie zum Drachenturm.
Viel Blut geflossen.
Und das Gebet, Dunkelwald möge an seinen Wunden sterben.
Tharon wartete noch, dann brach er gemeinsam mit Berethor auf, zurück nach Hohenfels. Die Söldner und Soldaten Peliads waren noch dort und beobachteten schweigend den Kampf, der dort stattfand. Als hätte der Boden hier nicht schon genug Blut gesehen an jenem Tage. Wulfus kämpfte gegen den Ork, der Tharon und Fhink vor einigen Tagen schon begegnet war. Ungleich schien der Kampf, aber die seltsame Kraft, welche Wulfus ihm einst gezeigt hatte, begann wieder zu wirken. So nahm der Kampf ein schnelles Ende, als der Ork irgendwann desinteressiert davon ging. Doch was wirklich geschehen war, was der Ursprung der Kraft war, das würde Wulfus ihm wohl ein andermal berichten. Auch er ging. Der kleine Wicht und auch der bretonische Spielmann wurden beide von Tharon eingeladen. Der Hetman mochte die Gesellschaft der Wichte auf gewisse Weise, und ein Spielmann konnte kein falscher Gast sein. Sie würden den Weg nach Tilhold wohl finden.
Genau wie Titus. Der junge schwächliche, doch recht schlaue und aufrichtige Knabe, sicher nicht älter 15 Sommer, wurde in die Miliz Edais aufgenommen und sollte sie auf der Jagd nach den Wölfen begleiten. Tharon hatte dem Jungen empfohlen, am besten Eldorian direkt zu fragen. Eldorian und Rolka prüften ihn, genau wie Sulva es tat, denn ihr oblag die Entscheidung. Ein starker Honigschnaps Tharons besiegelte wohl ihre Wahl, denn sie nahmen den Burschen auf. Glücklicherweise hatte er an Tilholds Feuern schon das Trinken kennengelernt, so dass es ihn nicht umhauen konnte. Sulva hatte wohl, mit Eldorians nachhaltigem Einverständnis, Tharon als Lehrer für Titus gewählt. Eine harte Schule würde das werden, aber im Sinne der neuen Allianz mit Edai wäre es nur recht, wenn Tharon aus dem kleinen Mann einen etwas größeren und stärkeren machen würde. Zuerst müsste er einen Tag und eine Nacht bei Mutter Frenya in der Küche arbeiten, dann am Feuer den Geschichten und Liedern aus Kampf und Jagd lauschen. Dann würde alles andere leichter fallen. Ein Dauerlauf mit Tjoenn zum Beispiel. Ein Bad im eiskalten Wasser, ein Ringkampf und ein Waldlauf. Es gab viele Ideen und Möglichkeiten. Und es würde beginnen, sobald Titus Tilhold erreichte.
Tharons Blick wanderte noch einmal hoch zur Burg. Hohenfels war ruhiger nun, nach dem Duell zwischen Eldorian und Hagen von Dunkelwald. Raben umkreisten die Feste, die Soldaten schwiegen, ab und an gab es wohl Neues zu berichten, was den Zustand des Lehnsherrn von Peliad betraf. Genaues aber war nicht zu hören oder zu sehen. Tharon sprach innerlich zu den Göttern, dass Dunkelwald sein Leben verlieren solle, denn dann hätte der Kampf wenigstens einen Sinn gehabt. So war nur viel Blut geflossen, ohne klares Ergebnis.
Vor dem Kampf erklärte Dunkelwald die Regeln. Beide Zeugen eines Kriegers, für Eldorian waren es Rolka und Tharon selbst, hatten jederzeit das Recht, den Kampf zu beenden, durch das Werfen eine Tuches. Nun, Tharon hatte ein solches nicht, und geworfen hätte er es niemals. Ein Kampf auf Leben und Tod sollte nicht solchen dummen Regeln unterliegen. Magie war untersagt, das war gut. Und ein Eingreifen anderer ebenso.
Mehr als nur einmal sprühten die Funken, als die Klingen der Kämpfer gegeneinander schlugen und ächzend laute Geräusche schufen. Mehr als einmal wechselte die Oberhand, mehr als einmal ging ein Raunen durch die Reihen der Zuschauer, zu denen sich auch Wulfus, Ceres, Taleth und Berethor gesellten. Der Spielmann Calwin zeichnete alles auf, einer vom Landboten war auch dort. Ja, der Kampf zog die Leute an. Nur Sulva war nicht da. Zumindest schien es Tharon so, bis er sie hörte. Sie fürchtete um Eldorians Leben, sie berührte irgendwann seine Schulter und betete. Auch Tharon sprach ein stummes Gebet, als ein Schatten sich auf den Kampflatz bewegte. War das Lebans Kraft? Immerhin war der Bruder Hagens ein Lebaner. Innerlich fluchte Tharon, dass der schwarze Bastard Leban seine Finger im Spiel hatte. Aber ein Donnern war es, dass Thor ebenso auf den Plan treten ließ, es schien ihm so.
