Die Reiter des Nordens

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Tharon
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Beitrag von Tharon » 07 Feb 2008, 18:50

"Er hat etwas Vorsprung", murmelte Tharon leise, während sie das Lager und die Spuren untersuchten. Beide knieten abwechselnd, der jeweils andere hielt dann immer die Augen offen, die Waffe in der Hand. So dauerte es nicht lange, bis sie alles, was wesentlich war, gesehen hatten.

Aber was war das? Zuvor war er wohl gar nicht allein gewesen, aber seine Begleiter hatten ihn verlassen. Nun, die waren auch nicht wichtig...

Beide, Tharon und Wulfus, fanden schließlich weitere Spuren und Anzeichen, die recht interessant waren:
Mindestens zwei weitere Personen, groß und kräftig, waren hier am Lager. Und dann brachen sie auf, um dem Bretonenlord zu folgen. Es ging nordwärts, ab und an auch nach Osten.

So folgten sie diesen Spuren...

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Wulfus
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Beitrag von Wulfus » 08 Feb 2008, 10:34

Ein Falke landete auf Tharons Schulter. Er hatte ein Päckchen am Fuß befestigt, welches Tharon sofort öffnete. Laut las er sich und Wulfus die Nachricht vom Tod eines Bretonen vor. Nicht der Lord, jedoch zugerichtet wie von einem Wolf.

Dann kam auch noch Rolka des Weges - und erzählte ihnen von den Völsungar, die anscheinend wieder Ärger machten.
Viel geschah in diesen Tagen.

Tharon und Wulfus konzentrierten sich jedoch auf die Jagd nach dem Lord. Die Nachrichten von denen, die weit entfernt anderes erlebten, erhielten sie zwar, doch wichen sie nicht von der Fährte des namenlosen Mannes. Wieso auch?

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Tharon
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Beitrag von Tharon » 11 Feb 2008, 14:02

Die Neuigkeiten aus südlicheren Gefilden nahmen sie zur Kenntnis, aber nichts konnte sie davon abhalten, weiter ihren Weg zu gehen -im doppelten Sinne. Einerseits der Weg, den die Götter verlangten, andererseits jener des 'Lords', dem sie unablässig folgten.

So wanderten sie also schon vier Tage und folgten dabei seinen Spuren. Allein war er, doch auch andere Verfolger waren unterwegs, und sie mussten wohl zwischen den beiden Donnerkriegern und 'ihm' laufen. Denn es machte den Eindruck, als ob auch diese Fremden, die vielleicht keine waren, dem Manne folgten.

Dass Rolka ausgerechnet in dieser Zeit nach einem der beiden Völsungar, nämlich Skjalgur, fragte und dass jener allein war, könnte -so das Schicksal es wollte- auch bedeuten, dass sie nicht weit waren. Völsungar verfolgten IMMER und LANGE ihre Spuren, und Tharons Informanten hatten angedeutet, dass auch sie von dem 'Lord' wussten und hier und da Fragen gestellt hatten über ihn.

Nun, sie würden es sehen. Und Tharon versicherte Wulfus unterwegs, dass der Lord ihm gehören würde -er kam mit, weil es einen Bund zwischen ihnen gab und weil der Weg zusammen beschritten werden musste!

So ließen sie also alle Wege hinter sich, das Dickicht und die Wälder in den Bergen waren die Umgebung, in der sie wachsam suchten. Bald schon gab es kein Lagerfeuer mehr, denn hinter jeder Biegung oder jedem ausgetretenen Pfad, hinter jedem Hügel oder Fels konnte etwas lauern...




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Wulfus
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Beitrag von Wulfus » 11 Feb 2008, 14:21

Wulfus nickte Tharon zu. Würden sie den Lord finden und er dann nicht sofort und augenblicklich sich seinem Schicksal fügen und ihnen als Gefangener nach Südfen folgen, dann würde er den lang ersehnten Zweikampf gegen ihn austragen. Alleine - so wie es ehrenhaft war!

Aber, wer weiß ob es dazu kommen würde, murmelte er zu Tharon. Sie beide kannten die Gefilde vermutlich so gut wie wenig andere, der eine war erfahren und viel gereist, der etwas jüngere hatte als Anführer auch schon viele Abenteuer in den Schwarzbergen zu bestehen gehabt.

Es fügte sich alles...sie ritten und beide trugen wortlos und wie von selbst ihres dazu bei, um die Jagd schnell zu beenden.

Und dies funktionierte besser und ohne Probleme - kaum denkbar, und Wulfus musste schmunzeln, denn er entsann sich der vielen Situationen wo er Tharon bis auf das Äußereste provoziert hatte - absichtlich, nur um den Jüngeren herauszufordern und von dessen Meinung abzubringen.

Das Schmunzeln blieb auf seinem Gesicht, als er weiter vorne etwas Rauch aufsteigen sah.
"Mhm...ich kenne das Dorf. Da half ich beim Aufbau nach dem Krieg und bekam Haakon geschenkt."

Wulfus blickte vom Pferd zur Seite hinunter - doch dort war kein Hund. Denn dieser begleitete immer noch Myrkva. Wulfus seufzte kurz - dann ritten sie zu der kleinen Ansiedelung um Erkundigungen einzuholen.

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Meister
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Beitrag von Meister » 13 Feb 2008, 16:45

Erst war es ein Helm, der zu finden war. Dann ein Schwert. Ein Waffengürtel. Eine Kettenhose. Es folgten immer mehr Rüstungsteile und Gegenstände, die vereinzelt wie liegengelassen wirkten. Tage später waren sogar seine Stiefel zu finden. Auch die Lager wurden spartanischer und zuletzt fehlten sogar irgendwelche Feuer. Eines Nachts, der Mond stand in voller Blüte hoch am Himmel, war das Heulen eines Wolfes zu hören. Ein eindringliches Heulen. Und von dieser Nacht an waren Spuren eines Menschen nicht mehr zu finden. Aber die eines Wolfes.

Was hatte er schon zu verlieren? Die Jagd, die Jagd war es, um die es ging.
Alea iacta est.

Die Würfel sind gefallen!

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Wulfus
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Beitrag von Wulfus » 13 Feb 2008, 17:52

Wulfus knurrte leise und deutete auf den Stiefel. Schon all die anderen Sachen hatten sie, der Reihe nach, gefunden, jetzt standen Tharon und er da und hielten Inne.


Es war Nacht - und Wulfus lauschte und sah in das Dunkel hinein. Nichts. Da war keiner, der diesen Stiefel noch brauchen würde. Stattdessen Wolfsspuren - nur einen Hauch tiefer in die Erde gedrückt, als es sonst üblich war.

"Wir folgen den Lauten und Spuren der Natur...sei wachsam, Tharon...irgendetwas sagt mir, dass wir sehr vorsichtig sein sollten..."

Dann folgten sie den "neuen" Spuren.

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Tharon
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Beitrag von Tharon » 13 Feb 2008, 18:32

Wortlos nickte Tharon. Er sah sich noch einmal genau um, ob es noch etwas zu lesen gab, dann zogen sie weiter.

Wachsam und aufmerksam. Die Kapuze aufgesetzt, und dennoch in alle Seiten und Richtungen blickend, das Unterholz und die Dickichte nicht meidend, genau wie sie auf die Baumkronen achteten.

Ja...etwas stimmte hier ganz und gar nicht...

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Wulfus
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Beitrag von Wulfus » 14 Feb 2008, 21:43

Und dann hörten sie das Heulen ganz nahe. Leise glitten sie von den Rücken ihrer Pferde und erklommen einen steilen Berghang.

Und oben - stand er. Ein Wolf, groß und heulend...aber gequält wirkend. Wulfus und Tharon stellten sich wachsam auf. Das war er. Verwandelt zu einem Werwolf. Heimdall ließ es ihn spüren - das Wesen handelte scheinbar für niemanden, nur für den Wahn, der auch sein Fluch war.
Und so verlief auch das Gespräch - ES hatte keine Einsicht die Jagd nach den, wie er sie nannte, "Wölfe die keine echten Wölfe waren", zu beenden. Doch dem musste Einhalt geboten werden - egal ob es nun ein Fluch war oder ein wissentlicher Verstoß gegen die Abmachungen.
Immerhin standen sie auf dem Land von Nordmännern - über ds die nordischen Götter, sie selbst und die Anführer des Nordens wachten.