Dunkelwald kämpfte mit unfairen Mitteln. Oft ließ er sich zu Boden bringen, nur um Eldorian von unten her zu attackieren, was auch mehr als einmal gelang. Eldorians Bein war in Mitleidenschaft gezogen, bald auch seine Schulter. Auch Dunkelwald hatte bald ähnliche Wunden zu beklagen, doch es ließ den Kampf nur verbissener werden. Blutbesudelt kämpften beide erbarmungslos weiter. Eldorians Täuschungen schien Dunkelwald ab und an voraus zu sehen, und Tharon glaubte mehr als einmal, dass der Lebaner, Dunkelwalds Bruder namens Janus, damit zu tun haben mochte. Schwert schlug auf Schwert, Klinge auf Brustpanzer und andere Stellen. Immer wieder Parade und Angriff, Angriff und Parade. Während Eldorian Dunkelwald oft die Gelegenheit gab, wieder Haltung einzunehmen, nutzte der dunkle Lehnsherr jede Chance, aus der Oberhand einen Sieg zu machen. Zahlreich waren die Wunden, oftmals fiel erst der eine, dann der andere, bis sie irgendwann beide am Boden lagen und mit den letzten noch verbliebenen Kräften einen Sieg herbeiführen wollten:
Dunkelwald ließ sich auf Eldorian fallen, dabei stieß er in dessen Schulter, während Eldorian seine Brust treffen konnte. Immer noch war der Kampf nicht vorbei.
Dann, als es schon dunkel war und die Menge jeden Augenblick eine Entscheidung erwartete, durchbohrte Eldorian Dunkelwald, aber wurde selbst durch die Klinge des Herrn von Peliad getroffen. Blut spritzte aus Eldorians Kehle, als Dunkelwald und er am Boden lagen, reglos, am Ende.
Der nur noch schwach atmende Hagen wurde von seinen Leuten, darunter Bruder und Sohn, in die Burg gebracht. Keiner aus Peliad achtete auf den schwer verwundeten Eldorian, dem sich sofort Sulva, Titus, Tharon und Berethor widmeten. Eldorian röchelte, dann flüsterte er Tharon etwas zu, und Tharon verstand.
"Auf mein Pferd!" rief er.
Die anderen halfen, Eldorian auf Tharons Pferd zu legen und wie von Sturm und Donner getrieben ritten sie zum Drachenturm.
Viel Blut geflossen.
Und das Gebet, Dunkelwald möge an seinen Wunden sterben.
In den letzten Tagen gab es keine Neuigkeiten, was die Gesundheit Dunkelwalds betraf. Nicht dass es wichtig wäre, doch wer wusste schon, ob Peliad nicht gegen den Norden und seine Allianzen vorgehen würde, falls der Lehnsherr seinen Wunden erliegen sollte. Bisher machten alle weiter wie gehabt, denn Eldorian regenerierte sehr schnell -dank gewisser Umstände im Drachenturm.
Der Bretonenknabe, Titus, war ein sehr wissbegieriger und vor allem tapferer Schüler. Tharon hätte nicht gedacht, dass der Bursche fehlende Kraft mit umso mehr Entschlossenheit und Geschick ausgleichen würde. Und die Kraft, sie würde noch kommen. Im Vordergrund der Übungen standen zunächst grundlegende Kampftaktiken mit dem Schwert, Attacke, Parade und natürlich auch die Kampflist der Finte. Gegen einen toten Gegner, einem schweren Holzblock, stellte sich Titus erst recht unfähig an, aber Tharon behielt im Hinterkopf, dass so ein Zauberwirker wie der Bretone wohl eher selten ein Schwert in Händen hatte. Das sollte sich also ändern. Nachdem Tharon ihm die richtige Körperhaltung erklärte, besonders was seinen Stand, den Rumpf und den Kopf betraf, kam die Haltung der Arme, das Greifen des Schwertes und der Fluß der Bewegung beim Schwerthieb dazu. Und nach einigen Versuchen war es sogar sehr ansehnlich.