Als Wulfus schon bereit war - trotz des drohenden Geheuls weit hinter dem Werwolf - den verwandelten Lord anzugreifen, veränderte dieser seine Gestalt.

Ein Mann mit jungendlichem Gesicht, aber sehr erwachsener Stimme stand vor ihnen. Orientierungslos und stotternd fragend: "Was? .... Was?".

Wulfus formulierte erneut seine Forderung: "Du bist ein Gefangener und wenn du widerstandslos mit uns kommst, wirst du das Gastrecht der Nordleute kennenlernen, welches auch für gesittete Gefangene gilt. Ansonsten wirst du dein erbärmliches Leben hier beenden.".

Der Gefangene fügte sich. Doch Tharon schlug vor, ihn bewusstlos zum westlichen Huginner-Lager zu schaffen. Wortlos schlug Wulfus dem Mann gegen die linke Schläfe und legte einen Kopfstoß nach, als dieser taumelte anstatt sofort zu Boden zu gehen.

"Dürr - aber zäh".


Gefesselt brachten sie ihn in das Huginner-Lager und Wulfus ritt zu den Zwergen, um einen Wunsch zu deponieren.

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Tharon
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Beitrag von Tharon » 15 Feb 2008, 11:30

Als sie dem Werwolf gegenüber standen, und vornehmlich Wulfus mit jenem sprach, behielt Tharon die Umgebung im Auge, denn das Aufheulen anderer Wölfe konnte auch bedeuten, dass er Verbündete hatte. Von den mindestens zwei anderen Verfolgern war nichts zu bemerken. Aber er schien wohl gewütet zu haben...denn der einzige Wolf dieser Art war er nicht.
Und erst als Tharon Darius und Aurelia erwähnte, verschwand der Wahn, der ihn lenkte, und der 'Lord' wurde ein Mensch.

Im Lager der Huginner, im Westen der nördlichen Berge, ließ Tharon den Mann festsetzen, gefesselt und in schwerer Bewachung. Wenn Aslardill Wulfus Ansinnen zustimmte, dann würde der Kerl bald in Eisen liegen, und er konnte sich verwandeln wie er wollte. Wachhunde wurden postiert, alles gesichert.
"Schickt eine Nachricht an Tjoenn und Sigandi, sagt ihnen, es gibt noch mehr als den. Und kein Wort an die Bretonen."
Der Lord beantwortete vorerst keine Fragen, er sagte kein Wort.
"Gut. Du wirst noch reden...vertrau mir", sagte Tharon düster.

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Meister
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Beitrag von Meister » 15 Feb 2008, 11:57

Nach und nach kamen die Erinnrungen wieder, wie sie immer wieder kamen. Er sah an sich herunter und sah den Körper eines Mannes, der nicht mehr als zwei Jahrzehnte zählte, doch er fühlte sich wie Siebzig. Tatsächlich war er um die Vierzig. Und seine Stimme war das Einzige, was dies andeutete. Für die bretonischen Soldaten die er in seinem Leben nach Zwanzig befehligt hatte, war es nie einfach gewesen, sich an sein junges Aussehen zu gewöhnen und deshalb hatte er sich nur wenigen ohne Helm, geschweige denn ohne Rüstung gezeigt. Und diese schwiegen wie sie immer alle schwiegen, wenn es um ihn ging. Das gehörte wohl zum Fluch dazu.

Er saß in seiner Steinzelle und sah den Nordmann nur schweigend an, wenn er kam und ihm Fragen stellte. Auch als er sich schon längst wieder erinnerte. Antworten. Was sollten diese schon nützen. Er hatte getan, was getan werden mußte. Die Tage der Wölfe waren gezählt. Sie würden lernen, was es hieß ein Wolf zu sein. Er lächelte zufrieden. Er war zufrieden. Tatsächlich zufrieden.
Alea iacta est.

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Wulfus
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Beitrag von Wulfus » 15 Feb 2008, 14:20

Wulfus selbst begleitete das Fuhrwerk mit den schweren Ketten vom Lager der Waräger durch ganz Midtjord, dann bis zur Handelsstation in Tillhold und danach weiter durch schmale Wege bis hin zum westlichen Lager der Huginner.