So kämpften sie am ersten Tage des Trainings gegeneinander, damit Titus das Gefühl für sein Schwert erlangen konnte. Tharon hatte ein mittelgroßes Bastardschwert für den jungen Recken gewählt und es mit Schutzrunen verzieren lassen. Es war sein Geschenk an einen guten Schüler aus Edai. Die Grundkenntnisse verinnerlichte der junge Mann sehr schnell, und so waren es unzählige Wiederholungen, die ihm das Gelernte vertiefen sollten.
Ringkampf, Prügeleien und Dauerlauf kamen ebenso zum Zuge wie lange Gespräche am Lagerfeuer. Oft ging es um Kampftaktiken und Strategien, aber viel wichtiger war, dass Titus verstand, wo die eigentliche Kraft lag. Es waren der Verstand und das Herz, und die Klinge war nur das ausführende Werkzeug. Kein Zögern durfte es geben, es könnte dem Gegner die Oberhand geben. Nicht immer an die Folgen denken, sondern Handeln, lautete die Devise, die Titus schnell verstanden hatte. Besonders bei einer Übung gegen einen Gegner aus dem Verborgenen -Auluua. Die Elaya stellte sich recht geschickt an, als sie plötzlich Tharon und nicht Titus angriff. Tharon war überrascht von dem Angriff, seine Ausweich- und Abwehrbewegungen kamen einen Augenblick zu spät. Und Titus tat, was ihm beigebracht wurde: Er zögerte nicht und griff sie an.
Auluua merkte Tharon gegenüber an, er solle seinem Schüler Respekt vor dem Lehrer beibringen.
"Ich bringe ihm vor allem bei, Entscheidungen zu treffen."
Die kommende Nacht sollte Titus schließlich in den Reihen der Krieger verbringen, die im westlichen Lager ihre Pflicht taten. Er sollte den Geschichten lauschen, essen und trinken. Früh am Morgen würde es wieder einen Dauerlauf geben, später dann vielleicht einen Ausritt. Denn den Kampf zu Pferde musste er wenigstens in Ansätzen beherrschen.
Tharon war sehr zufrieden.
Und er hätte wohl auch nicht erwartet, allzu schnell wieder im Lager der Hun, bei deren Khagan, zu sitzen. Doch Rolka hatte ihn vor einigen Tagen gebeten, ihn zu begleiten. Wegen des Steines. Er wollte sich mit den Hun beraten, da ja einiges darauf hindeutete, dass eine Lösung für das Problem mit der Schlucht in deren Heimat zu finden sein mochte. Dass sie von diesem Volk dann eher wenig erfreuliche Dinge bezüglich Ecaltan erfuhren, überraschte Tharon zwar, überzeugte ihn aber nicht davon, wirklich in diese Wüste zu reisen, um bei einem Problem zu helfen, das ganz offensichtlich nur bretonische Anstrengungen dulden konnte, es zu lösen.
Immer wieder bemühte er sich, den Einfluss der Finsterschlucht so gering wie es nur möglich war zu halten, was den Norden anging. Die letzte direkte Einmischung war schon nicht gut verlaufen. Und gerade jetzt, wo er Frieden mit sich zu finden schien, wollte er nicht wieder den Fehler begehen und sich mit Mächten anlegen, die man mit Waffen nicht besiegen konnte.
Heute, einen Tag nach dem Übungskampf gegen Auluua, hatten Tharon und Titus den morgendlichen Lauf beendet. Es war noch recht früh, weshalb er Titus bis zum Abend freistellte, damit er sich seinen eigenen Übungen und Interessen widmen konnte. Tharon selbst ritt gen Süden, um in Midtjord nach Wulfus zu fragen. Er sei in den Süden aufgebrochen. Offenbar war der Besuch bei Hohenfels, am Tag des Duells, eine Zwischenstation gewesen. Wieso hatte er nichts gesagt? Was ging da vor? Offensichtlich war diese neue Kraft weitaus wichtiger als es anfangs erschien.
Tharon hoffte, schnell von Wulfus zu hören, während er nur beiläufig zu den bretonischen Soldaten an der Brücke blickte. Diese verfluchte Jagd ließ lang auf sich warten!
Der Bretonenknabe, Titus, war ein sehr wissbegieriger und vor allem tapferer Schüler. Tharon hätte nicht gedacht, dass der Bursche fehlende Kraft mit umso mehr Entschlossenheit und Geschick ausgleichen würde. Und die Kraft, sie würde noch kommen. Im Vordergrund der Übungen standen zunächst grundlegende Kampftaktiken mit dem Schwert, Attacke, Parade und natürlich auch die Kampflist der Finte. Gegen einen toten Gegner, einem schweren Holzblock, stellte sich Titus erst recht unfähig an, aber Tharon behielt im Hinterkopf, dass so ein Zauberwirker wie der Bretone wohl eher selten ein Schwert in Händen hatte. Das sollte sich also ändern. Nachdem Tharon ihm die richtige Körperhaltung erklärte, besonders was seinen Stand, den Rumpf und den Kopf betraf, kam die Haltung der Arme, das Greifen des Schwertes und der Fluß der Bewegung beim Schwerthieb dazu. Und nach einigen Versuchen war es sogar sehr ansehnlich.
So kämpften sie am ersten Tage des Trainings gegeneinander, damit Titus das Gefühl für sein Schwert erlangen konnte. Tharon hatte ein mittelgroßes Bastardschwert für den jungen Recken gewählt und es mit Schutzrunen verzieren lassen. Es war sein Geschenk an einen guten Schüler aus Edai. Die Grundkenntnisse verinnerlichte der junge Mann sehr schnell, und so waren es unzählige Wiederholungen, die ihm das Gelernte vertiefen sollten.
Ringkampf, Prügeleien und Dauerlauf kamen ebenso zum Zuge wie lange Gespräche am Lagerfeuer. Oft ging es um Kampftaktiken und Strategien, aber viel wichtiger war, dass Titus verstand, wo die eigentliche Kraft lag. Es waren der Verstand und das Herz, und die Klinge war nur das ausführende Werkzeug. Kein Zögern durfte es geben, es könnte dem Gegner die Oberhand geben. Nicht immer an die Folgen denken, sondern Handeln, lautete die Devise, die Titus schnell verstanden hatte. Besonders bei einer Übung gegen einen Gegner aus dem Verborgenen -Auluua. Die Elaya stellte sich recht geschickt an, als sie plötzlich Tharon und nicht Titus angriff. Tharon war überrascht von dem Angriff, seine Ausweich- und Abwehrbewegungen kamen einen Augenblick zu spät. Und Titus tat, was ihm beigebracht wurde: Er zögerte nicht und griff sie an.
Auluua merkte Tharon gegenüber an, er solle seinem Schüler Respekt vor dem Lehrer beibringen.
"Ich bringe ihm vor allem bei, Entscheidungen zu treffen."
Die kommende Nacht sollte Titus schließlich in den Reihen der Krieger verbringen, die im westlichen Lager ihre Pflicht taten. Er sollte den Geschichten lauschen, essen und trinken. Früh am Morgen würde es wieder einen Dauerlauf geben, später dann vielleicht einen Ausritt. Denn den Kampf zu Pferde musste er wenigstens in Ansätzen beherrschen.
Tharon war sehr zufrieden.
Und er hätte wohl auch nicht erwartet, allzu schnell wieder im Lager der Hun, bei deren Khagan, zu sitzen. Doch Rolka hatte ihn vor einigen Tagen gebeten, ihn zu begleiten. Wegen des Steines. Er wollte sich mit den Hun beraten, da ja einiges darauf hindeutete, dass eine Lösung für das Problem mit der Schlucht in deren Heimat zu finden sein mochte. Dass sie von diesem Volk dann eher wenig erfreuliche Dinge bezüglich Ecaltan erfuhren, überraschte Tharon zwar, überzeugte ihn aber nicht davon, wirklich in diese Wüste zu reisen, um bei einem Problem zu helfen, das ganz offensichtlich nur bretonische Anstrengungen dulden konnte, es zu lösen.
Immer wieder bemühte er sich, den Einfluss der Finsterschlucht so gering wie es nur möglich war zu halten, was den Norden anging. Die letzte direkte Einmischung war schon nicht gut verlaufen. Und gerade jetzt, wo er Frieden mit sich zu finden schien, wollte er nicht wieder den Fehler begehen und sich mit Mächten anlegen, die man mit Waffen nicht besiegen konnte.
Heute, einen Tag nach dem Übungskampf gegen Auluua, hatten Tharon und Titus den morgendlichen Lauf beendet. Es war noch recht früh, weshalb er Titus bis zum Abend freistellte, damit er sich seinen eigenen Übungen und Interessen widmen konnte. Tharon selbst ritt gen Süden, um in Midtjord nach Wulfus zu fragen. Er sei in den Süden aufgebrochen. Offenbar war der Besuch bei Hohenfels, am Tag des Duells, eine Zwischenstation gewesen. Wieso hatte er nichts gesagt? Was ging da vor? Offensichtlich war diese neue Kraft weitaus wichtiger als es anfangs erschien.
Tharon hoffte, schnell von Wulfus zu hören, während er nur beiläufig zu den bretonischen Soldaten an der Brücke blickte. Diese verfluchte Jagd ließ lang auf sich warten!