Die zwergischen Schmiede haben ausgezeichnete Arbeit geleistet. Die Ketten waren aus edelstem Metall - nicht eine Verunreinigung war zu sehen. Sorgsam waren die Schaniere und das Schloss der Hand- und Fußklemmen in das Metall eingearbeitet worden, damit auch an dieser Stelle der Kette keine Schwachstellen vorhanden waren.

Als sie dann das Lager der Huginner erreichten, schwang sich Wulfus vom Pferd und begrüßte die Wachen freundlich - ließ aber zielstrebig die Ketten zum Gefangenen bringen.

Ohne ein Wort zu sagen betrat er das steinerne Verlies und legte dem Mann die Ketten an. Beide Arme waren in einer Vorrichtung eng aneinander gefesselt, ebenso beide Beine. Wulfus verschloss beides - und überprüfte die Kette zwischen Arm- und Beinfessel. Auch diese saß fest - nun fixierte er nur noch die wegführenden zwei Ketten an zwei in die Wand eingearbeitete Metallringe, die dafür schon oft genutzt worden.

Schlussendlich saßen die Ketten des Lord fest und Wulfus ging wieder wortlos aus dem Verlies.

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Beitrag von Wulfus » 15 Feb 2008, 14:39

Keine 20 Minuten später kam Wulfus in Begleitung zweier nordischen Frauen zurück in das Verlies. Die eine trug einen Haufen an Speisen, die andere hatte Felle in der Hand.

Wortlos deutete Wulfus ihnen, dass sie die Felle auflegen sollten und die Speisen dem Gefangenen geben sollten. Dann schickte er die beiden Frauen, und auch die Wache aus dem Verlies.

Wulfus setzte sich hin und schwieg lange. Dann meinte er:

"Die Felle sollen dich in der Nacht wärmen, und die Speisen sind vom Beste, was hier im Lager vorhanden ist. Ich sagte ja - gesittete Gefangene werden gut behandelt. Das mit dem Kopfstoß war notwendig...und nichts persönliches.".

Wulfus schmunzelte kurz.

"Aber ich hörte, du sprichst nicht mit Tharon, wenn er dir Fragen stellt? Mhm, das wird ihn nicht zufrieden stimmen. Nun - mit mir brauchst du nicht sprechen...iss nur.".


Wulfus setzte sich dann in eine Ecke und begann selbst, stumm zu essen, denn die beiden Frauen hatten auch ihm etwas Fleisch und Erdäpfel mit in das Verlies gebracht.

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Beitrag von Tharon » 15 Feb 2008, 14:40

Als er das Lager wieder erreichte, nickte er den Wachen zu, die ihm von den Gaben der Zwerge erzählten.
"Ah, Wulfus war schon hier, gut."
Er sah sich noch einmal um und hoffte, dass die Nachrichtenübermittlung der Nordmannen besser sein würde als jene der Bretonen. Auch Aurelia hatte er nichts über den Gefangenen gesagt.
Es war die Gelegenheit, einiges zu erfahren.

Tharon betrat nun das Lager. In einem Kessel in der Mitte, am großen Feuer, dampfte eine heisse Suppe, ein paar Krieger wärmten sich. Ansonsten war alles schwer bewacht wie eh und je.
Dann betrat er die kleine Kammer aus Stein und betrachtete zufrieden die Ketten.
"Hat er gegessen oder getrunken?" fragte er noch, bevor er einzig mit dem sprach, den man Lord nannte.

Und er stellte Fragen wie:

'Wie ist dein Name?'
'Wieso hat Aurelia DICH geschickt oder war es dein alleiniger Wunsch?'
'Sind noch andere wie du unterwegs?'
und
'Wieviele hast du angesteckt?'

Sollte er wie zuvor nicht antworten:

"Wie lange das hier dauert und ob du deine Heimat wieder sehen wirst, hängt einzig von dir ab. Wir haben Zeit, wenn auch unsere Geduld manchmal schon zu sehr strapaziert wurde!"

Dann griff er die schweren Eisen und zog sie fester als nötig.

"Wie gut erträgt ein Werwolf Schmerzen?"




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Beitrag von Wulfus » 20 Feb 2008, 12:54

Er legte den Hammer neben sich ins Gras und blickte auf den Steinkreis, der im Mondlicht leicht erhellt war. Er schien schon wieder versagt zu haben. Wie sagte der alte Mann, der auf ewig verflucht war in den Steinen zu wandern? "Es gibt Zeiten, wo man kämpfen muss...".

Wulfus erinnerte sich an das enttäuschte des Gesicht des Jungen an der Tillhold-Handelsstation. Ja, er hätte den Ork einfach wegschaffen sollen. Wieso auch nicht? Er hatte ihm ausdrücklich gesagt, er sollte verschwinden. Was sucht überhaupt einer im Norden, der sich schon mehr als einmal Übergriffe gegen Menschen leistete? Er wäre nicht weiter als eine kleine unbedeutende Kerbe in irgendeinem Eichenholzstück gewesen - hätte Wulfus die Angewohnheit gehabt, solche traurigen Anlässe eines Ablebens zu dokumentieren.

Aber nun war es zu spät.
Er hatte den Ork abseits sitzen lassen, wohl um vor all den Gästen das harmonische Bild des gemeinsamen Essens aufrecht zu erhalten. Wulfus Magen verkrampfte sich. Was war das für ein Land? Ganz sicher nicht das, welches er in seinen Träumen sah. Und er war nicht der, der würdig war auf diesem Land zu reiten. Es begann zu blitzen und ein seltsamer Nebel wallte auf.

Wulfus legte sich ins Gras und schloss die Augen. Unter dem Donnern und dem seltsamen Raunen zuckte er oft zusammen. Blitze erhellten seine liegende Gestalt und irgendwo rannte ein Hund mit eingeklemmter Rute und aufgestelltem Nackenfell der ersten Witterung nach, die er kannte und rannte zu Myrkva.

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Beitrag von Tharon » 20 Feb 2008, 16:05

Mit einem Brummschädel und fehlenden Erinnerungen beladen, ritt Tharon nach Westen, um dem 'Lord' einen Besuch abzustatten. Er betrat das Lager, seine Laune war nicht gerade die beste. Und er war zornig, wenn er auch erst später erfuhr, warum:
Zornig gegen sich selbst, sich die Schwäche erlaubt zu haben, in Myrkva Chiva zu sehen, die schon lange fort war. Er wusste, es stand ihm im Weg. So konnte er als Reiter des Nordens niemals Thor und Freya GANZ dienen!

Der 'Lord' war es, der diese Wut zu spüren bekam. Nach kurzer Zeit, denn er wollte nicht reden, hatte er ein blaues Auge und seine Nase war blutig. Tharon brach ihm einen Finger, und nur zwei Krieger und die Gedanken an Freya ließen seine Wut in den Hintergrund treten.
So verließ er das Lager, und der 'Lord' sagte nichts.

Weiter im Westen, in einem Wald, fand er jenen einsamen großen Stein, wo er und Chiva früher viel Zeit verbracht hatten, fern von allen Problemen der Welt.
Der Stein spendete eine seltsame Wärme. An alles erinnerte er sich, an die Reise in den Süden, wo er ihr begegnet war, an Midgard, die Gefangenschaft im Godewald, einfach alles. Wieso quälten die Götter ihn, wenn er selbst nichts mehr davon wissen wollte?

"Weil du loslassen musst, endlich loslassen, Tharon."

"Wer bist du?" fragte er die Stimme.

"Lass sie gehen, denn sie ist fort. Dein Weg, euer Weg, ist ein anderer. Nun finde ihn und hilf. Denn er zweifelt an sich."

Neue, andere Zuversicht. Er öffnete die Augen. Da war nur der Stein. Nichts anderes. Er musterte das alte Gestein von allen Seiten. So lange war er nicht mehr hier, aber nie hatte er den Stein genauer betrachtet. Selbst nicht, als er mit ihr hier war. Und nun sah er die Zeichen. Freya.

"Ja."

Diese Antwort reichte aus. Mehr gab es nicht zu sagen. Wenn er nun eine Gefährtin hatte, dann war es Freya, und keine Erinnerungen an jemanden, der nicht mehr in dieser Welt existierte.

Er musste Wulfus finden. War es wirklich Wulfus, der zweifelte? Wegen des Orks, gegen den er die Kraft benutzt hatte? Tharon erinnerte sich auch daran.

Eilig ritt er ostwärts. Er fühlte, dass Wulfus vielleicht mehr als nur zweifelte.

"Mach keine Dummheiten", murmelte Tharon, während er ihn suchte.

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